Mujinga Kambundji ist stolz, dass sie in Paris wie schon an den Olympischen Spielen 2021 in Tokio über 100 m Sechste wird. «Ich habe grosse Freude», sagt sie.
Kurz vor dem Final begann es zu regnen, für Mujinga Kambundji herrschte nach dem Rennen jedoch eitel Sonnenschein. Zwar fehlte mit sieben Hundertstelsekunden wenig zum Podest, sie war jedoch restlos zufrieden. «Ich bin wirklich stolz und auch glücklich mit dem Lauf, habe Freude, der Medaille so nahe gekommen zu sein», sagte die 32-jährige Bernerin. Vor 15 Jahren sei es mehr ein Traum als ein Ziel gewesen, über 100 m in einem Olympia-Final zu stehen, da es zu diesem Zeitpunkt nicht realistisch gewesen sei.
Nun schaffte dies Mujinga Kambundji nach Tokio 2021 zum zweiten Mal. «Schon Tokio war unglaublich, dass ich das nun auch noch vor Publikum erleben durfte, ist mega schön.» Vor drei Jahren waren wegen der Corona-Pandemie keine Zuschauer erlaubt. Kambundji ergänzt: «Man könnte meinen, dass der Druck ein bisschen weg sei, weil ich den Final schon einmal erreicht hatte, aber das war nicht der Fall.»
Achterbahnfahrt der Gefühle
So war sie vor dem Halbfinal sehr angespannt. Und besser wurde es nach dem Lauf zunächst nicht, da sie als Drittplatzierte nicht zu den zwei direkt für den Final qualifizierten Läuferinnen gehörte. Danach standen noch zwei Serien auf dem Programm. Letztendlich genügten die 11,05 Sekunden zum Weiterkommen. «Ich war sehr nervös, dann hatte ich mega Freude. Es war eine Achterbahnfahrt», beschrieb Mujinga Kambundji ihre Gefühle auf dem Hot Seat.
Den Final konnte sie dann geniessen. Sie nahm ihn mit dem Motto «einfach laufen und sehen, was herausschaut» in Angriff. Mit den 10,99 Sekunden lief sie trotz den nicht idealen Bedingungen ihre zweitbeste Zeit in diesem Jahr nach den 10,90 Sekunden in La Chaux-de-Fonds, die wegen der dortigen Höhe zu relativieren sind. Zum eigenen Schweizer Rekord fehlte ein Zehntel.
Trotz der Achterbahnfahrt der Gefühle und der kurzen Regenerationszeit – zwischen ihrem Halbfinallauf und dem Final lagen 90 Minuten – gelang es Kambundji, den richtigen Fokus zu finden, sprich im angestrebten Flow zu sein. «Ich realisierte nicht sehr viel vom Rennen, erst nach 70, 80 Metern nahm ich ein bisschen etwas wahr.» Zwar hörte sie den vor dem Start über dem Stadion kreisenden Helikopter, sie nahm in gefühlt aber nur eine Zehntelsekunde wahr.
Einmal mehr auf den Punkt bereit
Stolz machte Kambundji auch, dass sie es einmal mehr schaffte, dann bereit zu sein, wenn es zählt. Denn ihr Saisonstart war harzig, oder wie sie es ausdrückte: «Es gab viele Wettkämpfe, die sehr frustrierend waren dieses Jahr.» Beim ersten Saisonhöhepunkt, der EM im Juni in Rom, schaute dann aber über 200 m der Titel heraus, und nun stand sie in der Königsdisziplin erneut im Olympia-Final.
Viel Zeit zur Regeneration bleibt Kambundji allerdings nicht, stehen doch am Sonntag ab 10.55 Uhr die Vorläufe über die halbe Bahnrunde an. Sie ist in der zweiten von sechs Serien eingeteilt. «Das geht schon. Für andere ist es auch so. Zwischen dem Vorlauf und dem Halbfinal habe ich ja dann wieder Zeit.» In Tokio stand sie auch über 200 m (7.) im Final, das Ziel ist also klar.
sda