Das Transfer-Theater des Sommers ist vorbei, Robert Lewandowski darf Bayern München doch noch verlassen und zu Barcelona wechseln. Nun hofft der Weltfussballer auf Verständnis für seinen erfüllten Wunsch.
Ist dieser Deal für Bayern München jetzt gut oder schlecht? Klar, der deutsche Rekordmeister verliert mit Robert Lewandowski den vielleicht besten Mittelstürmer der Welt, den amtierenden Weltfussballer, der in 375 Spielen für die Bayern 344 Tore schoss und 72 Assists gab. Und in den letzten fünf Jahren immer Torschützenkönig der Bundesliga wurde. Aber der Pole wird im August auch schon 34 Jahre alt – und die Münchner kassieren satte 50 Millionen Euro für einen Spieler, dessen Vertrag in einem Jahr ausgelaufen wäre.
Wie auch immer. Lewandowski scheint es wichtig zu sein, dass ihn die Bayern-Fans als Tormaschine in Erinnerung behalten. Und nicht als den Spieler, der unbedingt wegwollte. Deshalb erklärt er seine Beweggründe in einem «Bild»-Interview noch einmal ausführlich.
«Es waren acht wunderbare Jahre hier. Von daher hoffe ich, dass wir mit etwas Abstand das, was die vergangenen Wochen passiert ist, vergessen können», sagt Lewandowski. «Es waren unnötige Dinge dabei, von beiden Seiten. Das Wichtigste ist, was wir gemeinsam erreicht haben: die Titel, die Siege.»
Und weiter: «Ich wollte noch in einer anderen Liga als der Bundesliga spielen, diese Entscheidung stand für mich schon lange fest. Ich wollte noch einmal woanders leben, mit meiner Familie etwas Neues entdecken. (...) Wenn nicht jetzt, dann wäre das wohl nie mehr gegangen. Es war eine einmalige Chance.»
«Ich will die letzte Woche vergessen»
Es sei die schwierigste Entscheidung seines Lebens gewesen, sagt der Torjäger. «Ich habe gesagt, dass beide Seiten Dinge gemacht haben, die unnötig waren. Aber vielleicht mussten eben gewisse Dinge passieren, damit der Wechsel am Ende möglich war.» Er denke, dass nun beide Seiten zufrieden sind. «Bayern bekommt viel Geld, ich darf nach Barcelona. Es war ein langer, schwieriger Weg, aber ich denke, dass sich am Ende alle noch in die Augen blicken können.»
Viel sei geschrieben worden, und viele Berichte seien auch falsch gewesen, meint Lewandowski. «Ich will speziell die letzte Woche vergessen. Deswegen soll kein Schatten über meiner Zeit beim FC Bayern liegen.» Bei Barcelona hat er bis 2026 unterschrieben. Dann ist er 38 Jahre alt. Ist das also sein letzter Vertrag als Fussballprofi? «Ich weiss noch nicht, wie es dann weitergeht, aber selbst 2026 muss nicht Schluss sein», sagt der Stürmer. «Ich will noch viele Jahre auf Top-Niveau spielen.»
Auch von Bayern-Seite kein böses Blut
Auch Bayern-Präsident Herbert Hainer hat nach Lewandowskis Abgang das weiterhin gute Verhältnis zwischen den Münchnern und ihrem ehemaligen Top-Torjäger betont. «Es gibt kein böses Blut. Am Ende des Tages haben wir alles zum Wohl aller hervorragend gelöst. Eine Win-Win-Win-Situation», sagt der 68-Jährige in einem Interview dem «Münchner Merkur» und der «tz». Nach der mündlichen Einigung zwischen dem deutschen Meister und den Spaniern war Lewandowski am Sonntag bereits in Miami angekommen, wo sich die Katalanen derzeit auf US-Tour befinden.
Die Bayern-Verantwortlichen und Trainer Julian Nagelsmann machen sich nach dem Abgang ihres Star-Mittelstürmers keine grossen Sorgen um die Offensiv-Qualität der Münchner. «Wir haben eine starke Mannschaft und gerade im Sturm mit Sadio Mané einen überragenden Neuzugang verpflichtet», sagt Hainer und verweist auch auf die Vertragsverlängerung mit Flügelspieler Serge Gnabry. «Wir sind super aufgestellt und absolut happy.»