In Israel herrscht Krieg. In der Fussball-Welt wird die Debatte geführt, ob vor dem Spiel eine Schweigeminute in Gedenken der Todesopfer abgehalten werden soll oder nicht. Am vergangenen Sonntag beim EM-Quali-Spiel gegen Belarus verzichtete die Nati darauf.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Beim EM-Quali-Spiel zwischen der Schweiz und Belarus verzichtete der Schweizer Fussballverband im Vorfeld der Partie auf eine Schweigeminute in Gedenken der Todesopfer in Israel.
- «Seitens UEFA hat es geheissen, es sind keine Schweigeminuten vorgesehen», sagt der SFV zu «20 Minuten». Die UEFA stellt jedoch klar, dass sie jeden Antrag auf eine Schweigeminute gutgeheissen hätte.
- Für die EM-Quali-Spiele vom vergangenen Dienstag verordnete die UEFA schliesslich eine Schweigeminute.
Im proppenvollen Stadion herrscht ganzheitliche Stille. Erst als der Schiedsrichter in die Pfeife bläst, ertönen von den Rängen lautstarke Fan-Chöre. Schweigeminuten sind im Fussball längst keine Seltenheit mehr. Der Brauch entwickelte sich in der Zeit des Ersten Weltkriegs – in Gedenken an Tote und Katastrophen.
So ordnete die UEFA Anfang September nach den Naturkatastrophen in Marokko und Libyen europaweit eine Schweigeminute an. Ein Monat später, nach Kriegsausbruch in Israel, blieb das kollektive Schweigen aus. Konkreter: Vor dem EM-Quali-Spiel zwischen der Schweiz und Belarus wurde darauf verzichtet.
UEFA spielt den Ball zurück
«Wir haben bei der UEFA angefragt, und es hat geheissen, es sind keine Schweigeminuten vorgesehen», sagt der Schweizer Fussballverband (SFV) zu «20 Minuten». Die UEFA selbst wählt gemäss dem Artikel einen anderen Wortlaut: Man hätte jeden Antrag auf eine Schweigeminute im Zusammenhang mit den Ereignissen in Nahost unterstützt. Somit war es ein Beschluss des SFV, auf eine Schweigeminute zu verzichten.
Nach dem Terroranschlag in Brüssel wurde die UEFA am vergangenen Dienstag konkreter: «Vor allen Qualifikationsspielen der UEFA EURO 2024 wird es heute Abend eine Schweigeminute geben. Diese erfolgt in Gedenken an alle Opfer von Gewalt während der letzten Tage in Europa und Israel», teilte der Verband mit.
Schweigeminute nur bei klarer Haltung
Warum sich die Nati am vergangenen Sonntag gegen Belarus gegen eine Schweigeminute entschied, ist Spekulationssache. «Das zögerliche Hin und Her war eher peinlich», wird Walter L. Blum, Zentralsekretär der Gesellschaft Schweiz-Israel, in «20 Minuten» zitiert.
Im Artikel wird auch das jüdische Wochenmagazing «Tachles» erwähnt, das Stellung zur Schweigeminute-Debatte bezieht: «Wer Opfern eine Plattform geben möchte, soll das ohne eigene Agenda tun.» So solle nur eine Schweigeminute stattfinden, sofern eine klare Haltung zur Thematik formuliert wird.
Der nächste Auftritt in der EM-Quali hat die Nati gegen Israel selbst. Die Partie findet am 15. November statt. Wo gespielt wird, ist noch unklar. Die Partie hätte bereits im Oktober stattfinden sollen, wurde aufgrund des Krieges zwischenzeitlich verschoben.