Primera División Wenn Barcelona und Real locken, drehen die Profis durch

Syl Battistuzzi

9.7.2019

Cesc Fàbregas (l.) und Gareth Bale haben für einen Vereinswechsel einiges in Kauf genommen.
Cesc Fàbregas (l.) und Gareth Bale haben für einen Vereinswechsel einiges in Kauf genommen.
Bild: Keystone/Getty

Wenn Barcelona oder Real Madrid bei einem Spieler ihr Interesse signalisieren, ist Ärger vorprogrammiert. So streikten in der Vergangenheit diverse Profis in ihren Klubs, um danach einen Wechsel anzustreben.

Giovane Elber sagte einst: «Fussballer sind moderne Sklaven. Nur Leistung zählt. Wenn der Spieler einen schlechten Lauf hat, heisst es schnell: 'Hau ab'. Sentimentalitäten haben keinen Platz. Die Manager verlangen, dass sich ein Spieler mit dem Verein identifiziert. Zwei Jahre später schicken sie ihn weg.»

Doch es gibt eben auch den umgekehrten Fall, wo die Spieler ihren Arbeitgeber erpressen, weil der «Traumverein» (oder ist es doch eher das Traumsalär?) lockt. Am meisten Zoff droht den Klubs, wenn die beiden grössten spanischen Klubs anklopfen. Aktuell sollen grad Antoine Griezmann und Neymar sich im (Trainings-)Streik befinden. Einige «Vorbilder» haben es ihnen vorgemacht, wie man seinen Klub auch ausserterminlich verlassen kann.



   2011 

Arsenal zu Barcelona

Cesc Fàbregas

Es war die Transfersaga im Sommer 2011: Der Mittelfeldstratege ist in Katalonien aufgewachsen und durchlief die Barça-Jugendmannschaften. Danach sah er jedoch keine Zukunft im Fanionteam, so dass er sich für einen Wechsel zu Arsenal entschied. Dort gab er bereits als 16-Jähriger sein Debüt und wurde bald zu einem Fixpunkt im Team von Arsène Wenger. Mit 21 Jahren war er Captain und einer der besten Spieler in der Premier League. 

Kein Wunder bemühte sich Barcelona, seinen verlorenen Sohn zurückzuholen. Im Ringen um Fàbregas mischten sich selbst Spieler wie Carles Puyol ein: «Er muss in einem Klub bleiben, in dem er nicht mehr ein weiteres Jahr sein will. Ich frage mich, wie intelligent es ist, einen Spieler zu halten, der nicht dabei sein will.» Auch Wenger beklagte sich: «In den letzten sechs Monaten hat uns diese Geschichte das Leben schwer gemacht.»

Schliesslich musste Arsenal einlenken und Fàbregas kehrte mit einem Fünfjahresvertrag in den Taschen zu Barcelona zurück. Die Ablösesumme lag bei 34 Millionen Euro (weitere 5 Millionen Euro waren erfolgsabhängig). Immerhin: Fünf Millionen Euro der Transferkosten übernahm Fàbregas gleich selbst, indem er jährlich auf eine Million Euro seines Jahresgehaltes verzichtete. Das ganze Drama zahlte sich für beide Seiten nur bedingt aus: Er konnte in Barcelona nie ganz die in ihn gesteckten Erwartungen erfüllen und wechselte nach drei durchzogenen Jahren weiter zu Chelsea.


   2012

Tottenham zu Real Madrid

Luka Modric

Luka Modric verliess seinen Stammklub Dinamo Zagreb für Tottenham. Dort zog er im Mittelfeld rasch die Fäden, was nicht unbemerkt blieb. Chelsea machte 2011 mehrere Angebote. Doch die Spurs wollten ihn nicht zu einem Ligakonkurrenten verkaufen. Auch als Real Madrid anklopfte, blieben sie zunächst stur. Doch der Kroate verweigerte das Training, weil er die für ihn geforderte Ablösesumme als zu hoch empfand.

Nach zwei Tagen beendete Modric zwar den Streik, er musste danach aber zwei Monate alleine trainieren. Schliesslich liess man ihn für 35 Millionen Euro ziehen. In Madrid ist er immer noch unumstrittener Stammspieler, feierte vier Titel in der Königsklasse und wurde letztes Jahr sogar zum Weltfussballer geehrt.


   2013

Tottenham zu Real Madrid

Gareth Bale

Nach Startschwierigkeiten startete der Waliser bei Tottenham durch und pflügte sich auf der linken Seite durch die Premier League. Real Madrid wollte sich Bale zulegen, doch die Verhandlungen zogen sich in die Länge. So war er skurillerweise bei Saisonbeginn als «verletzt» gemeldet, spielte aber in der WM-Qualifikation für Wales.

Schliesslich zahlten die Königlichen die Rekordablöse von 100 Millionen Euro und verpflichteten Bale für sechs Jahre. Doch bei Real war der pfeilschnelle Flügelflitzer häufig verletzt oder stand im Schatten von Superstar Ronaldo. Inzwischen wollen sich die Real-Bosse sogar von ihm trennen, um sich das Sorgenkind vom Hals zu schaffen.


   2017

Dortmund zu Barcelona

Ousmane Dembélé

Nur 15 Millionen Euro bezahlte der BVB an Stade Rennes. Eine Saison wirbelte Ousmane Dembélé bei Dortmund auf der Aussenbahn. Danach fehlte er unentschuldigt beim Training und wurde suspendiert. Zwei Wochen nach dem Streik einigte man sich mit Barcelona über eine Ablösesumme in Höhe von 105 Millionen Euro (inklusive Bonuszahlungen können es knapp 150 Millionen werden).

Ein schlechtes Gewissen hat der Franzose nicht: «Ich hatte den Eindruck, dass ich die Erfüllung meines Traums verpassen würde. Deswegen habe ich mich so verhalten, dazu stehe ich.» Bei Barça verletzte er sich gleich früh und überzeugte später nicht wirklich. Speziell sein unsteter Lebenswandel machen den Barça-Bossen grosse Sorgen, so dass ihm der Verein einen persönlichen Koch und Physiotherapeuten zur Seite gestellt hat, damit er sich gesünder ernährt und sein Fitnesslevel im Griff hat.


   2017

Liverpool zu Barcelona

Philippe Coutinho

Nachdem Barça Neymar nach Paris ziehen lassen musste, wollte man unbedingt Philippe Coutinho von Liverpool loseisen. LFC-Trainer Jürgen Klopp sträubte sich lange dagegen und versuchte, den Brasilianer an Bord zu halten. Vergeblich, am Ende wechselte der linke Flügelspieler für 120 Millionen Euro (inklusive Bonuszahlungen können es 160 Millionen werden) zu Barcelona.

Bei den Katalanen sah er bessere Chancen auf einen Triumph in der Champions League. Wie wir wissen, kam es anders. Im Halbfinal kassierte Coutinho mit seinem neuen Team gegen seinen alten Arbeitgeber eine historische 0:4-Pleite im Rückspiel. Und bei Barça gilt er seitdem sogar als Sündenbock und soll wieder verkauft werden.

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