Bruno Kernen «Hintermanns Podestplatz ist verdient – bei Feuz ist die Luft draussen»

Von Martina Baltisberger und Jan Arnet

20.1.2023

Kernen: «Wir wussten alle, dass Hintermann schnell sein kann»

Kernen: «Wir wussten alle, dass Hintermann schnell sein kann»

Niels Hintermann wird in der ersten Abfahrt von Kitzbühel Dritter. Bruno Kernen schätzt das legendäre Hahnenkamm-Rennen für blue News ein.

20.01.2023

Eine turbulente erste Kitzbühel-Abfahrt endet mit einem Podestplatz von Niels Hintermann, während Marco Odermatt und Beat Feuz leer ausgehen. Bruno Kernen analysiert das Rennen für blue Sport.

Von Martina Baltisberger und Jan Arnet

«Ein Super-Ergebnis für Niels. Er ist sehr clever gefahren, wie wir es von ihm gewohnt sind. In Wengen hat er mir gesagt: ‹Ich freue mich richtig auf Kitzbühel, das ist geil.› Er reiste schon mit der richtigen Einstellung dahin», sagt Kernen über Hintermanns 3. Platz auf der Streif. «Wir wussten, dass er schnell Ski fahren kann. Heute hat er an den richtigen Orten etwas Gas weggenommen, damit er den ganzen Speed über die flacheren Passagen mitnehmen konnte. Der Podestplatz ist absolut verdient.»

Auch Alexis Monney (11.) und Justin Murisier (12.) sorgten für positive Überraschungen. Doch nicht alle Schweizer werden diese erste von zwei Abfahrten in Kitzbühel gut in Erinnerung behalten. Marco Odermatt beendete das Rennen nach einem Schreckmoment nur auf Rang 54. «Und von Beat hätte man insgeheim vielleicht auch noch ein bisschen mehr erwartet», sagt Kernen über Feuz, der in seinem zweitletzten Rennen nur 28. wurde.

In den Top-10 klassierten sich zehn Fahrer aus acht verschiedenen Nationen. «Das zeigt, wie eng es an der Weltspitze ist», sagt der Berner Oberländer, der von einem «sehr spannenden, attraktiven und spektakulären Rennen» spricht.

Fragezeichen um Odermatt

Die Piste schien diesmal nicht ganz so gefährlich wie in vergangenen Jahren, die heikelsten Stellen wie etwa der Zielsprung wurden entschärft und schwere Stürze blieben glücklicherweise aus. «Es hatte zwar weniger Schläge drin, aber die Sicht war alles andere als ideal», so Kernen. «Umso mehr ziehe ich den Hut vor jedem Einzelnen, der sich auf die Streif wagte und damit irgendwo auch seine Gesundheit aufs Spiel setzte.» Man müsse ans Limit gehen, wenn man im Endergebnis eine Rolle spielen wolle.

Ein Fragezeichen steht noch hinter dem Gesundheitszustand von Marco Odermatt. Nach einer Schrecksekunde im oberen Streckenabschnitt konnte er sich zwar im Rennen halten, schien sich aber wehgetan zu haben. Der Nidwaldner humpelte aus dem Zielgelände und wollte keine Interviews geben. Eine Untersuchung soll in den nächsten Stunden Klarheit bringen.

«Ich hoffe, er hat sich nicht verletzt. Aber wenn er am Knie oder am Rücken lädiert ist, wäre es vielleicht taktisch schlauer, jetzt nichts zu riskieren», sagt der Abfahrtsweltmeister von 1997. Schliesslich befinde sich Odermatt in einer Top-Position, um den Gesamtweltcup erneut zu gewinnen – und die WM steht vor der Tür. «Er hat ein gutes Team um sich herum und wird sicher das Richtige entscheiden.»

Auf die zweite Kitzbühel-Abfahrt am Samstag wird Odermatt auf jeden Fall verzichten. «Ich bin froh, dass ich nicht im Netz gelandet bin. Jetzt muss ich aber zuerst mein Knie etwas schonen und schaue Tag für Tag weiter», lässt sich Odermatt in einer Medienmitteilung von Swiss-Ski zitieren.

Odermatt verhindert einen Sturz mirakulös

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20.01.2023

«Die Luft bei Feuz ist draussen»

Beat Feuz, der letztes Jahr in Kitzbühel noch gewinnen konnte, schaffte es nur knapp in die Top 30. «Er geht nicht mehr in jeder Passage ans absolute Limit», analysiert Kernen die Fahrt des abtretenden Abfahrtsweltmeisters. «Ich habe in Wengen mit ihm gesprochen, da hat er mir gesagt, dass er jetzt einfach noch dieses Rennen fahren wird und dann ist Schluss. Die Luft ist draussen bei ihm.»

Feuz würde vielleicht auch mit gewissen Sicherheitsgedanken fahren, mutmasst der 50-Jährige. «Aber das ist auch nachvollziehbar. Ich wünsche ihm von ganzem Herzen, dass er auch morgen gesund im Ziel ankommt und sich feiern lassen kann. Das hat er definitiv verdient.»