Revanche geglückt! Die Schweizer Nati zeigt eine starke Reaktion nach den drei verlorenen Spielen in der Nations League und schlägt Portugal in Genf mit 1:0. Die Spieler in der Einzelkritik.
Bewertungsschlüssel
6 Sackstark
5 Gut
4 Genügend
3 Schwach
2 Sehr schwach
1 Unterirdisch
Torhüter
Torhüter
Jonas Omlin
Er strahlt von der ersten Minute an Sicherheit aus und kann sich mehrmals mit hervorragenden Paraden auszeichnen. Alle sieben Schüsse, die auf seinen Kasten kommen, wehrt Omlin ab. Sein Dribbling gegen André Silva ist frech und riskant, zeugt aber auch von grossem Selbstvertrauen. Heiss wird es nur einmal, als Omlin der Abschlag missglückt und er einen Stürmer trifft – der Keeper bügelt den Fehler aber gleich selbst wieder aus. In der 80. Minute sieht er wegen Zeitspiels Gelb.
Omlin befindet sich mit Gregor Kobel im Zweikampf um die Nummer 2 hinter Yann Sommer. BVB-Torhüter Kobel musste im ersten Spiel gegen Portugal gleich viermal hinter sich greifen und sah beim letzten Gegentreffer alles andere als gut aus – diese Runde geht klar an Montpellier-Goalie Omlin.
Verteidiger
Rechter Aussenverteidiger
Silvan Widmer
Seine butterweiche Flanke auf Seferovic in der ersten Minute führt zum frühen 1:0 für die Nati. Ganz stark auch, wie er den wirbligen Rafael Leão hinten in Schach hält. In der 25. Minute wirft er sich heroisch in einen Schuss, verletzt sich dabei allerdings. Nach kurzer Behandlung spielt Widmer zwar weiter, kehrt nach der Pause aber nicht mehr aufs Feld zurück.
Innenverteidiger
Manuel Akanji
Gewohnt zweikampfstark unterwegs. Dank seines aggressiven Pressings weit in der gegnerischen Platzhälfte erobern sich die Schweizer vor dem frühen 1:0 den Ball. Zwar können sich die Portugiesen erneut einige gute Chancen erarbeiten, die Abwehr macht aber einen viel sichereren Eindruck als noch vor einer Woche in Lissabon mit dem Innenverteidiger-Duo Schär/Frei. Abwehrboss Akanji beweist einmal mehr, dass er für die Nati unverzichtbar ist.
Innenverteidiger
Nico Elvedi
Mutig, wie sich Elvedi immer wieder nach vorne mit einschaltet. Er ist bissig in den Zweikämpfen – manchmal fast zu bissig. So wird der gepfiffene Penalty für die Schweizer wegen eines vorangegangenen Elvedi-Foulspiels zurückgenommen. Kurz vor Schluss hat der Gladbach-Verteidiger dann Glück, dass der Schiedsrichter nach einem harmlosen Zweikampf auf Foul für die Schweiz entscheidet, als Elvedi im eigenen Strafraum zu Boden geht und den Ball in die Hände nimmt.
Linker Aussenverteidiger
Ricardo Rodriguez
Ab und an etwas unkonzentriert im Aufbauspiel, erfüllt seine Aufgabe gegen João Cancelo – notabene einen der besten Aussenverteidiger der Welt – über weite Strecken aber mit Bravour. Offensiv ist von Rodriguez allerdings kaum etwas zu sehen. Nach 78 Minuten hat er Feierabend.
Mittelfeldspieler
Zentraler Mittelfeldspieler
Remo Freuler
Dank seiner Balleroberung kommen die Schweizer zur frühen Führung. Sehr viel ist von Freuler nicht zu sehen, was aber auch bedeutet, dass der 30-Jährige kaum einen Fehler macht. Der Atalanta-Söldner läuft sich die Socken wund und lässt den spielstarken Portugiesen kaum Zeit für Entfaltung.
Zentraler Mittelfeldspieler
Granit Xhaka
Der Captain musste in den vergangenen Tagen viel Kritik einstecken, zeigt jetzt aber eine hervorragende Reaktion. Die defensive Organisation ist viel besser als noch im ersten Spiel gegen die Portugiesen. Xhaka ist immer anspielbar, lanciert viele Angriffe mit klugen Bällen und gewinnt wichtige Zweikämpfe. Ein ganz starker Auftritt des Spielgestalters.
Zentraler Mittelfeldspieler
Djibril Sow
Wie Freuler glänzt auch Sow mit grosser Laufarbeit. Auch er hat bei Seferovics Siegestor seinen Anteil: Mit einem richtigen Lauf an den ersten Pfosten sorgt er bei Pepe für Verwirrung. Der portugiesische Abwehrboss verliert die Orientierung und Seferovic aus den Augen – und springt schliesslich unter dem Ball durch. Mit einer starken Hereingabe auf Seferovic kann er sich in der zweiten Halbzeit beinahe noch einen «richtigen» Assist gutschreiben lassen.
