Nati-Star vor Schweden-Kracher Ramona Bachmann verrät, was ihr nicht passt und schwärmt von Smilla Vallotto

Von Patrick Lämmle, aus Göteborg

27.10.2023

Ramona Bachmann hofft darauf, dass gegen Schweden der Knoten platzt.
Ramona Bachmann hofft darauf, dass gegen Schweden der Knoten platzt.
Imago

Nati-Urgestein Ramona Bachmann hat siebeneinhalb Jahre in Schweden gespielt und dort viele Titel eingeheimst. Für sie ist die Partie gegen die Weltnummer 1 auch deshalb «etwas Besonderes». Und sie hofft, dass auch bei ihr in diesem Spiel der Knoten platzt.

Von Patrick Lämmle, aus Göteborg

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  • Nati-Star Ramona Bachmann startete einst als junge Spielerin in Schweden so richtig durch und hegt grosse Sympathien für Land und Leute.
  • Am Freitag hofft sie aber, dies zum Vorteil der Schweiz zu nutzen: «Ich kenne ihre Stärken und Schwächen, vielleicht können wir sie für uns nutzen.»
  • Bachmann hofft auch, dass die Nati endlich wieder einmal ein Tor erzielt: «Ich nehme mich da sicher auch in die Pflicht, das ist klar. Meine Bilanz in letzter Zeit ist natürlich auch nicht so, wie ich mir das vorstelle.»
  • Auch äussert Bachmann zwischen den Zeilen leise Kritik an ihrer Rolle in der Nati. Mit Inka Grings habe sie aber «mehrere Gespräche» geführt.
  • Seit September spielt auch die in Schweden engagierte Smilla Vallotto für die Nati. Für die 19-Jährige hat Bachmann nur lobende Worte übrig.

Im Jahr 2007 wechselte die inzwischen 32-jährige Ramona Bachmann im zarten Alter von 17 Jahren zum schwedischen Meister Umea IK und gewann dort zwei Mal die Meisterschaft. Es folgte ein einjähriger Abstecher in die USA, ehe sie für eine Saison zu Umea zurückkehrte, dort zur Tormaschine reifte und dann zu Liga-Konkurrent Malmö (später umbenannt in FC Rosengard) weiterzog. 2013 und 2014 wurde sie dort abermals schwedische Meisterin – und die Stürmerin trug mit ihren Toren eine Menge zum Titelgewinn bei.

In der Saison 2013/14 hat die vierfache Schweizer Fussballerin des Jahres (2009, 2015, 2019 und 2022) auch in der Nati Grosses geleistet. In der WM-Quali erzielte sie in acht Spielen acht Tore und hatte damit wesentlichen Anteil daran, dass sich die Schweiz erstmals überhaupt für ein grosses Turnier qualifizieren konnte. An jener WM schoss sie dann auf dem Weg in den Achtelfinal drei Tore und kehrte nicht mehr nach Schweden zurück, weil sie sich dem deutschen Spitzenteam Wolfsburg anschloss. Dort spielte sie zwei Jahre, wechselte 2017 zu Chelsea und im Sommer 2020 zu PSG, wo sie seither unter Vertrag steht.

«Meine Bilanz in letzter Zeit ist natürlich auch nicht so, wie ich mir das vorstelle.»

Ramona Bachmann

An die Zeit in Skandinavien erinnert sich Bachmann gerne zurück, wie sie an der Pressekonferenz vor dem Nations-League-Spiel gegen Schweden sagt: «Es ist sehr schön, zurück zu sein. Schweden war immer mein zweites Zuhause. Es fühlt sich immer noch ein bisschen so an, um ehrlich zu sein.» Sie sei damals als junge Spielerin sehr gut aufgenommen worden. «Es war sehr familiär von Anfang an, sehr offene Leute und sehr hilfsbereit. Ich habe immer noch sehr, sehr gute Freunde hier in Schweden.» Auch an die Erfolge erinnert sie sich gerne zurück und gegen ehemalige Teamkameradinnen zu spielen, sei «immer etwas Besonderes».

