Mikaela Shiffrin ist die Topfavoritin auf den erneuten Sieg im Gesamtweltcup. Vor dem Saisonauftakt denkt sie darüber nach, was sie bis zu ihrem Rücktritt noch erreichen will – aber nicht mehr muss.
Der letzte Winter brachte für Mikaela Shiffrin die ganze Palette an Gefühlen: mit dem idealen – weil siegreichen – Auftakt in Sölden, den drei weiteren Podestplätzen in den nächsten drei Rennen, der im Februar in China folgenden olympischen Ausfall-Orgie und dem Happy-End in Courchevel mit dem im drittletzten Saisonrennen sichergestellten Sieg im Gesamtweltcup. Wie so oft in ihrer Karriere stand Shiffrin wiederum am Ursprung ganz vieler interessanter Geschichten. Zugleich war dieser vierte Triumph ein ganz besonderer, weil es der erste nach dem Unfalltod ihres Vaters Jeff gut zwei Jahre zuvor war.
Vonn und Stenmark in Reichweite
War nach diesem tragischen Unglück gar für einen Moment ihre Karriere als Spitzensportlerin gefährdet gewesen, so kann Mikaela Shiffrin mittlerweile wieder die höchsten Ziele ins Auge fassen. Der 74-fachen Weltcupsiegerin aus den USA fehlen nur noch acht Triumphe, um mit Rekordhalterin Lindsey Vonn gleichzuziehen. Selbst die absolute Bestmarke von Ingemar Stenmark scheint noch immer in Reichweite.
Sollte sie die 86 Siege des Schweden übertreffen, so «wäre das eine enorme Leistung, wenn nicht sogar die bedeutendste Leistung in meiner Karriere. Es wäre gleichbedeutend damit, dass ich konstant an der Spitze und während meiner ganze Karriere erfolgreich war, dies zudem über mehrere Generationen von Athletinnen hinweg. Trotz Verletzungen, trotz einiger sehr traumatischer Erfahrungen auch», erzählt Shiffrin. Gleichzeitig habe sie aber keineswegs das Gefühl, diesen Rekord erreichen zu müssen, «nur damit ich mich bei meinem Rücktritt wohl fühle. Wenn ich ehrlich bin, so könnte ich morgen zurücktreten – und ich wäre zufrieden.»
Den Sport immer vorangetrieben
So ungewohnt es ist, unmittelbar vor dem Saisonstart über den Rücktritt zu sinnieren, so unwahrscheinlich ist ein solcher im Fall von Shiffrin zum jetzigen Zeitpunkt. Den Sport weiter voranzutreiben, das habe sie immer gewollt, «und ist mir während meiner gesamten Karriere gelungen», so die zweifache Olympiasiegerin und sechsfache Weltmeisterin.
«Wenn ich aber nicht mehr in der Lage sein sollte, mich weiter zu pushen, dann wäre ein Weitermachen sinnlos.» Dann wäre, sagt die Ausnahmeathletin, wohl der Zeitpunkt da, mit dem Skirennsport aufzuhören. Doch dieser Punkt scheint bei Shiffrin, die im März 2011 ihr Weltcup-Debüt gab und einmal in nur einer Saison 17 Weltcupsiege hamsterte, noch weit weg.
sda