Belinda Bencic steht im olympischen Tennisturnier im Einzelfinal. Sie hat damit mindestens die Silbermedaille auf sicher.
Die 24-jährige Ostschweizerin setzte sich in einem wahren Abnützungskampf in zweidreiviertel Stunden 7:6 (7:2), 4:6, 6:3 gegen die Kasachin Jelena Rybakina, die Nummer 20 der Welt, durch. Im Final trifft Bencic auf die Weltnummer 6 Jelina Switolina aus der Ukraine oder die tschechische Linkshänderin Marketa Vondrousova (WTA 42).
Es war eine absolute Willensleistung von Bencic. Die Weltranglisten-Zwölfte spielt den dritten Tag in Folge Einzel und Doppel, angesichts der hohen Temperaturen in Tokio ein happiges Programm – auch wenn der Spielbeginn auf 15 Uhr Ortszeit nach hinten verlegt wurde. Zudem hatte Bencic im Achtel- und Viertelfinal im Einzel drei Sätze gespielt, während die acht Positionen schlechter klassierte Kasachin ohne Satzverlust in die Halbfinals eingezogen war.
Bereits der Gewinn des ersten Satzes war für die Ostschweizerin eine Parforce-Leistung. Sie geriet nach einer frühen 2:0-Führung 2:5 in Rückstand und wehrte sechs Satzbälle ab, ehe sie sich in einem starken Tiebreak durchsetzte.
Kampfgeist hält sie im Spiel
Im zweiten Satz führte Bencic 2:0 und 3:2, doch Rybakina liess sich nicht abschütteln. Die Schweizerin bekundete phasenweise grosse Mühe mit ihrem Aufschlag. Sie leistete sich 12 Doppelfehler (6 Asse), während die 1,84 m grosse gebürtige Russin von 14 Assen profitieren konnte. Doch Bencic liess sich nie unterkriegen.
Im entscheidenden Durchgang lag sie zweimal (0:2, 2:3) mit einem Break im Rückstand, doch am Ende bewies sie Nervenstärke. Sie gewann die letzten vier Games und mit einem Aufschlagwinner beim ersten Matchball die Partie. Erst dann liess sie ihren Emotionen vollen Lauf. Sie sank in die Knie und konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten.
«Ich bin überwältigt» – nun wartet Voundrousova
«Ich weiss nicht mehr, ob ich im letzten Game überhaupt geatmet habe», erklärte sie direkt im Anschluss im Interview bei SRF. «Ich konnte nicht mehr klar denken.» Bencic sprach von einem Traum, der wahr werde. «Ich bin überwältigt und kann es gar nicht in Worte fassen.» Sie sei manchmal am Ende gewesen und habe das Gefühl gehabt, es gehe nicht mehr, dass sie es «verpatzt» habe. «Aber ich bin irgendwie zurückgekommen. Ich habe alles gegeben, das macht den Sport aus.»
Gegen Final-Gegnerin Marketa Vondrousova hat sie das einzige Duell vor gut vier Monaten in Miami knapp in drei Sätzen verloren. Die Tschechin besiegte im zweiten Halbfinale überraschend glatt die an Position vier gesetzte Ukrainerin Jelina Switolina 6:3, 6:1
Zuvor trat sie aber noch am Donnerstag zum Doppel-Halbfinal mit Viktorija Golubic gegen die Brasilianerinnen Laura Pigossi/Luisa Stefani an. Es winkt die zweite Medaille. Danach haben die Tennisspielerinnen am Freitag einen wohl verdienten Ruhetag.