Die Trennung von Trainer Jürgen Klopp vor vier Jahren von Borussia Dortmund «war ein Fehler», sagt BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. Ist das auch als indirekte Kritik an Lucien Favre zu verstehen?
In einem am 14. Oktober erscheinenden Buch über Watzkes Zeit bei Borussia Dortmund zitiert die «Bild» vorab den BVB-Boss mit den Worten: «Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn wir die ganze Mannschaft ausgetauscht hätten – und nicht den Trainer. Denn so einen Trainer, das war mir klar, würden wir nie mehr wieder bekommen, gute Spieler aber schon. Aber im Nachhinein ist man immer schlauer.»
Das 288 Seiten fassende Buch «Echte Liebe – ein Leben mit dem BVB» stellt der 60-Jährige am Donnerstag gemeinsam mit Klopp in Dortmund vor. Der BVB-Boss räumt jedoch auch ein, dass die Trennung von Klopp nach sieben erfolgreichen Jahren mit zwei Meistertiteln, Pokalsieg und Champions-League-Finale alternativlos war: «Jürgen hätte es nicht mehr gemacht, das hat man gespürt.» Trotzdem trauere er dem Coach des FC Liverpool noch nach. «So ein Verhältnis, wie ich es mit Jürgen über sieben Jahre beim BVB hatte, das hat es vorher nicht gegeben. Und so ein Verhältnis wird es wahrscheinlich auch nie wieder geben.»
Watzke berichtet, dass Klopp bereits ein Jahr vor seinem Abgang den Abschied angeboten hatte: «Da haben wir das Ding noch mal mit aller Macht gedreht.» Im April 2015 erklärte der beliebte Coach dann an einer emotionalen Pressekonferenz sein Aus per Saisonende – trotz laufendem Vertrag bis 2018. Auf Klopp folgten Thomas Tuchel, Peter Bosz, Peter Stöger und schliesslich Lucien Favre. Einzig Tuchel (Pokal) und Favre (Superpokal) konnten seither mit dem BVB jeweils einen Titel gewinnen.
Gemessen an den Punkten, welche die Trainer mit dem BVB durchschnittlich geholt haben, liegt Favre (2,09) allerdings deutlich vor Klopp (1,90). Watzkes halbe Liebeserklärung an Klopp als Respektlosigkeit für den aktuellen Trainer zu verstehen, wäre aber wohl vermessen. Zu gross war Klopps Einfluss auf das Spiel von Borussia Dortmund und zu beliebt war der erfolgreiche Coach auch bei den Fans. Favre kann Watzkes Worte aber als Ansporn nehmen, damit der BVB-Boss eines Tages vielleicht auch dem Schweizer solche Komplimente macht.