Gespräch auf dem Bahngleis Lokführer rettet Frau vor Suizid – dann verlieben sie sich ineinander

Lea Oetiker

7.11.2024

Charlotte und Dave lernten sich auf den Bahngleisen kenne, als sie sich das Leben nehmen wollte.
Charlotte und Dave lernten sich auf den Bahngleisen kenne, als sie sich das Leben nehmen wollte.
Screenshot This Morning

Vor fünf Jahren wollte Charlotte Lay sich das Leben nehmen. Lokführer Dave stoppte den Zug und sprach mit ihr, bis sie sich sicher fühlte, in den Zug zu steigen. Heute sind die beiden verheiratet.

Lea Oetiker

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Die 33-jährige Britin Charlotte Lay wollte vor fünf Jahren auf den Bahngleisen ihr Leben beenden.
  • Lokführer Dave stoppte seinen Zug, sprach mit ihr und verhinderte so die Tragödie.
  • Heute sind die beiden verheiratet.

Die Britin Charlotte Lay ist 33 Jahre alt und Mutter von drei Kindern. Lange litt sie an psychischen Problemen. Das belastete sie so sehr, dass sie sich eines Tages dazu entschied, ihr Leben zu beenden. Das war vor fünf Jahren.

Auf dem Weg zur Arbeit habe sie beschlossen, vom Bahnsteig auf die Gleise zu springen, sich hinzusetzen und auf den Zug zu warten, wie die «Daily Mail» schreibt.

Als sich ein Zug näherte, stoppte dieser vor ihr. Der Lokführer namens Dave stieg aus seiner Kabine, kniete vor sie hin und sprach 30 Minuten ruhig mit ihr. Dann fühlte sie sich wohl genug, um mit ihm in den Zug zu steigen. Dave brachte sie zum Bahnhof, wo sie der Polizei übergeben wurde.

Keine spezielle Ausbildung im Umgang mit psychischen Problemen

Dave erzählt «Daily Mail» weiter, er habe nie eine spezielle Ausbildung im Umgang mit psychischen Problemen gemacht. Er habe einfach all die Dinge gesagt, die er gern anderen gesagt hätten, die durch Suizid gestorben sind.

Einen Tag später suchte Charlotte ihren Retter auf Facebook. Sie wollte sich für seine Hilfe bedanken. «Soweit ich mich erinnern kann, drehte sich das Gespräch auf den Bahngleisen um alltägliche Dinge und unsere Leben, aber es reichte aus, um die Krise zu brechen.» Das Leben habe sich danach «nicht mehr so schwer» angefühlt und sie habe es sich direkt am nächsten Tag zur Aufgabe gemacht, den Mann zu finden, der so freundlich zu ihr war.

Und tatsächlich: Charlotte findet Dave und schreibt ihm. Er antwortet ihr, dass er jederzeit da sei, wenn sie jemanden zum Reden brauche.

Dave erzählt, dass er erleichtert gewesen sei, von ihr zu hören: «Ich musste wissen, ob es ihr gut geht. Ich hatte die Polizei kontaktiert, um herauszufinden, was mit ihr geschehen war, und wollte einfach sicherstellen, dass sie in Sicherheit ist.»

Drei Jahre später läuteten die Hochzeitsglocken

Die beiden hielten den Kontakt und schrieben sich täglich Nachrichten. Nach zwei Monaten kam es schliesslich zu einer Verabredung und drei Jahre später gaben sich Charlotte und Dave das Ja-Wort. Da war Charlotte bereits schwanger mit ihrem ersten gemeinsamen Kind.

Dave erzählt, dass auch Charlotte sein Leben gerettet hat. Denn im Juli 2020 wurde bei ihm Hodenkrebs diagnostiziert, nachdem er mit Rückenschmerzen zum Hausarzt gegangen war. «Charlotte sagte immer wieder: ‹Geh zum Arzt.› Ich meinte, das läge nur daran, dass ich älter werde», berichtet er der «BBC».

Charlotte erhält noch heute Unterstützung zur Bewältigung ihrer psychischen Gesundheit. «Ich denke, das wird auch immer so bleiben. Aber ich bin so dankbar, dass Dave an diesem Tag angehalten und so geduldig und verständnisvoll war.»

Suizid-Gedanken? Hier findest du Hilfe:

  • Diese Stellen sind rund um die Uhr für Menschen in suizidalen Krisen und für ihr Umfeld da.
  • Beratungstelefon der Dargebotenen Hand: Telefonnummer 143 oder www.143.ch.
  • Beratungstelefon Pro Juventute (für Kinder und Jugendliche): Telefonnummer 147 oder www.147.ch.
  • Weitere Adressen und Informationen: www.reden-kann-retten.ch.
  • Adressen für Menschen, die jemanden durch Suizid verloren haben:

    Refugium: Verein für Hinterbliebene nach Suizid.

    Nebelmeer: Perspektiven nach dem Suizid eines Elternteils.