Rückzug wegen mentalem Problem Simone Biles unter Tränen: «Es ist Scheisse, mit dem eigenen Kopf zu kämpfen»

mal/dpa

27.7.2021 - 18:10

Um Simone Biles gibt es grosse Fragezeichen.
Um Simone Biles gibt es grosse Fragezeichen.
Bild: Getty

Superstar Simone Biles ist im Kunstturn-Mannschaftsfinale frühzeitig ausgestiegen. Die viermalige Olympiasiegerin aus den USA brach nach dem ersten Gerät ab. Später sprach sie von mentalen Problemen.

Für ihren ziemlich verpatzten Sprung hatte die 24-Jährige die für sie ungewohnt niedrige Wertung von 13,766 Punkten bekommen. Anschliessend verliess der Turn-Superstar mit dem Mannschaftsarzt der Amerikanerinnen die Halle, in die sie kurze Zeit später mit einer Bandage am rechten Bein zurückkehrte.

Am zweiten Gerät, dem Stufenbarren, wurde Biles von der als Ersatzfrau in der Startliste aufgeführten Jordan Chiles ersetzt. Die Ausnahmeturnerin sollte eigentlich an allen vier Geräten antreten. Doch sie stand dem Team nach ihrer Rückkehr in die Halle nur noch als Zuschauerin und Motivatorin bei.

In einer ersten Erklärung gab USA Gymnastics noch während dem Wettkampf bekannt: «Simone Biles hat ihre Teilnahme am Mannschaftsfinale aufgrund eines medizinischen Problems zurückgezogen. Sie wird weiter untersucht, um medizinische Klarheit für die weiteren anstehenden Wettkämpfe zu erhalten.» Doch es ist kein Problem mit dem Oberschenkel, es geht tiefer. Viel tiefer.

Biles bricht vor den Medien in Tränen aus

Denn später äusserte sich Biles vor den amerikanischen Medien, begründete ihre Aufgabe mit psychischen Problemen und brach dabei in Tränen aus. «Wann immer man in eine Stresssituation gerät, flippt man irgendwie aus», sagte sie. «Ich muss mich auf mein mentales Wohlbefinden konzentrieren und darf meine Gesundheit nicht gefährden», erklärte sie weiter und fügte hinzu:  «Es ist einfach scheisse, mit seinem eigenen Kopf zu kämpfen.»

Sie will sich nun einen Tag Zeit geben und danach entscheiden wie es weitergeht und ob sie zum Mehrkampf-Final am Donnerstag antritt. Am Sonntag würden auch noch die Gerätefinals, für die sie sich ebenfalls alle qualifiziert hat, anstehen. Eigentlich war Simone Biles dafür vorgesehen, der Superstar dieser Sommerspiele in Tokio zu werden. Ist sie an diesem Druck zerbrochen? 

Nachdenklicher Post am Montag auf Instagram

Schon in der Qualifikation am vergangenen Sonntag hatte Biles nicht die in sie gesetzten Erwartungen erfüllen können. Allerdings war sie trotz zahlreicher Schnitzer Beste des Vierkampfes aus Boden, Schwebebalken, Sprung und Stufenbarren.

Auf Instagram hatte sie sich bereits am Montag über den enormen Druck beklagt. «Es war kein einfacher Tag oder mein Bestes, aber ich bin durchgekommen. Ich fühle mich wahrhaftig als hätte ich zurzeit die Last der Welt auf meinen Schultern. Ich weiss, ich bürste es ab und lasse es so aussehen als würde der Druck keinen Einfluss auf mich haben, aber verdammt, manchmal ist es hart hahaha», schrieb sie.

Gold-Triumph der Russinnen

In Abwesenheit von Biles verpasste die USA im Teamwettkampf den dritten Olympiasieg in Folge. Erstmals nach 29 Jahren gewannen die Turnerinnen aus Russland wieder Gold. Die Mannschaft des Russischen Olympischen Komitees kam im Final in Tokio auf 169,528 Punkte, die USA mussten sich ohne ihren Superstar mit 166,096 Zählern begnügen. Platz drei belegte Grossbritannien mit 164,096 Punkten.

mal/dpa