Dank sechs Punkten aus zwei Spielen verdient sich die Schweizer Nati in der WM-Quali das grosse Finalspiel gegen Italien. Im Gespräch mit blue Sport kommt Fussball-Experte Marco Streller regelrecht ins Schwärmen, er tritt aber auch auf die Euphoriebremse.
Die Partie am Dienstag in Vilnius ist bereits zur Pause entschieden. Dank eines Doppelpacks von Breel Embolo sowie dem ersten Länderspieltor von Renato Steffen führt die Schweiz zu diesem Zeitpunkt bereits vorentscheidend, kurz vor Schluss sorgt der eingewechselte Gavranovic für den 4:0-Endstand.
«Es war sehr souverän. Die Pflicht erfüllt, wäre fast ein bisschen zu hart formuliert», lobt Marco Streller in seiner Analyse. «Ich weiss aus eigener Erfahrung, dass solche Spiele oft sehr schwierig sind. Selbst vor dem TV hat man gesehen, dass dieser Kunstrasen schwierig zu bespielen ist. Das ist ein Nachteil für die bessere Mannschaft. Von dem her haben sie es vor allem in der ersten Halbzeit sehr gut gemacht.»
Dank zwei Siegen und einem Torverhältnis von 6:0 aus den letzten beiden Partien kann die Schweiz in der Gruppe C der WM-Qualifikation zu Favorit Italien aufschliessen. Damit kommt es am 12. November zum grossen Endspiel um den Gruppensieg gegen den amtierenden Europameister.
Lob für Shaqiri und Embolo
Gegen Litauen gefällt Streller die Leistung von Captain Shaqiri besonders. «Man merkt Xherdan an, dass er Spielpraxis hat. Er war immer anspielbar zwischen den Linien», so der 40-Jährige, der auch Embolo aus dem Kollektiv heraushebt. «Breel belohnt sich endlich für seine grossartigen Leistungen. Das ist wie der Ketchup-Effekt. Wenn einer reingeht, kommt der zweite gerade hinten nach.»
Ohnehin scheint der 24-jährige Embolo den nächsten Entwicklungsschritt genommen zu haben. Streller betont: «Er hat ja auch schon viel durchgemacht. Er hatte mit Verletzung und der einen oder anderen Geschichte, die unter jugendlichem Leichtsinn abgebucht wird, zu kämpfen. Aber das hat ihn sicherlich reifer gemacht. Und er hat gemerkt, auf wen er hören muss.». Sollte er nun noch echte Torjäger-Qualitäten unter Beweis stellen, «dann stehen ihm alle Türen offen», ist Streller überzeugt.
«Noch keine Superlative» für Yakin
Aber nicht nur Embolo und Shaqiri, sondern die ganze Nati hinterlässt beim 37-fachen Internationalen einen starken Eindruck. Der Start unter Neo-Trainer Yakin ist geglückt. «Ich schaue die Spiele der Nati aktuell sehr gerne. Ich sehe, dass die Jungs Freude haben. Ich sehe eine Spielidee. Es ist aber auch so, dass Murat eine sehr intakte Mannschaft übernommen hat, die vorher auch sehr gut gecoacht wurde», zieht Streller ein positives Zwischenfazit.
Der blue Fussball-Experte tritt aber auch etwas auf die Euphoriebremse. «Der Fussball ist so schnelllebig. Ich will jetzt noch nicht die Superlative verwenden, für das habe ich schon zu viel erlebt», sagt Streller. «Und ich weiss auch, dass die nächsten zwei Spiele enorm wichtig werden – mit der allfälligen Barrage die nächsten vier Spiele. Dort entscheidet sich alles und dann heisst es Daumen hoch oder runter. So ist es leider im Fussball.»