Manchester United Wie Pogba seinen Kredit bei den ManUtd-Fans verspielt hat

jar

20.8.2019

Hängender Kopf bei Paul Pogba nach dem Spiel gegen Wolverhampton.
Hängender Kopf bei Paul Pogba nach dem Spiel gegen Wolverhampton.
Bild: Getty

Vor drei Jahren wurde Paul Pogba als teuerster Spieler der Geschichte bei Manchester United vorgestellt. Nun ist er zum Feindbild der eigenen Anhänger geworden. Trotzdem soll er bei den «Red Devils» bleiben.

«United hat immer einen besonderen Platz in meinem Herzen gehabt. Es ist der richtige Klub für mich, um all das zu erreichen, was ich mir vom Fussball erhoffe.» Mit diesen Worten begrüsste Paul Pogba die Fans von Manchester United im Sommer 2016, als die «Red Devils» den Franzosen für die damalige Rekordsumme von 105 Millionen Euro von Juventus Turin verpflichtet – oder besser gesagt zurückgeholt – hatten.

Die drei Jahre waren für Pogba in Manchester aber mehr chaotisch als erfolgreich. Mit United holte der mittlerweile 26-Jährige lediglich den Ligapokal und die Europa League – zu wenig für die hohen Ansprüche des englischen Rekordmeisters. In der vergangenen Saison verpasste United sogar die Champions-League-Qualifikation. Wohl auch ein Grund, weshalb Pogba im Juni seinen Wechselwunsch äusserte. «Nach allen Geschehnissen in dieser Saison denke ich, dass es für mich jetzt ein guter Zeitpunkt wäre, um eine neue Herausforderung an einem anderen Ort zu suchen», sagte er.

Mit den «Geschehnissen in dieser Saison» meint Pogba wohl vor allem den Disput mit Trainer José Mourinho, der ihm die Captainbinde wegnahm und ihn immer wieder auf die Bank verbannte. Der Weltmeister von 2018 verlor in den vergangenen drei Jahren immer mehr die Gunst der Fans. Sei es wegen schwachen Leistungen oder wegen Instagram-Fotos nach Niederlagen. Mit dem öffentlichen Wechselwunsch schien Pogba, der noch bis 2021 in Manchester unter Vertrag steht, seinen Kredit bei den Fans endgültig verspielt zu haben. 

Pogba scheitert gegen die Wolves vom Penaltypunkt.
Pogba scheitert gegen die Wolves vom Penaltypunkt.
Bild: Getty

Doch Ole Gunnar Solskjaer machte sich in der Folge immer wieder für seinen Schützling stark. «Ich habe keine Sorgen bei Paul. Aus meiner Sicht wird er bleiben», sagte der ManUtd-Trainer Anfang Monat kurz vor Ende des Transferfensters in England. Zwar ist ein Abgang des Franzosen in eine andere Liga noch immer möglich, jedoch ziemlich unwahrscheinlich, da die «Red Devils» im Mittelfeld nicht sehr breit aufgestellt sind und höchstens in der Verteidigung noch Spieler abgeben werden. 

Rassistische Äusserungen gegen Pogba

Nach dem grandiosen 4:0-Sieg zum Saisonauftakt gegen Chelsea, bei dem Pogba mit zwei Assists glänzte, schienen sich auch die Fans wieder mit ihrem wertvollsten Spieler versöhnt zu haben. Auch, weil Pogba sich mit weiteren Aussagen über einen möglichen Wechsel zurückhielt. Doch mit einer einzigen Aktion im Spiel gegen Wolverhampton zog der Mittelfeldspieler den Zorn der Fans am Montagabend erneut auf sich – mit einem verschossenen Penalty. 

Eigentlich wäre das ja nichts Dramatisches, zumal Pogba den Elfmeter auch selber herausgeholt hatte. Doch für die Elfmeter wäre Publikumsliebling Marcus Rahford vorgesehen, der schon gegen Chelsea vom Punkt traf. Rashford wollte sich den Ball auch schnappen, doch Pogba blieb stur, trat selbst an und scheiterte an Wolves-Goalie Rui Patricio. So endete das Spiel 1:1 und Manchester United verpasste den Sprung an die Tabellenspitze.

Dies brachte aufgebrachte Fans dazu, Pogba in den sozialen Medien übel zu beleidigen. Die Beschimpfungen gingen so weit unter die Gürtellinie, dass sich der Klub am Dienstag gezwungen fühlte, zu regaieren. «Alle bei Manchester United sind angewidert von den rassistischen Beleidigungen gegen Paul Pogba», schrieben die «Red Devils» in einer Mitteilung, welche britische Medien zitierten. «Die Individuen, die solche Ansichten geäussert haben, repräsentieren nicht die Werte unseres grossartigen Vereins.» Auch Pogbas Teamkollegen Rashford und Harry Maguire verurteilten die Angriffe auf Pogba öffentlich aufs Schärfste.

Die Rückendeckung des Klubs, des Trainers und der Mitspieler ist sozusagen das einzige, was Pogba in Manchester noch bleibt. Sich in die Herzen der Fans zurückzuspielen, wird immer mehr zu einem Ding der Unmöglichkeit. Das klappt wohl nur dann, wenn er sich dem Team unterordnet, den anderen Spielern bei Elfmetern und Freistössen den Vortritt lässt und Leistungen bringt wie vor einem Jahr in Russland, als Frankreich auch dank einem überragenden Pogba Weltmeister wurde.

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