Von der Wohlfühloase Bern in den Abstiegssumpf Genua Von der Wohlfühloase Bern in den Abstiegssumpf Genua – wird Silvan Heftis Mut erneut belohnt?

Von Syl Battistuzzi

3.1.2022

Mit Silvan Hefti verliert die Super League eine prägende Figur

Mit Silvan Hefti verliert die Super League eine prägende Figur

Silvan Hefti wechselt von den Young Boys zu Genoa. Der 24-jährige Aussenverteidiger unterschreibt beim 18. der Serie A einen Vierjahresvertrag. Mit dem Ostschweizer verliert die Super League eine prägende Figur.

30.12.2021

Silvan Hefti wechselt von den Young Boys zu abstiegsgefährdeten Genoa. Der 24-jährige Aussenverteidiger geht damit ein waghalsiges Abenteuer ein.

Von Syl Battistuzzi

Der CFC Genua war lange in der Hand von Enrico Preziosi. Der Besitzer des Spielwarenunternehmens «Giochi Preziosi», eines der grössten seiner Art weltweit, rettete den ältesten Klub Italiens (1893 gegründet) 2003 vor dem finanziellen Ruin und übernahm das Ruder. Mit allen Mitteln strebte der ehrgeizige Präsident und gute Kumpel der früheren Milan-Bosse Silvio Berlusconi und Adriano Galliani damals die Rückkehr in die Serie A an.

2007 gelang endlich der Sprung ins Oberhaus – dabei musste der neunfache Meister noch zwei Jahre zuvor den Gang in die Serie C antreten, weil eine Spielmanipulation – Preziosi schenkte einem gegnerischen Klubboss 250'000 Euro in bar – aufflog.



Neue Besitzer sollen Ruhe reinbringen

Seither gehörten die Rossoblu mit ihrem Vereinsboss «Joker» Preziosi zum Inventar der Serie A. Obwohl man unter seiner Führung nie abstieg, gelangen auch selten grosse Höhenflüge. Nicht förderlich für den Erfolg waren dabei die vielen Transfers – praktisch jede Saison sah das Kader anders aus, auch die Trainer wurden meist munter ausgetauscht.

In diesem Herbst verkaufte der inzwischen 73-jährige Preziosi nach achtzehn Jahren Amtszeit den Klub an das US-Investitionsunternehmen «777 Partners». Die Private-Equity-Firma mit Sitz in Miami will auch im Sportbusiness Fuss fassen und hat etwa auch Anteile vom FC Sevilla erworben. An die Spitze des Vereins hat man Alberto Zangrillo gesetzt. 

Mediziner und Europas Fussballer von 2004 als Vorgesetzte

Der 63-Jährige ist dabei kein Unbekannter. Der Medizin-Professor ist so was wie die italienische Antwort auf den früheren BAG-Chef Daniel Koch und war ein oft gefragter Mann in der Pandemie. Die Prophezeiung des Leibarztes von Silvio Berlusconi – «Covid ist klinisch tot» – traf dann aber nicht ins Schwarze, weshalb er sich den Spott der Kollegen zuzog. 

Etwas realistischer schätzt Zangrillo hoffentlich die Situation seines Vereins ein. Mit Rang 18 befinden sich i Grifoni derzeit auf einem Abstiegsplatz, fünf Punkte fehlen schon auf das rettende Ufer. Die neuen Besitzer haben dabei ihrem Trainer Andrej Schewtschenko zugesichert, im Januar einige Transfers machen zu können. Die Milan-Legende ist seit November im Amt. Für den 45-jährigen Ukrainer ist es der erste Posten als Klubtrainer.

Andrej Schewtschenko steht vor einer schwierigen Mission.
Andrej Schewtschenko steht vor einer schwierigen Mission.
Bild: Getty

Zu seinen Schützlingen gehören etwa der frühere italienische Internationale Domenico Criscito, der unverwüstliche Goran Pandev, Ex-Basel-Stürmer Felipe Caicedo und der langjährige Nati-Star Valon Behrami – der 36-Jährige ist derzeit verletzt. Nun hat «Sheva» mit Silvan Hefti einen weiteren Schweizer verpflichtet.

Wird Hefti auch in der Nati ein Thema?

Der 24-Jährige verlässt YB nach eineinhalb erfolgreichen Jahren wieder. Es ist ein mutiger Schritt, die Wohlfühloase Bern für einen Klub im Umbruch zu verlassen. Doch dass der frühere Schweizer Nachwuchs-Internationale das Risiko nicht scheut, hat er bereits mit seinem Abschied von seinem Stammklub St. Gallen bewiesen (2015–2020). Obwohl das Eigengewächs beim FCSG Captain und Publikumsliebling war, sah er bei YB die besseren Perspektiven für seine Entwicklung.

Er sollte recht behalten, schliesslich haben ihm wohl die Auftritte in der Champions League mit YB den Sprung in die Serie A ermöglicht. Über 200 Spiele in der Super League hat er bereits bestritten. Nun will Hefti auch in Genua sein grosses Kämpferherz zeigen. Mit starken Leistungen könnte er auch bei Murat Yakin ein Thema werden, obwohl die Konkurrenz auf seiner Position gross ist. Auf der rechten Abwehrseite gesetzt ist derzeit Silvan Widmer, dahinter warten mit Kevin Mbabu und Jordan Lotomba zwei weitere Profis. Doch Heftis Ehrgeiz sollte man besser nicht unterschätzen.