Die ersten Auftritte von Thierno Barry als Spieler des FC Basel sind ein Graus. Von einem Transfer-Flop und Chancentod ist die Rede. Ein paar Monate – und viele Tore – später, spült er dem FCB Millionen in die Kassen.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Thierno Barry und der FC Basel, das war definitiv keine Liebe auf den ersten Blick. In den ersten beiden Spielen flog der Stürmer vom Platz.
- Sein erstes Super-League-Tor erzielte Barry ein halbes Jahr nach seiner Ankunft. Seither ist er der fleissigste Skorer beim FCB. In dieser Saison hat der 21-Jährige in vier Pflichtspielen acht Tore erzielt.
- Trainer Fabio Celestini glaubt, dass Barry «eine gute Karriere» hinlegt, sofern er sich keine Disziplinlosigkeiten erlaubt.
- Nun folgt der Wechsel zu Villarreal und es stellt sich die Frage, ob er der Aufgabe bereits gewachsen ist. Bei blue Sport kannst du seine Entwicklung weiter verfolgen, alle Spiele der LaLiga siehst du live auf blue Sport.
«Meine Stärken sind als Stürmer natürlich in erster Linie das Toreschiessen. Ich freue mich darauf, gemeinsam mit der Mannschaft den Fans Freude zu bereiten», sagte Thierno Barry bei seiner Vorstellung beim FC Basel im Juli 2023. In der Saison davor hatte er in der belgischen Liga 20 Tore in 31 Liga-Spielen erzielt.
Freude bereitet er den Fans zunächst aber keine, schon eher schlaflose Nächte. In seinem ersten Pflichtspiel gegen St.Gallen fliegt Barry in der 69. Minute mit Gelb-Rot vom Platz, in Unterzahl kassiert Basel den K.o.-Stoss.
Sein zweites Pflichtspiel beginnt erfreulicher, schiesst er doch gegen Tobol Kostanay in der 25. Minute das 1:0. Danach verschuldet er zwei Elfmeter (den ersten hält Mirko Salvi) und fliegt später erneut mit Rot vom Platz, Basel verliert 1:3.
Das Rückspiel ohne Barry gewinnt Basel auswärts zwar 2:1, doch das Aus in der Conference-League-Qualifikation können die Bebbi nicht mehr abwenden. Auch in der Liga gewinnt der FCB am 30. Juli ohne Barry und das gleich mit 5:2 gegen Winterthur. Das ist deshalb interessant, weil Basel mit Barry auf dem Feld erstmals am 5. November gewinnt. Beim 2:1-Sieg gegen Yverdon steuert der grossgewachsene Stürmer bei seinem 12-Minuten-Einsatz den Assist zum Siegtreffer bei. Von einem Befreiungsschlag kann aber noch nicht die Rede sein, der FCB steckt tief im Sumpf.
Barry wird zum Gesicht der Basler Horror-Saison
Am 2. Dezember muss Barry nach dem 1:1 gegen Stade-Lausanne-Ouchy als Sündenbock herhalten, obschon er erst in der 85. Minute eingewechselt wird. Der junge Franzose lässt zwei Top-Chancen liegen und verpasst es, dem FCB im Abstiegskampf etwas Luft zu verschaffen. Basel hat zu diesem Zeitpunkt nur einen Punkt mehr auf dem Konto als Schlusslicht SLO.
Im Netz wird Barry angefeindet. Neben wirklich üblen Kommentaren ist auch zu lesen, dass man Barry schnellstmöglich loswerden müsse, selbst wenn man für ihn keinen Rappen bekomme. Der FC Basel reagiert mit einem Statement und verurteilt die Kommentare, auch Barry meldet sich auf Instagram und schreibt unter anderem: «Euer Hass wird mich stärker machen, ich weiss das.»
Barry mausert sich vom Chancentod zur Tormaschine
Und Barry sollte Recht behalten. Bis zu seinem ersten Treffer in der Super League muss er sich allerdings noch eine Weile gedulden. Am 30. Januar 2024 ist es endlich soweit: Barry trifft erstmals in der Super League – und dann gleich doppelt. Beim 3:1-Sieg gegen Winterthur ist er die grosse Figur. Von da an trifft er regelmässig, bis zum Saisonende schiesst er in 16 Spielen weitere sieben Tore und bereitet vier vor.
Auch im Cup-Viertelfinal am 28. Februar steht Barry im Fokus. Weil er am Matchtag am Morgen zu spät im Training erscheint, wird der formstarke Stürmer, genau wie der in diesem Sommer zu Chelsea transferierte Renato Veiga, aus der Startelf gestrichen. In der Halbzeit wechselt Fabio Celestini Barry dann beim Stand von 0:2 ein – und tatsächlich rettet der 21-Jährige den FCB mit zwei Toren in die Verlängerung. Auch im Elfmeterschiessen läuft er an und trifft, weil Fabian Frei und Dominik Schmid verschiessen, muss Basel dennoch die Segel streichen.
Barry beschert dem FC Basel einen Geldsegen
In der laufenden Saison schlägt Barry voll ein. In drei Super-League-Spielen schiesst er fünf Treffer. Und im Cup erzielt er beim 8:0 gegen Subingen in der ersten Halbzeit einen lupenreinen Hattrick.
Allerdings hat der inzwischen hochgelobte Barry auch schon sein anderes Gesicht gezeigt. Für das Spiel der 2. Runde gegen Lugano (1:2-Niederlage) hat ihn Celestini wegen eines nächtlichen Ausflugs aus dem Kader gestrichen. Gegen GC darf er dann wieder von Beginn an ran und erzielt wie schon gegen Lausanne-Sport einen Doppelpack. Celestini erklärt nach dem Spiel, dass er Barry eine gute Karriere zutraue, da er immer dazulernen wolle. Allerdings müsse er verstehen, dass es ohne Disziplin nicht gehe.
Ja, Barry hat ein wildes Jahr hinter sich. Er ist als Hoffnungsträger zum FC Basel gekommen, wurde schon bald als Chancentod verschrien und zum Sündenbock abgestempelt, ehe er förmlich explodierte und zur grössten Tormaschine der Liga avancierte und so das Interesse vieler Klubs weckte. Nun wechselt der 21-Jährige zu Villarreal, dem FC Basel spült der Transfer rund 15 Millionen Franken in die Kassen. Viel Geld für einen Spieler, den viele Fans vor einem halben Jahr noch am liebsten sofort losgeworden wären.
Barry verabschiedet sich mit emotionalen Worten
Aufrichtig bedankt sich Barry bei seinen ehemaligen Mitspielern, beim Präsidenten, bei seinem Trainer und den Fans – auch wenn Letzteres keine Liebe auf den ersten Blick war. Aber, so Barry: «Glücklicherweise wirkt Gott auf geheimnisvolle Weise.» Er entschuldigt sich auch für seine Fehltritte und äussert einen Wunsch: «Ich hoffe, dass sich die Leute in Zukunft, wenn sie über mich in Basel sprechen, nur an die positiven Dinge erinnern werden.»