Frauen-Nati Riola Xhemaili gilt als grösstes Talent im Schweizer Nationalteam

sda

7.4.2022 - 08:01

Riola Xhemaili gilt als grösstes Talent im Schweizer Frauen-Fussball
Riola Xhemaili gilt als grösstes Talent im Schweizer Frauen-Fussball
Keystone

Sie gilt als grösstes Talent der Schweiz: Riola Xhemaili, 19 Jahre alt, Mittelfeldspielerin beim SC Freiburg. Die elffache Internationale will Grosses erreichen: im Klub, aber auch mit der Schweiz.

Aus ihren Ambitionen hat Riola Xhemaili nie einen Hehl gemacht. Ihr grosses Ziel sei die englische Liga, sagte sie, als sie noch in der Schweiz beim FC Basel spielte und gleichzeitig eine KV-Lehre bei der Basler Kantonalbank machte. Die englische Liga gilt – zumindest in der Breite – als derzeit stärkste Liga der Welt.

Seit letztem Sommer spielt Xhemaili im Ausland, allerdings in Deutschland und nicht in England, was auch mit den komplizierteren behördlichen Auflagen in Grossbritannien zu tun hat. «Freiburg war aber genau der Verein, den ich gebraucht habe», sagt die Solothurnerin, die erst mit elf Jahren vom Volleyball zum Fussball gestossen ist. «Hier bekomme ich Spielzeit und Vertrauen.»

Xhemailis Vertrag läuft Ende Saison aus. «Ich könnte mir vorstellen, weiterhin dort zu spielen», sagt sie, ohne sich zu tief in die Karten schauen zu lassen. Der Teenager fühlt sich wohl im Breisgau, zumal der Weg nach Niederbipp, wo ihre Familie lebt, und die Heimat nicht allzu weit weg ist. Denn für Xhemaili gibt es keine Zweifel: «Die Schweiz ist das schönste Land der Welt.»

Gesunde Härte, hohe Ansprüche

Mit der Schweiz will Xhemaili Grosses erreichen. «Riola hat den Wunsch, eine Topspielerin zu werden – das spürt man in jedem Training», sagt Nationaltrainer Nils Nielsen. Das Potenzial dazu habe sie. Noch fehle ihr aber die Erfahrung. Der Däne ist angetan von den Fähigkeiten seiner Mittelfeldspielerin. «Sie gibt nie auf, egal, was passiert.» Damit sei sie gerade auch für die jungen Spielerinnen ein Vorbild. «Dies ist eine grosse Qualität. Denn oft spielt man so, wie man trainiert.»

Xhemaili selbst bezeichnet «die Spielintelligenz, die Technik und meine Bälle in die Tiefe» als ihre Stärken. «Ich bin eine Box-to-Box-Spielerin.» Hinzu kommt eine gesunde Aggressivität und Härte in den Zweikämpfen. Dies komme davon, dass sie in ihren ersten Jahren als Fussballerin in Junioren-Mannschaften gespielt habe. «Da wird härter gespielt. Und diese Härte habe ich versucht mitzunehmen.»

Aufgrund ihrer Wurzeln, ihrer direkten Art und den hohen Ansprüchen an sich selbst erinnert Xhemaili an Granit Xhaka, den Captain der Männer, der vergangene Woche gegen Kosovo sein 100. Länderspiel für die Schweiz gemacht hat. «Diese Marke mit 29 Jahren zu erreichen, ist krass. Darauf kann Granit stolz sein.» Sie selbst war beim Jubiläum und dem ersten Duell überhaupt gegen das Geburtsland ihrer Eltern im Letzigrund aber nicht vor Ort, da sie in Freiburg Training hatte. Klar wäre sie wie ihre Familie gerne dabei gewesen, so Xhemaili. «Aber für mich war das Ganze kein grosses Thema.»

Bachmann und CR7 als Vorbilder

Xhemailis Vorbilder in der Jugend hiessen auch nicht Granit Xhaka oder Xherdan Shaqiri, sondern Cristiano Ronaldo («der beste Fussballer der Welt») und Ramona Bachmann. Alle im Schweizer Fussball würden 'Rame' (Bachmann) aufgrund ihrer Erfolge und den Klubs, in denen sie gespielt habe, kennen, so Xhemaili. «Die Schweiz kann stolz sein, dass sie eine solche Spielerin hat.»

Als Xhemaili im Herbst 2020 als 17-Jährige ihr erstes Aufgebot für die SFV-Auswahl erhielt, gingen für sie gleich zwei Träume in Erfüllung. «Jeder will einmal für sein Land spielen und jeder wünscht sich, einmal mit seinem Idol in der gleichen Mannschaft zu spielen.» Für den Teenager war dies letztlich aber nur ein weiterer Schritt auf dem Weg nach ganz oben. «Ich will mit diesem Team auch Erfolge feiern und dafür sorgen, dass der Frauenfussball in der Schweiz noch weiter wächst.»

Xhemaili und die SFV-Frauen stehen vor wegweisenden Wochen. Sie habe im Kreis des Nationalteams schnell mitbekommen, «wie wichtig es für eine Karriere ist, an einer WM oder EM dabeizusein». Gewinnen die Schweizerinnen am Freitag in Rumänien und am Dienstag in Thun gegen Italien, haben sie ihr Ticket für die WM 2023 in Australien und Neuseeland in der Tasche.

Ihr erstes grosses Turnier wird Xhemaili – sofern sie gesund bleibt – bereits im Juli an der EM in England bestreiten. «Wenn ich daran denke, werde ich schon leicht nervös», sagt sie mit einem Lachen. Aber sie nehme Schritt für Schritt. Ob sie danach ihre Karriere womöglich gleich auf der Insel fortsetzen wird? «Nur weil ich unbedingt einmal in England spielen will, heisst das nicht, dass dies schon in diesem Jahr oder im nächsten Jahr passieren muss.» Überraschen würde es bei Riola Xhemaili nicht.

sda