Spanien, Portugal und Marokko erhalten am Online-Kongress der FIFA den Zuschlag für die Fussball-WM 2030 sowie Saudi-Arabien für das Turnier 2034. Die beiden Kandidaturen waren konkurrenzlos.
Selten war eine WM-Vergabe mit weniger Spannung erwartet worden. Mit jeweils nur einem Kandidaten-Dossier pro Turnier hatten die 211 Mitgliedsverbände der FIFA keine richtige Wahl. Präsident Gianni Infantino hatte dies im Vorfeld aufgegleist. So konstruierte die FIFA 2030 eine «Mega-WM» mit Eröffnungsspielen in Uruguay, Argentinien und Paraguay. Eine zusätzliche Kandidatur aus Südamerika wurde so umgangen.
Mit Europa, Afrika und Südamerika, die 2030 zum Zug kommen, und Nordamerika, wo 2026 gespielt wird, war der Weg frei für Saudi-Arabien 2034. Der einzige ernsthafte Konkurrent Australien verzichtete am Stichtag Ende Oktober des Vorjahres – nach kurzer Vorlaufzeit – auf eine Bewerbung.
Nach der Doppelvergabe an Russland 2018 und Katar 2022 hatte die FIFA solche Verfahren durch Reformen eigentlich ausgeschlossen. Nun führte eine Statutenänderung dazu, dass nicht nur zwei Turniere an einem Tag vergeben wurden, es wurde sogar gemeinsam über die Vergaben abgestimmt – notabene in einem Online-Kongress. Allfällige Diskussionen und Kritik wurden so im Keim erstickt, und man konnte nur Ja oder Nein zum ganzen Paket, nicht zu den einzelnen Turnieren, stimmen.
Saudi-Arabien «noch repressiver» als Katar?
Im Vorfeld hatten Organisationen wie Amnesty, Human Rights Watch und ALQST auf die Menschenrechtslage in Saudi-Arabien hingewiesen. Das Land sei «noch repressiver» als Katar, hiess es in einer Einschätzung von Amnesty. Das Turnier bringe Menschenleben in Gefahr, warnten Menschenrechtsorganisationen, Fangruppen und Gewerkschaften in einer gemeinsamen Erklärung. Ähnlich wie Katar wird dem Königreich «Sportswashing» vorgeworfen: Mit Hilfe des positiv besetzten Sports sollen Verstösse beispielsweise gegen Menschenrechte übertüncht und das eigene Image aufpoliert werden.
Die Diskussionen gingen auch nicht am Schweizerischen Fussballverband vorbei. Dennoch erklärte SFV-Zentralpräsident Dominique Blanc bereits am Dienstag, den Vergaben zuzustimmen. Eine dem Dossier hinzugefügte «weitreichende Menschenrechtsstrategie» konnte den Verband überzeugen. Forderungen nach unabhängigen Kontroll- und Rekursinstanzen, zusätzlich zur Internationalen Arbeiterorganisation, wurden per Brief an die FIFA formuliert.