Angreifer
Rechter Flügel
Xherdan Shaqiri
Wieder einmal zwickt's im Oberschenkel, so muss Shaqiri den Platz schon nach 20 Minuten verlassen. Um zu zeigen, wie wichtig er für die Nati ist, reicht der Kurzeinsatz aber. Mit einem klugen Ball auf Widmer leitet er den Schweizer Führungstreffer ein. Kurz vor seiner Verletzung holt er auch noch einen Penalty heraus, der dann allerdings zurückgenommen wird. Shaqiris Kurzeinsatz ist gut, aber nicht lange genug für eine Benotung.
Linker Flügel
Breel Embolo
In der ersten Halbzeit ist er vorwiegend mit Defensivarbeit beschäftigt, gegen vorne kommt nahezu nichts von Embolo. In der zweiten Halbzeit wird es nicht viel besser. Im Gegenteil: Nach einem desaströsen Ballverlust am Mittelkreis kommen die Portugiesen zu einer Top-Chance. Nach einem weiteren unnötigen Ballverlust setzt Embolo zu einer etwas übermotivierten Grätsche an und verletzt sich dabei selbst. Humpelnd verlässt der Gladbach-Stürmer das Feld und macht Platz für Zuber. Es ist nicht der Abend von Embolo.
Mittelstürmer
Haris Seferovic
Mit seinem goldenen Tor nach 56 Sekunden wird er zum Matchwinner. Herrlich, wie er sich im Strafraum in Position bringt und aus sieben Metern einnickt. Viele Aktionen hat er nicht, aber fast immer, wenn Seferovic an den Ball kommt, wird es gefährlich. Leider lässt er zwei weitere gute Möglichkeiten liegen, ansonsten hätte es eine noch bessere Note gegeben.
Eingewechselte Spieler
Ab 21. Minute für Shaqiri
Noah Okafor
Schon nach 20 Minuten ersetzt Okafor den verletzten Shaqiri. Der pfeilschnelle Flügelspieler hat weniger Einfluss aufs Offensivspiel der Schweizer als auch schon. Seine beste Aktion hat er in der 61. Minute, als er mit einem perfekt getimten Pass Seferovic auf die Reise schickt.
Ab 46. Minute für Widmer
Renato Steffen
Als Notlösung rückt Steffen nach Widmers verletzungsbedingter Auswechselung in die Aussenverteidigung – und macht seine Sache sehr gut. Zunächst auf der rechten Seite, nach Rodriguez' Auswechselung dann auch noch über links. Auch offensiv hat Steffen mehrere starke Aktionen. Hervorragend, wie er in der 54. Minute den Ball nach vorne treibt und Sow dann mustergültig lanciert.
Ab 65. Minute für Embolo
Steven Zuber
Zu kurzer Einsatz für eine Benotung.
Ab 79. Minute für Rodriguez
Leonidas Stergiou
Nati-Debüt für den St. Gallen-Verteidiger. Damit wird Stergiou, der bis zu diesem Abend auch für Griechenland hätte auflaufen können, endgültig an die Schweiz gebunden. Sein Einsatz ist zu kurz für eine Benotung.
Ab 79. Minute für Sow
Michel Aebischer
Zu kurzer Einsatz für eine Benotung.
Telegramm
Schweiz – Portugal 1:0 (1:0)
Stade de Genève, Genf. – 26'300 Zuschauer (ausverkauft). – SR Jovic (CRO). – Tor: 1. (0:56) Seferovic (Widmer) 1:0.
Schweiz: Sommer; Widmer (46. Steffen), Akanji, Elvedi, Rodriguez (79. Stergiou); Freuler, Xhaka; Shaqiri (22. Okafor), Sow (79. Aebischer), Embolo (65. Zuber); Seferovic.
Portugal: Rui Patricio; João Cancelo, Pepe, Danilo, Nuno Mendes; Ruben Neves (82. Horta); Vitinha (63. Bernardo Silva), Bruno Fernandes (74. Nunes); Otavio (46. Guedes), André Silva, Rafael Leão (63. Diogo Jota).
Bemerkungen: Schweiz ohne Bottani, Vargas und Zakaria (alle verletzt), Portugal ohne Ronaldo, Moutinho, Guerreiro (alle geschont), Ruben Dias, João Felix und Renato Sanches (alle verletzt). 18. Tor von Rafael Leão wegen Offside aberkannt. 22. Shaqiri verletzt ausgeschieden. Verwarnungen: 13. Danilo (Reklamieren). 34. Widmer (Foul), 59. Cancelo (Foul), 80. Omlin (Spielverzögerung).