Kreis schliesst sich Nicola Spirig ist mit ihrem Abschluss happy, aber ihr Coach sauer

Von Richard Stoffel

27.7.2021

Nicola Spirig hat aufgrund der Rennkonstellation mit dem sechsten Rang das Maximum herausgeholt.
Nicola Spirig hat aufgrund der Rennkonstellation mit dem sechsten Rang das Maximum herausgeholt.
Bild: Keystone

Nicola Spirig war im Ziel mit sich selbst im Reinen: «Ich glaube der sechste Rang bei der fünften Olympia-Teilnahme mit drei Kindern zu Hause ist nicht so schlecht.»

Von Richard Stoffel

27.7.2021

Tatsächlich war bei dieser Rennkonstellation nicht mehr möglich für die 39-jährige Zürcher Unterländerin. Bei der gut harmonierenden siebenköpfigen Spitzengruppe mit einigen starken Radfahrerinnen war Spirig in der Verfolgung ausschliesslich auf sich selbst angewiesen. Einmal mehr in Ihrer Laufbahn.

Doch darauf hatte sie sich schon Monate vorher mental eingestellt. Es war keine Überraschung mehr für sie. Doch Spirigs Trainer Brett Sutton war «total frustriert», wie er gegenüber «blue Sport» festhält. Er sieht einen anderen triftigen Grund, weshalb die überragende Radfahrerin Spirig die Lücke zur Führungsgruppe nicht alleine schliessen konnte.

«Das Motorrad bei der Führungsgruppe fuhr permanent voraus oder daneben statt dahinter.» Der entsprechende Windschatten-Sogvorteil für die Spitzengruppe sei dadurch natürlich beträchtlich gewesen, moniert der Australier.

Kreis schliesst sich – Karriere aber noch nicht zu Ende

Anhand dieser Tatsache sei Spirig geradezu phänomenal gefahren. Denn sie hätte über die 40 Radkilometer quasi als Solofahrerin der Verfolgergruppe kaum Zeit auf die Spitzengruppe verloren. Beim Wechsel aufs Laufen waren es 61 Sekunden Differenz und damit im Rahmen des Rückstandes nach dem Schwimmen. Dieses Handicap war indes zu hoch, um im abschliessenden Laufen über 10 km noch in den Kampf um die Medaillen einzugreifen.

Für Spirig und Sutton schliesst sich nun der Kreis. Es waren die vierten und letzten gemeinsamen Olympischen Spiele des Duos. Zum Auftakt im Jahre 2008 in Peking war Spirig ebenfalls Sechste gewesen. Damals stand auch ihr Mann Reto Hug bei seinen damals dritten Spielen noch an der Startlinie. Die bislang 15 Jahre dauernde Zusammenarbeit zwischen Spirig und Sutton ist indes noch nicht zu Ende.

Nicht nur wegen des Mixed-Teamwettbewerbs vom Samstag, den die Schweizer Ausnahme-Athletin zusammen mit Jolanda Annen sowie den wie Spirig von Sutton trainierten Max Studer und Andrea Salvisberg bestreitet. Sondern wegen des geplanten Ironman-Weltrekordprojekts vom nächsten Frühjahr.



Eine Weltbestzeit und eine Netflix-Dokumentation

Die Frauen-Weltbestzeit von 8:18:13 Stunden über 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42,195 km Laufen will sie zum Abschluss ihrer Karriere als Spitzensportlerin zumindest inoffiziell unter die Acht-Stunden-Marke drücken. Inoffiziell deshalb, weil bei diesem Experiment Pacemaker auf der Radstrecke erlaubt sein werden.

Spirig, die Olympiasiegerin von 2012 und Olympia-Zweite von 2016, wird dann also in der zweiten Disziplin endlich auch einmal auf eine nachhaltige Sogwirkung zählen und davon profitieren können. Die Engländerin Lucy Charles-Barclay, mehrfache Ironman-WM-Zweite auf Hawaii, wird im gleichen Charity-Event starten.

Bei den Männern wollen derweil der Norweger Kristian Blummenfelt, der Olympiasieger von Tokio, und Alistair Brownlee, der Olympiasieger von London 2012 und Rio 2016, die 7-Stunden-Marke unterbieten. Eine Netflix-Dokumentation wird festhalten, wie sich das Quartett vorbereitet, wie der Wettkampf verläuft und was mit dem gesammelten Geld gemacht wird.