Granit Xhaka legt sich am Sonntag nach seiner Auswechslung mit den Arsenal-Fans an – und wird für sein Verhalten von allen Seiten heftig kritisiert. Verliert der Schweizer sogar das Captain-Amt?
Granit Xhaka und die Arsenal-Fans – eine Beziehung, die seit Wochen leidet. Und sie erreicht am Sonntagabend ihren Tiefpunkt: Als der Nati-Spieler gegen Crystal Palace (2:2) nach 60 Minuten vom Platz läuft, feiern die Anhänger der «Gunners» zum wiederholten Mal die Auswechslung des Schweizers. Sie jubeln, pfeifen und buhen und zeigen Xhaka so deutlich ihre Missgunst.
Der 27-Jährige verliert darauf seine Coolness, reagiert frustriert und zeigt den Fans, was er von ihnen hält. Nebst seiner deutlichen Gesten kann sich Xhaka auch ein «F*ck off» nicht verkneifen. Ein Verhalten, das in England überhaupt nicht gut ankommt. So wird Xhaka vom Opfer zum Täter.
Arsenal-Legende Ian Wright übt in der «BBC»-Sendung «Match of the day» harsche Kritik. «Ich mag es nicht, wenn Spieler ausgebuht werden. Aber Xhaka ist der Captain. (...) Mit seiner Reaktion stachelt er die Fans an. Sie haben in den vier Jahren, in denen er nun bei Arsenal spielt, nur eine Handvoll guter Spiele von ihm gesehen und jetzt behandelt er die Anhänger so», sagt Wright.
Der frühere Top-Stürmer meint, die Fans hätten lange Geduld mit Xhaka und seinen Leistungen gehabt und der Schweizer würde ihnen viel mehr schulden, als er bisher gezeigt hat. Wright: «Er sollte sich entschuldigen. Nein, er sollte sich bereits entschuldigt haben. Er ist der Mann, der als Captain gewählt wurde. So verhält sich kein Captain.»
Emery garantiert nicht, dass Xhaka Captain bleibt
Mit Jamie Redknapp äussert sich noch ein anderer grosser Name des englischen Fussballs zum Thema. In seiner Kolumne in der «Daily Mail» schreibt der frühere Liverpool-Profi, Xhaka müsse nun lange in den Spiegel blicken: «Seine Leistungen für Arsenal waren unterdurchschnittlich. Er kann nicht einfach den Kopf in den Sand stecken und so tun, als wäre es nicht seine Schuld, dass der Klub jetzt in dieser Situation ist.»
Redknapp erinnert an die grossen Mittelfeldspieler, die in den vergangenen Jahren bei Arsenal für Furore gesorgt hatten: Patrick Vieira, Cesc Fabregas, Robert Pires. «Sie haben auf der gleichen Position gespielt und Xhaka hat für den Geschmack der Fans nicht gut abgeschnitten», schreibt der 46-Jährige. «Ich glaube, dass es im Fussball immer einen Weg zurück gibt. Aber Xhaka muss hart an sich arbeiten. Er muss zuerst seine eigenen Fehler erkennen, bevor er beginnt, andere zu beschuldigen.»
Natürlich kommt in der englischen Presse auch die Frage auf, ob Granit Xhaka überhaupt noch der richtige Captain für die «Gunners» ist. Erst vor wenigen Wochen hat ihn Trainer Unai Emery zum Spielführer ernannt. Nach dem Spiel gegen Crystal Palace fragt ein Reporter den Coach direkt, ob Xhaka Captain bleiben wird. Emerys Antwort: «Es ist nicht der Moment, um über das zu sprechen. Ich will zuerst mit ihm und mit dem Klub sprechen. Wir sollten ruhig bleiben. Aber er hat wirklich einen Fehler gemacht.»
Xhaka selbst hat sich noch nicht zum Vorfall geäussert.