In der Premier LeagueWie der Ronaldo-Berater Wolverhampton zum FC Portugal formt
jar
13.8.2018
Am vergangenen Wochenende spielten die Wolverhampton Wanderers erstmals nach über sechs Jahren wieder in der Premier League. Dass beim 2:2 gegen Everton nicht weniger als sechs Portugiesen für die Wolves auf dem Platz standen, ist kein Zufall.
Rückblick: Wir schreiben den 4. Mai 2013, die Wolverhampton Wanderers spielen am letzten Spieltag der englischen Championship – Englands zweithöchster Liga – auswärts bei Brighton & Hove Albion. Die Wolves müssen gewinnen, um den Abstieg in die 3. Liga abzuwenden. Doch Wolverhampton verliert 0:2 und muss denn Gang in die League One antreten. Ein Traditionsklub, der immerhin dreimal englischer Meister wurde und viermal den FA Cup gewann, steht am Abgrund.
Doch der Klub aus dem englischen Mittelland erholt sich relativ schnell. Etwas mehr als fünf Jahre später kicken die Wolves wieder in der Premier League. Der Aufstieg wird schon vier Spieltage vor Saisonende realisiert, Wolverhampton holt sich souverän den Meistertitel in der Championship. Es ist die Wiederauferstehung eines Klubs, die an ein Fussballmärchen erinnert.
Ein Fussballmärchen mit fadem Beigeschmack. Denn der Grund für den plötzlichen Erfolg der Wolves hat einen Namen: Jorge Mendes. Der Spielerberater, dessen prominentester Klient Cristiano Ronaldo heisst, stellt seit zwei Jahren seine Spieler reihenweise bei Wolverhampton ab – und verdient bei jedem Transfer kräftig mit.
Die portugiesische Ära
Im Sommer 2016 übernimmt der chinesische Konzern Fosun den Klub. Zu diesem Zeitpunkt spielen die Wolves schon wieder in der Championship. Es ist der Beginn einer neuen Ära in Wolverhampton – die Ära der Portugiesen. Im August 2016 kommt Flügelstürmer Ivan Cavaleiro – vertreten durch Mendes' Beraterfirma GestiFute – , für acht Millionen Euro aus Monaco. Fünf Monate später wechselt auch Helder Costa, ebenfalls bei GestiFute, für 15 Millionen Euro zu den Wolves. Es wird immer klarer, dass Mendes nicht nur ein Freund, sondern auch ein Geschäftspartner der chinesischen Wolverhampton-Besitzer ist.
Spätestens seit dem Wechsel von Ruben Neves im Juli 2017 ist es offensichtlich: Spielerberater Mendes hat bei den Wolves seine Finger im Spiel – auch wenn Geschäftsführer Laurie Dalrymple betont, dass der Portugiese nur Ratschläge gebe und nicht für Transferaktivitäten verantwortlich sei. Doch warum wechselt Neves – damals schon portugiesischer Nationalspieler und letztes Jahr als 20-jähriger Porto-Shootingstar von halb Europa gejagt – in die zweithöchste englische Liga? Welcher Beraterfirma der zentrale Mittelfeldspieler vertraut, liegt auf der Hand.
Neves glänzt am Wochenende bei seinem Premier-League-Debüt beim 2:2 gegen Everton mit einem Traumtor und einem Assist. Zum Einsatz kommen bei den Wolves fünf weitere Portugiesen, die allesamt ebenfalls von Jorge Mendes beraten werden. Raten Sie mal, welche Nationalität Trainer Nuno Espírito Santo hat ...
Bisher ist für Mendes wie auch für die Klubbosse alles aufgegangen. Der Klub spielt wieder in der Premier League und hat eine konkurrenzfähige Mannschaft. Und die Fans freuen sich ob dem attraktiven Fussball, der ihnen geboten wird.
Fragt sich nur, wie lange das noch so ist. Neves und Co. spielen sich ins Schaufenster für die ganz grossen Klubs. Übermässige Loyalität können und dürfen die Fans von den ambitionierten Portugiesen nicht erwarten. Sie würden sich sicher nicht freuen, wenn Spieler wie Neves, Cavaleiro oder Helder Costa noch in diesem Sommer für viel Geld in eine andere Liga wechseln. Mendes, der wohl alles erst möglich macht, dagegen sehr wohl.
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