Von den bisher sechs geplanten Matterhorn-Abfahrten müssen alle sechs abgesagt werden. Mit Blick in die Zukunft wachsen bei Experten Zweifel, ob Zermatt für den Saisonstart der Speed-Cracks der richtige Ort ist.
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- Nachdem die Premiere der Matterhorn-Abfahrt am vergangenen Wochenende erneut verschoben werden muss, kritisiert Ex-Speedfahrer Johan Clarey: «Nichts läuft, wie es sollte.»
- Insbesondere der Zeitpunkt der Rennen gibt Anlass zu Diskussionen. OK-Präsident Franz Julen stellt aber klar, wieso es für das Datum «keine Alternative gibt».
- Julen hofft, dass sich der Aufwand am kommenden Wochenende doch noch auszahlt: «Wir werden alles geben, dass wir zwei erfolgreiche Frauen-Abfahrten austragen können.»
Das Wetter avanciert für die Organisatoren der Matterhorn-Abfahrt auch in diesem Jahr zum grossen Spielverderber. Nachdem im vergangenen Jahr für die erhoffte Premiere zu wenig Schnee liegt, hat es diesmal für faire Rennen zu viel Schnee und Wind. Und so scheitern auch die Versuche fünf und sechs, die Matterhorn-Abfahrt erstmals über die Bühne zu bringen.
Die erneuten Absagen rufen Zweifel an den auf den Saisonauftakt gelegten Rennen in der Schweiz hervor. «War es eine gute Idee, die Abfahrtssaison in Zermatt-Cervinia einzuläuten? Ich habe da meine eigenen Gedanken dazu», sagt etwa Johan Clarey, Ex-Speedfahrer und heutiger Experte bei Eurosport. «Wir haben die Grenzen des Rennens gesehen.»
Sonderlich überrascht ist der Franzose von dieser Entwicklung aber nicht. «Was an diesem Wochenende passiert ist, war verdammt noch einmal vorhersehbar», so Clarey, der den gewählten Zeitpunkt für die Abfahrten bemängelt: «Wenn man im November auf über 3000 Meter Höhe ein Rennen organisiert, ist das Risiko einer Absage unweigerlich gegeben.»
Julen: «Für das Datum gibt es keine Alternative»
Dem pflichtet Ex-Fahrer Hans Knauss bei. «Ich fürchte, dass der heftige November-Wind in der Matterhorn-Region in Zukunft auch nicht mehr zulassen wird», wird der Österreicher vom «Blick» zitiert und erinnert sich an die 90er-Jahre, als der Speed-Auftakt jeweils in Whistler Mountain geplant war. «Wir sind vier Jahre hintereinander nach Kanada geflogen. Weil die Wetterlage in Whistler Mountain um diese Jahreszeit derart instabil ist, haben wir in diesen vier Jahren lediglich zwei Trainingsläufe ins Ziel gebracht.»
Deshalb schlägt Knauss vor, einen späteren Zeitpunkt für die Matterhorn-Rennen in Betracht zu ziehen: «Im März liegt in Zermatt und Cervinia so viel Schnee, dass man die Piste auch sehr viel attraktiver modellieren könnte», so der 52-Jährige. «Weil das Wetter in dieser Höhe im Frühling ebenfalls viel stabiler ist, stellt Zermatt-Cervinia für mich den perfekten Standort dar, um das Weltcup-Finale durchführen zu können.»
Gemäss Ok-Präsident Franz Julen steht das aber nicht zur Debatte. «Für das Datum gibt es keine Alternative. Für Zermatt-Cervinia ist es nur machbar, die Rennen zwischen dem 1. und 20. November auszutragen. Trotz all den Stimmen, die jetzt sagen, wir sollen die Rennen im März oder im April planen, kommt das für uns nicht infrage», sagt Julen im Interview bei SRF und begründet, dass dies zum einen noch mehr Aufwand mit sich bringen würde, zum anderen die Hotels dann voll seien und die Bergbahnen keine Zeit hätten.
«Nichts läuft, wie es sollte»
Für Clarey gibt es aber abgesehen vom Zeitpunkt weitere problematische Faktoren. «Die Athleten sind mehr als eine Stunde vom Wettkampfort untergebracht. Das trägt alles zu den Problemen bei», glaubt der 42-Jährige und redet Klartext: «Nichts läuft, wie es sollte. Man muss die Dinge beim Namen nennen.»
Den Organisatoren bleibt die Hoffnung, dass sich all die Mühe und der Aufwand am kommenden Wochenende doch noch auszahlt. «Ich habe vom ersten Tag an gesagt, das letzte Wort hat die Natur. Sie hat es anders gewollt – das gilt es zu akzeptieren und zu respektieren», erinnert OK-Präsident Julen und macht klar: «Wir werden alles geben, dass wir zwei erfolgreiche Frauen-Abfahrten austragen können.»
Sa 18.11. 11:35 - 13:30 ∙ SRF zwei ∙ 115 Min
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