Marco Odermatt ist auch im Berner Oberland nicht zu schlagen und erfüllt sich mit dem Triumph am Chuenisbärgli einen Traum. Emotional wird der Nidwaldner aber weit vor der erlösenden Zieleinfahrt.
Nach einem regelrechten Traumlauf von Manuel Feller, der der gesamten Konkurrenz im 2. Durchgang sieben Zehntel und mehr abnimmt, ist Marco Odermatt beim Riesenslalom in Adelboden so richtig gefordert. Doch der 24-Jährige hält dem Druck vor heimischem Publikum in beeindruckender Manier stand und rettet eine knappe halbe Sekunde Vorsprung in den Adelbodner Zielraum, wo alle Dämme brechen.
Unter tosendem Applaus bejubelt Odermatt seinen vierten Sieg im fünften Riesenslalom des angebrochenen Winters. Das haben vor ihm nur die Ski-Grössen Jean-Claude Killy, Ingemar Stenmark, Ted Ligety und Marcel Hirscher geschafft. Zudem ist Odermatt nach Marc Berthod, Didier Cuche, Michael von Grünigen, Pirmin Zurbriggen, Heini Hemmi und Werner Mattle der siebte Schweizer Adelboden-Sieger im Riesenslalom.
«Ich hatte schon immer den Wunsch, hier etwas Grosses zu erreichen»
Im Siegerinterview lässt der Überflieger tief blicken. «Ich war nervös. Am Start ging es ziemlich gut, aber als ich alleine auf den Sessellift ging, kamen mir beide Male die Tränen», gesteht Odermatt gegenüber SRF und sucht nach Erklärungen: «Ich weiss auch nicht, es kam viel zusammen in diesen Tagen. Ich hatte schon immer den Wunsch, hier einmal etwas ganz Grosses zu erreichen. Und Marc (Berthod) mal abzulösen, ist natürlich schön.» Berthods Sieg 2008 war bis in diesem Jahr der letzte Schweizer Riesen-Triumph.
Den riesigen Rummel um seine Person versucht Odermatt so lange es geht auszublenden. «Ich habe probiert, das auszuschalten. Ich lief mit dem Kopf unten durch die Fans. Meinen Namen habe ich heute glaube schon etwa 20 Tausend Mal gehört. Sogar gestern beim Einschlafen hatte ich das Fenster offen und hörte Kinder draussen über Marco Odermatt sprechen.» Ob jung oder alt – Odermatt begeistert zurzeit jeden Schweizer Skifan.
Starker Murisier zieht den Hut
Auch Teamkollege und Geburtstagskind Justin Murisier, dessen starker 4. Platz beinahe etwas unter geht, zeigt sich beeindruckt: «Wir tauschen uns viel aus zwischen den Läufen, auch bei der Besichtigung. Er ist für mich brutal bodenständig», schwärmt er vom grossen Sieger und fügt lachend an: «Wir haben den gleichen Plan vor dem Rennen. Aber er schafft den Plan immer, ich nicht immer.»
«So schlecht war Justins Plan heute auch nicht», entgegnet Odermatt, der Murisiers Fahrt aus dem Startbereich mitverfolgt. «Ich schaue ihm immer zu, wenn es geht, weil wir den gleichen Plan haben. Ich habe gejubelt am Start, als ich Grün gesehen habe.» Wenig später sieht Odermatt erneut Grün. Und diesmal kennt der Jubel im Anschluss keine Grenzen.