Bachmann ist aber nicht nach Schweden gereist, um in Erinnerungen zu schwelgen. Sie hofft auch, dass sie ihren Teamkolleginnen «ein paar Tipps geben» kann. «Ich kenne ihre Stärken und Schwächen, vielleicht können wir sie für uns nutzen.» Helfen könnte sie ihrem Team auch mit Toren, denn in dieser Beziehung happerte es zuletzt gewaltig. Darauf angesprochen sagt sie selbstkritisch: «Ja, ich nehme mich da sicher auch in die Pflicht, das ist klar. Meine Bilanz in letzter Zeit ist natürlich auch nicht so, wie ich mir das vorstelle.»

«Ich glaube immer noch, dass ich am besten spiele, wenn ich eine freie Rolle habe.»

Ramona Bachmann

Ein Geheimrezept gegen die Torflaute hat auch Bachmann nicht: «Das Wichtigste ist, dass man sich selber nicht stresst. Dass man sich bewusst ist, dass man die Qualität eigentlich nicht verloren hat.» Sie habe solche Situationen in ihrer langen Karriere schon mehrmals erlebt. Sie versuche sich dann jeweils im Training das Selbstvertrauen zurückzuholen. «Möglichst viel aufs Tor schiessen. Und dann kommt das eigentlich automatisch wieder.»

Ist es für sie auch ein Problem, dass das Spiel unter Inka Grings nicht mehr so sehr auf sie zugeschnitten ist? «Ja, ich glaube schon, dass momentan meine Rolle nicht genau gleich aussieht, wie sie vorher aussah. Ich versuche bestmöglich umzusetzen, was von mir verlangt wird.» Und dann folgt ein Satz, der unterstreicht, dass sie nicht restlos zufrieden ist mit dem Ist-Zustand: «Ich glaube immer noch, dass ich am besten spiele, wenn ich eine freie Rolle habe.»

Die Frage ist: Weiss das auch Trainerin Inka Grings? Bachmann lächelt: «Jaja, also wir hatten mehrere Gespräche darüber und sie hat auch ganz klar gesagt, sie wolle mir das nicht wegnehmen. Ich glaube, wir versuchen einfach eine gute Balance zu finden.»

Bachmann schwärmt von Smilla Vallotto

Eine, die Schweden ebenfalls bestens kennt, ist Smilla Vallotto, die im September in der Nations League debütierte und als eine der wenigen Nati-Spielerinnen Werbung in eigener Sache betreiben konnte.

Die 19-Jährige steht seit August beim schwedischen Spitzenteam Hammarby IF unter Vertrag und sammelt dort fleissig Spielpraxis und hat auch schon einen wunderschönen Treffer erzielt.

Auf sie angesprochen, sprudelt es aus Bachmann heraus: «Ich bin sehr positiv überrascht von Smilla. Sie ist eine sehr interessante Spielerin. Sie arbeitet wirklich sehr hart. Es ist toll, Spielerinnen wie sie im Team zu haben, die immer alles geben. In jeder Situation. Sie ist definitiv eine sehr gute Alternative.»

Auf die Frage einer schwedischen Journalistin, ob sie sich freue, dass sich Vallotto, die auch einen norwegischen Pass besitzt, für die Schweiz entschieden hat, sagt Bachmann mit einem breiten Grinsen im Gesicht: «Ja, definitiv.»

Schweizer Spiele in der Nations League

  • 22. September: Schweiz – Italien 0:1
  • 26. September: Spanien – Schweiz 5:0
  • 27. Oktober: Schweden – Schweiz (18.30 Uhr)
  • 31. Oktober: Schweiz – Spanien (19.00 Uhr)
  • 1. Dezember: Schweiz – Schweden
  • 5. Dezember: Italien – Schweiz