Cristiano Ronaldo zeigte bei ManUtds 2:0-Sieg gegen Tottenham ein respektloses Verhalten. Noch vor Ende der regulären Spielzeit marschierte der zum Ersatzspieler degradierte Star in die Kabine. Die Aktion wird höchstwahrscheinlich ein Nachspiel haben.
Im wichtigen Meisterschaftsspiel gegen Tottenham stand Cristiano Ronaldo nicht in der Startelf. Dabei hatte sein Trainer Erik ten Hag seine frühzeitige Auswechslung am Wochenende gegen Newcastle (0:0) noch damit begründet, man müsse speziell bei den Stürmern rotieren, um sie frisch zu halten.
Die beiden Tore seiner Teamkollegen Fred (47. Minute) und Bruno Fernandes (69.) durfte Ronaldo von der Bank mitverfolgen. In der Schlussphase wurden Scott McTominay (76.), Christian Eriksen und Anthony Elanga (beide 87.) eingewechselt – der Portugiese blieb unbeachtet.
In der 90. Minute hatte der 37-Jährige dann offenbar genug gesehen. Der Torjäger stampfte wütend in die Katakomben – ohne das Spielende abzuwarten. Die Szene im Old Trafford sorgte im Studio bei «BBC Sport» für Kopfschütteln, zumal die Red Devils noch zwei Wechseloptionen gehabt hätten.
«Es tut mir leid, das ist inakzeptabel – es ist so armselig», hielt der frühere Weltklasse-Stürmer Gary Lineker bei «Match of the Day» auf BBC fest. «Es ist enttäuschend, dass einer der ganz Grossen des Fussballs so etwas tut, wenn die eigene Mannschaft gewinnt, und er es zu einem Ego-Trip macht», stimmte ihm Ex-Man-City-Verteidiger Micah Richards zu. Der ehemalige walisische Captain Ashley Williams betonte: «Es war ein grossartiger Abend für Manchester United, und jetzt reden wir wieder über Cristiano Ronaldo – obwohl er nicht gespielt hat.»
Sein Boss ten Hag wurde an der Pressekonferenz mit Fragen über seinen prominenten Schützling gelöchert. «Ich werde mich damit morgen beschäftigen, nicht heute. Jetzt feiern wir diesen Sieg», meinte der Niederländer und ergänzte: «Ich habe ihn gesehen, aber ich habe nicht mit ihm gesprochen.» Gemäss «The Athletic» verliess Ronaldo auch gleich schnurstracks das Stadion, ohne überhaupt noch in die Kabine zu gehen.
Vorzeitiger Abgang kein Einzelfall
Ronaldos Flucht könnte nicht folgenlos bleiben. Es ist nicht völlig ausgeschlossen, dass der fünffache Weltfussballer damit den Bogen überspannt hat. Seit Wochen stellt der Offensivstar, der unter ten Hag kaum über die Rolle des Bankspielers hinauskommt, seinen Frust offen zur Schau.
CR7 ist dabei Wiederholungstäter. Schon in der Vorbereitung im Sommer sorgte er mit einem frühzeitigen Abgang für Ärger bei ten Hag. «Das ist inakzeptabel», kritisierte ihn der 52-Jährige danach scharf. «Ich dulde das auf keinen Fall», stellte ten Hag klar. «Wir sind ein Team und dann muss man auch bis zum Schluss bleiben.» Das habe er seinen Spielern auch klargemacht.
Vor der Saison strebte Ronaldo gemäss Insidern einen Transfer an, um bei einem Champions-League-Teilnehmer spielen zu können. Manchester United muss heuer nach der verkorksten Vorsaison in der Europa League spielen – für den Rekordtorschützen der Königsklasse offenbar unter seiner Würde. Sein Agent Jorge Mendes konnte ihn aber nirgends unterbringen.
Der (unfreiwillige) Verbleib in Manchester war nicht ganz überraschend: Ronaldo verspricht zwar viele Tore, kostet neben dem üppigen Gehalt aber auch alle Klub-Mitglieder viel Energie neben dem Feld. Sein Ehrgeiz hat ihn einerseits zu einem der grössten Ikonen des Fussballs gemacht, der unbändige Wille lässt andererseits wenig Raum für Widerspruch zu. Eine Rolle als Ersatzspieler passt da einfach nicht ins Konzept. Aufgrund seines fortgeschrittenen Alters und dem Vertrauen der Klub-Führung in ten Hag droht CR7 aber den Machtkampf zu verlieren.