Heinzers folgenschwerer Fehler «Ich entschied mich, in die Defensive zu gehen» 

Von Richard Stoffel

25.7.2021

Max Heinzer muss nach dem Out im Achtelfinal mit einer Enttäuschung umgehen.
Max Heinzer muss nach dem Out im Achtelfinal mit einer Enttäuschung umgehen.
Bild: Keystone

Max Heinzer bleibt auch bei seiner dritten Olympia-Teilnahme der Gewinn einer Einzelmedaille verwehrt. Eine zu defensive Haltung im Finish des Achtelfinals führte zu einer bitteren Wende.

Von Richard Stoffel

Der Schweizer Co-Fahnenträger von der Eröffnungsfeier scheiterte am ukrainischen Weltranglisten-Dritten Igor Reislin, der mit sechs Treffern in Folge aus einer 9:12-Rücklage noch das Weiterkommen realisierte (15:12). «Bei 12:9 entschied ich mich, in die Defensive zu gehen. Auch weil ich im ersten Gefecht gegen einen anderen Ukrainer damit hinten hinaus Erfolg hatte», analysierte Heinzer gegenüber «blue Sport».

Heinzers Sturz ins Verderben oder Reislins Aufholjagd begann mit zwei Punkten des Ukrainers bei «50:50-Aktionen», so Heinzer, der dann vorab den Fusstreffer von Reislin zum 13:12 als «absolute Weltklasse» empfand. Von da an lief es nur noch gegen Heinzer.

Als er dann seinen Paradestoss auf den Rücken des Gegners eigentlich sichtbar platzieren konnte, reichte dies wohl aufgrund des zu wenig starken Abdrucks der Degenspitze nicht zur Trefferanzeige aus - und Reislin, der WM-Dritte von 2019, realisierte einen Abstauber. Statt 13:13 stand es dann 12:14 aus Sicht Heinzers.

«So abgeschnitten wie wir in der Weltrangliste stehen»

Vor Heinzer war bereits der 39-jährige Basler Benjamin Steffen an Reislin gescheitert. Vom unterlegenen Olympia-Vierten von Rio holte sich Heinzer aber keine Inputs, «weil sich für Beni als Linkshänder ein anderes Gefecht ergibt».



Heinzer stufte seine Gesamtleistung als «gut» ein, doch Reislin hätte dann im entscheidenden Moment wohl auch aufgrund seines letzten Weltcupsieges vor Olympia noch über ein wenig mehr Selbstvertrauen verfügt. Die Schweizer Degenfechter sind nun seit 2004 und dem Goldgewinn von Marcel Fischer in Athen ohne olympisches Edelmetall.

«Wir (ebenfalls noch der vorzeitig gescheiterte Michele Niggeler; die Red.) haben hier im Einzel nun so abgeschnitten, wie wir in der Weltrangliste in etwa stehen», betont Heinzer, der als Bestklassierter aktuell als Nummer 16 der Welt geführt wird.

Rücktritt? Im August will Heinzer entscheiden 

Im Teamwettbewerb in fünf Tagen werden die Schweizer eine neue Medaillenchance erhalten. Zum Auftakt treffen sie im Viertelfinal auf Südkorea. Unabhängig davon wird der knapp 34-jährige Heinzer im August entscheiden, ob er seine Karriere bis Paris 2024 fortsetzt oder nicht. Fechterisch sieht sich der Zentralschweizer nach wie vor auf Augenhöhe mit den Weltbesten, daran würde es nicht liegen.

«Ich werde es mit der Familie, meinem Umfeld und den Sponsoren besprechen und dann auch einen Herzens-Entscheid fällen.» Für Heinzer steht fest, dass er mit seinem Palmarès (u.a. zehn Einzel-Weltcup-Siege sowie 17 EM- und WM-Medaillen) auch gut ohne den Gewinn einer Olympia- oder WM-Einzelmedaille leben kann.