Zu wenig clever gespielt, so lautet das Fazit der Schweizer nach der 1:5-Niederlage in den Viertelfinals gegen Finnland. Nicht nur gegen den dreifachen Weltmeister kommt von der Offensive zu wenig.
«Wir schenkten ihnen drei Tore», sagte Nationaltrainer Patrick Fischer. «Diese Hypothek wog gegen einen solch starken Gegner zu schwer. Wir waren heute einfach nicht schlau genug.» In die gleiche Richtung äusserte sich Fabrice Herzog, der in der 10. Minute eine gute Chance zum 1:1 vergeben hatte: «Wir spielten nicht einfach genug.»
Die Schweizer hatten sich für Peking zum Ziel gesetzt, am finalen Wochenende dabei zu sein und um die dritte Olympia-Medaille nach Bronze 1928 sowie 1948 kämpfen zu können. Daran müssen sie sich messen lassen und von daher war das Abschneiden eine Enttäuschung. Sie reisen mit bloss einem Sieg aus fünf Partien nach Hause, immerhin wendeten sie am Dienstag mit dem 4:2-Erfolg in den Achtelfinals gegen Tschechien den Super-GAU ab. Dort zeigte die Mannschaft, zu was sie fähig ist.
Klar lief in Peking vieles gegen die Schweizer – vier der 14 Gegentreffer waren Eigentore. Allerdings war nicht nur gegen Finnland die Leistung in der Defensive zu wenig gut, sondern schon im letzten Vorrundenspiel gegen Dänemark (3:5), in dem die Schweizer eine bessere Position in der Setzliste für die entscheidende Phase vergaben.
Das Hauptproblem bildete aber die Offensive. Gerade mal drei Tore erzielten die Schweizer bei numerischem Gleichstand. Das war umso bitterer, als die «Special Teams» gut funktionierten. Im Powerplay schossen die Schweizer fünf Treffer, drei in den beiden K.o.-Partien. Das ergab eine Erfolgsquote von 31,25 Prozent. In Unterzahl liessen sie bloss zwei Tore zu. Dies wäre eine gute Basis gewesen.
Die schlechte Bilanz von Hofmann
Die Schusseffizienz war jedoch mit Ausnahme der Partie gegen die Tschechen (22,22 Prozent) ungenügend. Gegen die Finnen betrug sie 2,94 Prozent. So ist es nahezu unmöglich, zu gewinnen. Was war das Problem? Die Eisgenossen entwickelten insgesamt zu wenig Druck auf das gegnerische Tor, sorgten für zu wenig Chaos, erzwangen zu wenig Rebounds. Das braucht es auf diesem Niveau und ist bei den Schweizern immer wieder ein Thema.
Ein weiteres Problem war, dass Gregory Hofmann sein Potenzial bei weitem nicht ausschöpfte. Der 29-jährige Stürmer, der im Januar vom NHL-Team Columbus Blue Jackets zum EV Zug zurückgekehrt war, ist im Normalfall ein Torgarant. Diesmal brachte er allerdings trotz 14 Torschüssen, so vielen wie kein anderer im Team, nichts Zählbares zu Stande. Nicht nur dass ihm kein Skorerpunkt gelang, er verzeichnete mit -8 die klar schlechteste Plus-Minus-Bilanz bei den Schweizern. Ohne Torerfolg blieb mit Sven Andrighetto ein weiterer «Knipser», er verbuchte aber immerhin drei Assists und war damit in der internen Skorerwertung hinter Enzo Corvi (1/4) die Nummer 2.
WM-Hoch nach Olympia-Tief?
Es ist klar, dass einem Spieler wie Hofmann jederzeit der Knopf aufgehen kann. Im Nachhinein betrachtet war es aber ein Fehler, dass er von allen Schweizern Stürmern die meiste Eiszeit erhielt. Nun gilt es für Fischer und Co., die richtigen Schlüsse aus dem Turnier zu ziehen. Nach dem Achtelfinal-Out an den Olympischen Spielen vor vier Jahren in Pyeongchang stürmten die Schweizer an der darauffolgenden WM in Dänemark in den Final, in dem sie erst im Penaltyschiessen an Schweden scheiterten. Gelingt im Mai ein weiterer Coup?
sda