Zwist mit Crnogorcevic Nati-Coach Inka Grings: «Das Thema sollte jetzt auch mal beendet werden»

Von Patrick Lämmle, aus Göteborg

27.10.2023

Nati-Trainerin Inka Grings lässt sich bezüglich der Aufstellung nicht in die Karten blicken.
Nati-Trainerin Inka Grings lässt sich bezüglich der Aufstellung nicht in die Karten blicken.
Keystone

Am Freitag trifft die Schweiz in der Nations League auswärts auf Schweden, die aktuelle Weltnummer 1 im Frauenfussball. Am Tag vor dem Spiel beantwortet Nati-Trainerin Inka Grings auch unangenehme Fragen.

Von Patrick Lämmle, aus Göteborg

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Inka Grings versichert an der Pressekonferenz vor dem Nations-League-Spiel gegen Schweden (Freitag, 18.30 Uhr), dass die Differenzen mit Rekordnationalspielerin Ana-Maria Crnogorcevic vom Tisch seien.
  • Der Fokus liegt demnach voll und ganz auf der Partie gegen die Weltnummer 1. Und da macht Grings die Analyse des Spiels der Italienerinnen gegen Schweden Mut.
  • Denn die Trainerin hat Schwächen ausgemacht, besonders im Umschaltspiel. Das Mittel, um das auszunutzen? «Wir werden wahnsinnig viel Speed aufbieten.»
  • Dass in den letzten fünf Spielen keine Schweizerin mehr getroffen hat, bereitet Grings noch keine Bauchschmerzen, es sei aber innerhalb des Teams schon ein Thema. «Aber ich kann versprechen, zumindest im Training haben wir jetzt ein paar Mal das Tor getroffen und auch sehr schön.»

Einerseits sind da die angeblich überwundenen Differenzen zwischen Nati-Trainerin Inka Grings und Ana-Maria Crnogorcevic. Beim letzten Zusammenzug im September erhielt die Rekordnationalspielerin (151 Einsätze) und Rekordtorschützin (71) kein Aufgebot für die beiden Auftaktspiele in der Nations League gegen Italien (0:1) und Spanien (0:5).

Crnogorcevic erhalte eine Pause, um sich auf ihre Situation und Zukunft auf Vereinsebene konzentrieren zu können, begründete Grings den Entscheid damals. Noch vor dem Zusammenzug unterschrieb die bei Barcelona überraschend ausgebootete Crnogorcevic dann einen Vertrag bei Atlético Madrid. In den Medien kursierten Meldungen, wonach die 33-Jährige wegen offener Kritik an der Trainerin nicht mehr im Aufgebot figuriere.

Schliesslich besuchte Grings die Spielerin in Madrid, um alles offen anzusprechen und Differenzen aus der Welt zu schaffen. Nun ist Crnogorcevic wieder dabei. Aber ist auch alles wieder gut? «Sie ist munter, sie ist fröhlich, wie alle anderen. Wir trainieren, wir beschäftigen uns mit Schweden und Fussball. Und ich glaube, dass das Thema jetzt auch mal beendet werden sollte», macht Grings den Deckel drauf.

So will die Schweiz die Weltnummer 1 knacken

Denn der Fokus der Trainerin ist nach vorne gerichtet, auf die Partie gegen Schweden. Sie erwarte «ein sehr interessantes und hochintensives Spiel». «Wir müssen physisch wahnsinnig dagegenhalten, um auch zu bestehen.» Wichtig sei auch, unnötige Standardsituationen zu vermeiden, da die Schwedinnen bei solchen ungemein gefährlich sind.

Auf der anderen Seite hätte sie bei der Analyse des Spiels gegen Italien, das Schweden mit 1:0 gewinnen konnte, neben all den Stärken auch einige Schwachpunkte entdeckt und nennt auf Nachfrage das Umschaltspiel. Nach Balleroberungen habe Italien viele gefährliche Situationen kreiert, diese aber nicht ausgenutzt. Das möchte sie mit ihrem Team besser machen. Grings: «Ich denke, dass wir vielleicht gute Lösungen haben, weil wir auch wahnsinnig viel Speed aufbieten werden.» 

Damit man den Speed in Zählbares ummünzen kann, müsste aber auch mal wieder eine ihrer Spielerinnen ein Tor erzielen. In den letzten fünf Partien hat keine Schweizerin mehr getroffen. Das Training hätten sie deshalb aber nicht umgestellt, so die ehemalige Weltklassestürmerin: «Wir bleiben unserer Linie treu.»

Sie gehe aber auch «nicht blind durch die Welt» und wisse, dass die Torflaute ein Thema sei. «Die Spielerinnen selber beschäftigen sich schon wahnsinnig damit, weil natürlich auch jeden Tag die Frage gestellt wird, wie man Tore schiesst.» Und dann schiebt Grings lächelnd nach: «Ich kann versprechen, zumindest im Training haben wir jetzt ein paar Mal das Tor getroffen und auch sehr schön. Dementsprechend macht uns das auch Mut. Und ich bin davon überzeugt, dass wir das Glück irgendwann auf unsere Seite bekommen und dann auch irgendwann, wie man so schön sagt, der Knoten platzt.»

Es wäre zu wünschen, dass «irgendwann» schon am Freitagabend ist. Eins sollte man dabei aber einfach nicht vergessen: Gegen Schweden ist und bleibt die Schweizer Nati klarer Aussenseiter, ein Sieg auswärts bei der Weltnummer 1, dem WM-Dritten, kann nun wirklich nicht erwartet werden. Ein Tor dürfte es dann aber schon gerne sein, ansonsten wird die Torflaute auch an der nächsten Pressekonferenz aufs Tapet kommen.

Schweizer Spiele in der Nations League

  • 22. September: Schweiz – Italien 0:1
  • 26. September: Spanien – Schweiz 5:0
  • 27. Oktober: Schweden – Schweiz (18.30 Uhr)
  • 31. Oktober: Schweiz – Spanien (19.00 Uhr)
  • 1. Dezember: Schweiz – Schweden
  • 5. Dezember: Italien – Schweiz