Das Transferfenster ist für die grossen europäischen Ligen geschlossen. Die Bilanz der Wintertransfers ergibt ein eindeutiges Bild: Während in England Geld keine Rolle mehr zu spielen scheint, muss man in Deutschland, Italien und Spanien den Gürtel enger schnallen.
Lange galt für Sportchefs, Scouts und Klub-Manager die Devise: Wenn man im Winter Transfers machen muss, hat man im Sommer schlechte Arbeit geleistet.
Folgt man dieser Schlussfolgerung, haben die englischen Vereine mit Abstand die unfähigsten Angestellten auf diesen Positionen. Im aktuellen Transferfenster sass auf der Insel das Geld so locker wie noch nie.
Gleich 16 Klubs verpflichteten für die zweite Saisonhälfte noch Spieler. Mit Abstand am meisten ausgegeben hat Chelsea. Der letzte Coup der Blues: Für Enzo Fernandes überwies man 121 Millionen Euro an Benfica. Der 22-jährige Argentinier ist damit der teuerste Premier-League-Transfer der Geschichte (und der sechsteuerste Wechsel in der internationalen Fussballhistorie).
Chelsea treibt es auf die Spitze
Insgesamt hat der Klubs aus dem Westen Londons in dieser Saison laut «transfermarkt» schon 611,49 Millionen Euro ausgegeben. Die Einnahmen sind deutlich tiefer: 67,83 Millionen. Kurzum: In der aktuellen Spielzeit hat Chelsea unter dem neuen Besitzer Todd Boehly schon 543,66 Millionen Euro berappt. Zur Erinnerung: Derzeit liegt das Team von Coach Graham Potter auf Rang 10.
Mit den unfassbaren Zahlen hat man intern auch die 3-Milliarden-Grenze überschritten. 3,16 Milliarden Euro gaben die Blues in ihrer ganzen Vereinsgeschichte aus, während man gleichzeitig 1,46 Milliarden einnahm. Gibt ein dickes Minus von 1,69 Milliarden. Alles unerreichte Werte im internationalen Fussball.
So toppen die Ausgaben von Chelsea dieses Jahr für Neuzugänge gleich die Bundesliga, welche circa 555 Millionen Euro für Transfers locker gemacht hat. Die achtzehn Bundesligisten haben aber auch etwa 600 Millionen Euro Erlös erwirtschaftet.
Die englische Finanzkraft überstrahlt die Konkurrenz
Auch in den anderen europäischen Topligen sieht das Fazit ähnlich aus. Die Vertreter der Premier League haben hingegen etwas andere Zahlen vorzuweisen: Knapp zwei Milliarden Euro Minus lautet die Netto-Bilanz. Manchester City, in den vergangenen Jahren ebenfalls oft im Kaufrausch, hat sogar heuer ein kleines Plus (+9,4 Mio. Euro) zu verzeichnen.
Die Dominanz der Premier League ist besonders eindrücklich, wenn man sich die Wintertransfers anschaut. Von den 35 teuersten Wechseln sind gleich 30 Mal Premier-Ligisten beteiligt. So wedeln eben nicht nur altbekannte Top-Klubs wie Chelsea oder Manchester United mit den Geldscheinen, sondern auch Vereine wie Newcastle, Nottingham Forest, West Ham United, Southampton, Wolverhampton oder Bournemouth mischen dank ihrer – vor allem dank TV-Geldern alimentierten – Finanzkraft kräftig den Markt auf.
Die 10 teuersten Transfers diesen Winter
- 1️⃣ Enzo Fernandes
➽ Chelsea
💶 121 Mio. Euro - 2️⃣ Mykhaylo Mudryk
➽ Chelsea
💶 70 Mio. Euro - 3️⃣ Anthony Gordon
➽ Newcastle Utd.
💶 45,6 Mio. € - 4️⃣ Cody Gakpo
➽ Liverpool
💶 42 Mio. € - 5️⃣ Benoît Badiashile
➽ Chelsea
💶 38 Mio. € - 6️⃣ Noni Madueke
➽ Chelsea Premier League
💶 35 Mio. € - 7️⃣ Vitinha
➽ Marseille 💶 32 Mio. € - 8️⃣ Malo Gusto
➽ Chelsea
💶 30 Mio. € - 9️⃣ Georginio Rutter
➽ Leeds United
💶 28 Mio. € - 🔟 Kamaldeen Sulemana
➽ Southampton 💶 24 Mio. €
Die restlichen fünf nicht-englischen Transfers verteilen sich auf die Ligue 1 beziehungsweise Frankreich (Marseille, Lorient, Nizza), Brasilien (Flamengo) und Mexiko (Tigres). Nicht in den Top 40 der teuersten Transfers vertreten sind dafür die Bundesliga, La Liga und die Serie A. Die MLS landet ebenfalls in dieser monetären Rangliste vor den drei Ligen.
Mit Jonas Omlin (Platz 44 – der teuerste Bundesliga-Einkauf) und Yann Sommer (Platz 52 – Nummer 4 in Deutschland) finden sich auch zwei Schweizer unter den kostspieligsten Wintertransfers.
Nicht immer ein Mittel zum Erfolg
Die Übermacht macht sich je länger je mehr auch auf europäischer Bühne bemerkbar. Sechs der letzten zehn Champions-League-Finalisten waren Premier-Ligisten. Zudem waren in den letzten vier Jahren gleich vier verschiedene englische Klubs im Endspiel (Liverpool, Man City, Chelsea und Tottenham).
Immerhin gibt es auch etwas Hoffnung für optimistische Zeitgenossen: So sind einerseits viele teure Neuzugänge auf der Insel gefloppt. Andererseits fährt mit Real Madrid der aktuelle Titelverteidiger in der Königsklasse eine andere Strategie. Die Königlichen blieben im Januar absichtlich untätig.
«Wir sind nicht auf dem Markt aktiv gewesen, weil keine Notwendigkeit bestanden hat», so Coach Carlo Ancelotti. Das Fazit des Italieners: Wenn der Kader gut zusammengestellt sei, benötige man keine Transfers im Winter.
Ränge 11–20
- 1️⃣1️⃣ Jakub Kiwior
➽ Arsenal
💶 25 Mio. € - 1️⃣2️⃣ Leandro Trossard
➽ Arsenal
💶 24 Mio. € - 1️⃣3️⃣ Ilya Zabarny
➽ Bournemouth
💶 22,7 Mio. € - 1️⃣4️⃣ Dango Ouattara
➽ Bournemouth
💶 22,5 Mio. € - 1️⃣5️⃣ Danilo
➽ Nottingham Forest
💶 20 Mio. € - 1️⃣6️⃣ João Gomes
➽ Wolverhampton
💶 18,7 Mio. € - 1️⃣7️⃣ Paul Onuachu
➽ Southampton
💶 18 Mio. € - 1️⃣8️⃣ Harry Souttar
➽ Leicester City
💶 17 Mio. € - 1️⃣9️⃣ Jhon Durán
➽ Aston Villa
💶 16,64 Mio. € - 2️⃣0️⃣ Gerson
➽ Flamengo
💶 15 Mio. €