Kommentar FIFA-Weltelf: Die grösste Farce seit es Fussballer-Wahlen gibt

Von Jan Arnet

24.9.2019

Die Real-Spieler Marcelo, Sergio Ramos und Luka Modric schaffen es wie schon im letzten Jahr in die Weltelf der FIFA.
Die Real-Spieler Marcelo, Sergio Ramos und Luka Modric schaffen es wie schon im letzten Jahr in die Weltelf der FIFA.
Bild: Getty

Hat Lionel Messi in diesem Jahr die Auszeichnung als Weltfussballer wirklich verdient? Darüber lässt sich streiten. Für viel mehr Kopfschütteln sorgt aber ohnehin die Wahl der Weltelf. Ein Kommentar.

Die «FIFA FIFPro World XI» – kurz: die Weltelf – soll die besten elf Spieler der letzten Saison ehren. Für ihre grossartigen Leistungen und ihre Erfolge. Doch nachdem es bereits letztes Jahr kritische Stimmen zu dieser Wahl gab, verkommt sie nun komplett zur Farce. Alleine der Fakt, dass es drei Spieler (plus der neu verpflichtete Eden Hazard) von Real Madrid in die Top-Elf schaffen, ist an Lächerlichkeit kaum zu überbieten.

Zur Erinnerung: Real beendete die letzte Saison ohne einen einzigen Titel (abgesehen von der in Europa ziemlich unbedeutenden Klub-WM), klassierte sich in der Liga mit 19 Punkten Rückstand auf Meister Barcelona im dritten Rang, scheiterte in der Champions League bereits im Achtelfinal an Ajax und schaffte es auch im Pokal nicht ins Endspiel. Und trotzdem stellt Real die meisten Spieler in der Weltelf. 

Die «FIFA FIFPro World XI» des Jahren 2019.
Die «FIFA FIFPro World XI» des Jahren 2019.
Bild: Twitter/Squawka

Vor allem die Wahl von Marcelo sorgt für Irritationen. Der Brasilianer schaffte es seit 2015 immer in diese Auswahl, was er sich auch meistens verdient hat. Doch die letzte Saison war wohl die schlechteste seiner Karriere. Marcelo war selbst bei Real oft nur noch zweite Wahl und machte lediglich mit seinem Übergewicht Schlagzeilen. Als Linksverteidiger hätte sich der neutrale Beobachter wohl eher Liverpools Andy Robertson vorgestellt, der die ganze Saison durchspielte, mehr als doppelt so viele Assists lieferte wie Marcelo und ganz nebenbei noch die Champions League gewann.

Und bei allem Respekt für vergangene Taten: Was hat Luka Modric in der Weltelf verloren? Nach seiner überragenden Saison 2017/18, für die er als Weltfussballer 2018 ausgezeichnet wurde, wirkte der Kroate in der letzten Spielzeit ausgelaugt. Statistiken sind gewiss nicht alles, aber 4 Tore und 9 Assists in 55 Spielen für Klub und Land – da verdient man sich doch keinen Platz in der Weltelf. Zumal es mit Bernardo Silva einen Spieler gibt, der letzte Saison alles in Grund und Boden spielte, grossen Anteil an Portugals Triumph in der Nations League hatte und mit Manchester City vier Titel holte – und auch in der Champions League kam er weiter als Modric und Real.



Apropos Manchester City. Von den Citizens schafft es erneut kein einziger Spieler in die Weltauswahl. Wie schon letztes Jahr, nachdem City mit 100 Punkten einen neuen Rekord in der Premier League aufgestellt hatte. Da reichen also auch 98 Punkte und vier Titel nicht, um die Stimmberechtigten zu überzeugen. 

Die Stimmberechtigten – wer sind die überhaupt? Dazu gehören über 50'000 Profifussballer, die der FIFPro (Fédération Internationale des Associations de Footballeurs Professionnels) angehören. Sozusagen jeder Profifussballer, von dem Sie schon einmal gehört haben. Dass die Spieler nicht nach ihrer Leistung, sondern ihrer Popularität bewertet werden, liegt auf der Hand. So schaffen es eigentlich gar nicht die weltbesten Spieler in die «FIFA FIFPro World XI», sondern die beliebtesten. 

Twitter-Reaktionen zur Wahl der «FIFA FIFPro World XI»

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