Nach vier Pflichtspielen ist eigentlich klar: Xherdan Shaqiri gehört bei Liverpool auch in naher Zukunft nicht zum Stammpersonal. Das hat sich der Schweizer so nicht vorgestellt. Wie geht es nun weiter?
Der FC Liverpool startet mit einem Mammut-Programm in die neue Saison. Die Mannschaft von Jürgen Klopp bestreitet zum Auftakt vier Spiele in 13 Tagen. Trotz ständiger Rotation steht Xherdan Shaqiri dabei nur während elf Minuten auf dem Platz. Und das auch noch im unbedeutendsten aller Spiele – dem Community Shield gegen Manchester City.
So hat sich das der Schweizer mit Sicherheit nicht vorgestellt. Dabei beginnt im letzten Jahr alles so gut. Nach einem erfolgreichen Einstand in die Saison 18/19 krönt Shaqiri sein erstes halbes Jahr bei den «Reds» im Dezember mit einem Doppelpack gegen Erzrivale Manchester United. Bis dahin spielt er regelmässig. Kurz darauf verliert er aus unerklärlichen Gründen das Vertrauen des Trainers.
Zwei Monate ohne Einsatz
Von Februar bis April bleibt er fast zwei Monate lang ohne Einsatz im Kader. Danach spielt er nur noch 132 Minuten, 90 davon während des legendären 4:0-Siegs im Rückspiel des Champions-League-Halbfinals gegen den FC Barcelona. Es ist sein erster und letzter Startelf-Einsatz seit dem 24. Februar. Das so wichtige 3:0 durch Gini Wijnaldum bereitet Shaqiri mit einer punktgenauen Flanke vor.
Weshalb genau der Schweizer kein Vertrauen mehr geniesst, ist unklar. Offenbar zieht Jürgen Klopp andere Spieler einfach vor. Einer davon, Alex Oxlade-Chamberlain, kommt Anfangs Sommer von einer einjährigen Verletzungspause zurück. Sofort rückt er im Ranking vor Shaqiri. Er ist nicht der einzige – der Schweizer ist zurzeit nur noch Ersatz des Ersatzspielers.
Was nun?
Momentan müssen bei Liverpool drei bis vier Spieler ausfallen, damit Shaqiri in die Startelf vorrückt. Das lässt sich definitiv nicht mit den Ambitionen des Schweizer Nationalspielers vereinbaren. «Klar ist, dass ich mehr Einsatzzeit möchte. Ich muss mir die Situation anschauen und eine Lösung finden», sagt Shaq letzte Woche.
Kurz darauf wird er vom «Blick» mit einem Wechsel zu Monaco in Verbindung gebracht. Bei den Monegassen läuft derzeit aber auch nicht alles nach Plan. Nach dem Beinahe-Abstieg in der vergangenen Saison begann auch die aktuelle Spielzeit mit zwei Niederlagen. Immerhin würde Shaqiri im Stadtstaat dank Steuervergünstigungen deutlich mehr verdienen.
Geht es ihm nur um das Geld, so könnte der Schweizer auch einen Wechsel nach China oder Japan in Erwägung ziehen. Sein ehemaliger Trainer Torsten Fink, der aktuell in der japanischen J-League an der Seitenlinie steht, flirtete zuletzt mit dem Schweizer: «Ich bin immer noch überzeugt, dass er ein Weltstar werden kann.»
Das Vertrauen hätte Shaqiri bei Finks Vissel Kobe auf sicher. Aber ist der 27-Jährige nicht viel zu jung für einen Wechsel in den fernen Osten? Gäbe es noch andere Optionen?
Bayern oder Basel?
Zwei Vereine, die sich aktuell nach dringender Verstärkung in der Offensive umschauen, sind der FC Basel und Bayern München. Beides ehemalige Arbeitgeber Shaqiris – geht da vielleicht was?
«Eine Rückkehr zu den Bayern ist für mich total vorstellbar, denn ich trage die Bayern immer in meinem Herzen. Würden sie mich wieder anrufen, wäre das sicher interessant und emotional für mich». Mit diesen Worten lässt der Schweizer vergangenen Januar aufhorchen. Im Sommer kommen aber nie konkrete Gerüchte über eine Rückkehr des Angreifers auf.
Was den FC Basel angeht, so fehlen dem Schweizer Vize-Meister schlicht die finanziellen Möglichkeiten. Bei Liverpool soll Shaqiri fast acht Millionen Euro pro Jahr verdienen. Bei Basel müsste er einer enormen Kürzung seines Gehalts zustimmen, was eine Rückkehr vorerst sicherlich ausschliesst.
Darüber hinaus ist Liverpool gar nicht bereit, den Schweizer einfach so abzugeben. Gemäss Blick verlangen die Engländer 36 Millionen Euro für die Dienste des «Zauberwürfels». Eine Summe, die nicht nur den FC Basel abschreckt.
Bleiben und kämpfen!
Es bleibt Shaqiri also fast keine Wahl. Das Transferfenster ist nur noch bis zum 2. September offen und falls nicht doch noch ein lukratives Angebot für ihn eingereicht wird, muss sich der Angreifer eine weitere Saison bei den «Reds» gedulden. Wieso also nicht bleiben und kämpfen?
Sadio Mané und Mohammed Salah wird der Basler kaum verdrängen, aber ein Shaqiri in Topform kann es durchaus mit einem Oxlade-Chamberlain, einem James Milner oder einem Adam Lallana aufnehmen. Es liegt an ihm, das im Training unter Beweis zu stellen. Das zeigte er auch im Herbst 2018, als er in den ersten 25 Ligaspielen der «Reds» nur fünf Mal nicht eingesetzt wurde. Was auch immer Jürgen Klopp im Frühling dazu bewegte, nicht mehr auf «Big Shaq» zu setzen – das darf sich bei der nächsten Gelegenheit nicht wiederholen.
Shaqiris Vertrag bei Liverpool läuft noch bis 2023.