Irrer Deadline Day Panik-Käufe, Überraschungs-Coups, Rekord-Transfer und geplatzte Deals, die wehtun

Von Jan Arnet

1.2.2023

Stephan Schäuble: «Chelsea-Transfers – eine Verzweiflungstat»

Stephan Schäuble: «Chelsea-Transfers – eine Verzweiflungstat»

Nachdem das internationale Transferfenster geschlossen ist, zieht blue-Fussballexperte Stephan Schäuble Bilanz.

31.01.2023

Es ging mal wieder drunter und drüber am Deadline Day. Chelsea buhlte bis zuletzt um WM-Shootingstar Enzo Fernandez – und erhielt im letzten Moment doch noch den Zuschlag. Es war längst nicht der einzige spektakuläre Transfer an diesem denkwürdigen Dienstag.

Von Jan Arnet

Der Rekord-Transfer

Kurz vor 23 Uhr war es so weit. Der stets bestens informierte Transferreporter Fabrizio Romano tippte sein unverwechselbares «Here we go» ist die Tastatur. Enzo Fernandez darf nach wochenlangem Hin und Her doch noch zu Chelsea wechseln. Von 120 Millionen Euro Ablöse ist die Rede. Damit wird der argentinische WM-Star, der von Benfica Lissabon nach London wechselt, zum teuersten Premier-League-Spieler der Geschichte.

Überhaupt wurde in einem Winter-Transferfenster erst einmal mehr Geld bezahlt: Barça überwies vor fünf Jahren – damals waren die Taschen nach dem Neymar-Transfer noch gefüllt – 135 Millionen Euro für Coutinho an Liverpool. Fernandez soll bei Chelsea einen Vertrag bis 2031 unterschreiben. Ein Vertrag über achteinhalb (!) Jahre, um die Financial-Fairplay-Regeln auszutricksen. Der Deal dürfte am Mittwoch offiziell verkündet werden.

Überraschungs-Coups

Nach dem wochenlangen Transferpoker um Yann Sommer zeigte Bayern München kurz vor Ende des Transferfensters, dass man Transfers auch ganz schnell abwickeln kann. João Cancelo, letztes Jahr noch einer der wichtigsten Spieler bei Manchester City, hatte nach der WM einen schweren Stand im Starensemble von Pep Guardiola und kam kaum mehr zum Einsatz. Da witterten die Bayern die Chance und klopfen an – erfolgreich.

Nachdem am Montag erstmals überhaupt Meldungen über einen möglichen Cancelo-Transfer die Runde machten, wird der Deal am Deadline Day fix: Cancelo kommt leihweise bis Ende Saison, zudem besitzt Bayern eine Kaufoption in Höhe von rund 70 Millionen Euro.

Alles andere als geplatzt ist der Transfer von Tottenhams Matt Doherty zu Atlético Madrid. Ein Transfer, den so wohl auch nicht viele auf der Rechnung hatten. Nach Tottenhams Verpflichtung von Pedro Porro wusste Doherty wohl, dass seine Zeit in Nordlondon abgelaufen ist.

Die geplatzten Wunsch-Transfers

Es war zu schön, um wahr zu sein. Isco zu Union Berlin – ein Transfer, der eigentlich überhaupt nicht ins Bild passt. Ein filigraner Techniker bei Urs Fischers Kämpfertruppe. Und doch freute sich wohl schon ganz Europa auf die Spiele der Eisernen mit dem spanischen Spielmacher, der mit Real Madrid fünfmal die Champions League gewonnen hat. Doch der Deal platzte trotz überstandenem Medizincheck. Klub und Spielerseite schieben sich nun gegenseitig die Schuld zu. Letztlich konnten sich Union und Isco doch nicht einigen. So bleibt der 30-Jährige bis auf Weiteres vereinslos.

Als hätte PSG nicht schon genug Offensivpower, wollte Paris St. Germain mit Hakim Zyiech sein Starensemble um Messi, Mbappé und Neymar um einen weiteren Edeltechniker erweitern. Gemäss Fabrizio Romano gab es bei der Registrierung des Spielers Probleme, sodass der Deal doch noch platzte.

Panik-Transfers

Nach dem Abgang von Cristiano Ronaldo und der Leih-Verpflichtung von Wout Weghorst sah es nicht mehr danach aus, als würde Manchester United in dieser Transferperiode nochmals aktiv werden. Doch kurz vor Ende des Transferfensters wurde klar, dass Christian Eriksen mit einer Knöchelverletzung mehrere Monate ausfallen wird. So fühlten sich die Red Devils gezwungen, zu reagieren und angelten sich in letzter Minute noch Marcel Sabitzer, welcher zuletzt bei Bayern München nicht über die Rolle des Ergänzungsspielers hinausgekommen war. Ob der Österreicher die grosse Lücke, die Eriksen hinterlässt, füllen kann, wird sich weisen.

Arsenal wollte eigentlich Brightons Moises Caicedo verpflichten. Doch Brighton lehnte auch ein 70-Millionen-Angebot für den Mittelfeldterrier aus Ecuador ab. So mussten sich die Gunners auf der Suche nach einem neuen Mittelfeldspieler anderweitig umsehen – und wurden bei Chelsea fündig. Statt Caicedo kam nun Jorginho, ein komplett anderer Spielertyp als Caicedo, aber bestimmt nicht minder talentiert. Konkurrenz für Granit Xhaka also im Arsenal-Mittelfeld.

Die Schweizer Wechsel

Auch ein Nati-Spieler wechselte am Deadline Day noch den Klub. Die Rede ist von Haris Seferovic, der erst im Juli auf Leihbasis von Benfica Lissabon zu Galatasaray Istanbul gewechselt hatte. Bei den Türken kam der Stürmer zuletzt aber kaum mehr auf Einsatzzeit, so war ein Transfer absehbar. Seferovic zieht es nun leihweise bis Ende Saison nach Spanien zu Celta Vigo, dem aktuell 16. der LaLiga. Bereits in der Saison 2013/14 spielte Seferovic in der höchsten spanischen Spielklasse, damals für Real Sociedad.

Nennenswert ist aus Schweizer Sicht auch der Transfer von Filip Stojilkovic. Der 23-Jährige wechselt von Sion zu Darmstadt, dem aktuellen Tabellenführer der 2. Bundesliga, und unterschreibt da einen Vertrag bis 2027.