Der Rennsonntag ist den Formel-1-Bossen zu wenig. Deshalb gibt es in Silverstone am Samstag mit dem Sprint ein neues Mini-Event. Fragen und die Antworten zu diesem Experiment.
Wie funktioniert das neue Format?
Das neue Mini-Event am Samstag (17.30 Uhr) ist ein Rennen über 100 Kilometer Distanz, was auf dem Traditionskurs in England 17 Runden entspricht. 25 bis 30 Minuten Spektakel samt freier Reifenwahl und ohne strategische Hilfe vom Kommandostand erhoffen sich die Formel-1-Versuchsleiter davon.
Welche Auswirkungen hat das Sprint-Rennen auf die Punktevergabe?
Der Sprint-Sieger bekommt drei Punkte, der Zweite zwei, der Dritte noch einen Zähler. Das Ergebnis dieser Ouvertüre ermittelt zugleich die Startaufstellung für den Grand Prix am Sonntag (16.00 Uhr).
Und Qualifying gibt es keines mehr?
Doch. Die übliche Qualifikation mit den drei K.o.-Runden wandert in Silverstone auf den Freitag (19.00 Uhr). Das Ergebnis dieser einstündigen Einheit ist die Grundlage für die Sprint-Aufstellung tags darauf.
Weshalb wurde dieses neue Format eingeführt?
Mit dem erstmaligen Experiment des Sprints beim Grand-Prix-Wochenende von Grossbritannien hofft die Formel 1 auf mehr Vollgas-Action. «Rennfahrer konkurrieren auf einem Supermarktparkplatz mit Einkaufswägen gegeneinander. Es liegt in ihrer Natur, dass sie sich gegenseitig schlagen wollen, und es gibt nichts Schlimmeres für sie, als von jemandem geschlagen zu werden», meinte Formel-1-Sportchef Ross Brawn über die PS-Seele der Piloten und redete gegen die allgemein doch sehr grosse Skepsis am Format an.
Weshalb erfolgt der Start eines neuen Formats mitten in der Saison?
Weil es in dieser Saison zunächst drei Mal getestet wird. Neben Silverstone an diesem Wochenende auch in Monza (12. September) und Brasilien (7. November). Bei allen anderen Rennen wird das seit 2016 bestehende Qualifying unter dem aktuellen Modus wie bisher ausgetragen.
Und wie geht es anschliessend weiter?
Dann soll darüber entschieden werden, ob die Sprint-Rennen dauerhaft zur Austragung kommen sollen. An jedem Formel-1-Wochenende soll es aber keine Sprints geben. Es geht schliesslich um Exklusivität, für die die Veranstalter extra zahlen sollen.
Was sagen die Fahrer zu den Sprintrennen?
Rekordweltmeister Lewis Hamilton begrüsst zumindest den Pioniergeist in der Formel 1. «Ich habe immer gesagt, dass wir im Laufe des Jahres auf einigen Strecken mal ein anderes Format brauchen», bemerkte der Mercedes-Fahrer. «Von diesen experimentellen Wochenenden wird der Sport hoffentlich eine Menge lernen, wie wir in Zukunft bessere Rennen veranstalten können.» Der Brite fürchtet aber auch, dass Risikobereitschaft am Samstag wegen dem wichtigeren Sonntag nicht sehr gross sein könnte: «Wahrscheinlich wird es nicht so aufregend, weil alle einfach nur hintereinander fahren werden.»
Sebastien Vettel weist indes auf die Verdichtung des Arbeitspensums hin. Da schon nach dem Auftakttraining am Freitag die Qualifikation folgt, bleibt wenig Zeit für eine optimale Abstimmung. Im Abschlusstraining am Samstag müssen die Piloten dann schon Daten für die Langstrecke sammeln. Fehler sind verboten. «Man hat weniger Zeit. Man muss sehr schnell sein endgültiges Setup finden, nachdem man das erste Mal auf der Strecke war. Das ganze Wochenende wird inteniver», so Vettel.