Die Saison 2022/23 ist beendet. Höchste Zeit, die Leistungen unserer Nationalspieler unter die Lupe zu nehmen. Hier ist Teil 2 der Saison-Zeugnisse mit den Schweizer Mittelfeldspielern und Stürmern.
Bewertungsschlüssel
6 Sackstark
5 Gut
4 Genügend
3 Schwach
2 Sehr schwach
1 Unterirdisch
Bewertet werden im zweiten Teil die Mittelfeldspieler und Stürmer, welche im aktuellen Nati-Aufgebot stehen, in dieser Saison mindestens ein Spiel unter Murat Yakin absolviert haben oder mehrmals im Nati-Kader waren. Hier geht's zum ersten Teil mit den Torhütern und Verteidigern.
Mittelfeldspieler
Von Captain bis Ersatzspieler
Remo Freuler
Nach sechseinhalb Jahren bei Atalanta Bergamo wagte Freuler im letzten Sommer den Schritt in eine andere Liga und unterschrieb bei Premier-League-Aufsteiger Nottingham Forest. Der 31-Jährige blickt auf eine turbulente Saison zurück. Mal war er Captain, mal sass er auch 90 Minuten lang auf der Bank. Am Ende wurde das Ziel erreicht, Nottingham hat den Klassenerhalt geschafft. Seine besten Spiele hatte Freuler aber in der Nati.
Zu wenig Spielpraxis
Denis Zakaria
Statistik
- Klub: Juventus Turin/Chelsea
- Saisonspiele: 20 (7 für die Nati)
- Tore/Assists: 1/1
Wenn er auf dem Platz stand, machte er seine Sache eigentlich immer ganz gut. Nur spielte Zakaria einfach viel zu wenig. Nur 13 Mal wurde er bei Juve und Chelsea eingesetzt, nur 8 Mal spielte er von Anfang an. Immerhin geniesst der 26-Jährige weiterhin das Vertrauen von Murat Yakin, der ihn auch an die WM mitnahm und Zakaria bei den ersten beiden EM-Quali-Spielen in die Startelf stellte. Nach einer schwierigen Saison auf Leihbasis bei Chelsea, wo der Genfer auch viel Pech mit seinen Trainern hatte, folgt nun die Rückkehr zu Juventus Turin. Ob seine Einsatzchancen da höher sind, ist allerdings fraglich.
Überragende Leistungen
Granit Xhaka
Es war wohl die beste Saison von Xhaka bei Arsenal. Lange schnupperten die Gunners am Meistertitel, am Ende gab es trotzdem eine titellose Saison. Dennoch war eine ganz starke Saison von den Londonern und der Nati-Captain spielte dabei eine tragende Rolle. Xhaka war auch so torgefährlich wie noch nie zuvor.
Abseits des Platzes geriet der 30-Jährige rund um die WM mal wieder in die Kritik, auf dem Rasen aber zeigte Xhaka einmal mehr, dass er einer der besten Fussballer ist, den die Schweiz je hatte. Er steht nun bei 113 Nati-Einsätzen und dürfte den Rekord von Heinz Hermann (118 Spiele) bald brechen. Noch ist nicht sicher, wo seine Zukunft liegt. Spekuliert wird über eine Rückkehr Xhakas in die Bundesliga zu Bayer Leverkusen.
Dauerläufer
Djibril Sow
47 Spiele machte Sow alleine auf Klubebene, die meisten davon über 90 Minuten. Nur zwei Mal sass er zu Beginn eines Spiels auf der Ersatzbank. Das zeigt, wie wichtig der 26-Jährige nach wie vor für Frankfurt ist. Auch dank Sow erreichte Frankfurt im DFB-Pokal den Final und beendete die Saison auf Platz 7. Der Zürcher machte im zentralen Mittelfeld einen sehr guten Job und dürfte sich in die Notizbücher des einen oder anderen grossen Klubs gespielt haben. Seinen 2024 auslaufenden Vertrag will er offenbar nicht verlängern. Gut möglich also, dass in diesem Sommer der nächste Karriereschritt folgen wird.
Kann überall spielen
Michel Aebischer
Aebischer flog in der abgelaufenen Saison etwas unter dem Radar, machte seine Sache bei Bologna aber ordentlich und bewies einmal mehr, dass er ein polyvalent einsetzbarer Mittelfeldspieler ist. Mal spielte er im zentralen Mittelfeld, mal auf dem linken Flügel, mal Rechtsaussen und mal auch als Zehner. Bei rund der Hälfte aller Spielen durfte der 26-Jährige auch von Beginn weg ran. An seiner Torgefährlichkeit muss Aebischer aber noch etwas feilen.
Wieder keine Playoffs?
Xherdan Shaqiri
Statistik
- Klub: Chicago Fire
- Saisonspiele: 32 (6 für die Nati)*
- Tore/Assists: 4/9*
*in der MLS dauert die Saison von März bis November. In diese Bewertung fliessen Shaqiris Spiele ab August 2022 ein.
Die ganz grossen Stricke konnte Shaqiri in der MLS bislang nicht zerreissen. Letztes Jahr wurden die Playoffs verpasst und auch in dieser Saison droht Chicago wieder bereits im September das Saisonende. Auch die Skorerausbeute des offensiven Mittelfelspielers, der in der MLS zu den Top-Verdienern gehört, ist nicht gerade berauschend. An der WM in Katar allerdings hat Shaqiri einmal mehr bewiesen, wie wichtig er für die Nati ist. Ohne seinen Assist gegen Kamerun und sein Führungstor gegen Serbien wäre die Schweiz womöglich nicht in die K.o.-Phase gekommen.
Nach Verletzung zurück
Fabian Frei
Wie für den gesamten FCB war es auch für Fabian Frei eine schwierige Saison. Zwischenzeitlich zwang ihn ein Bandscheibenvorfall zu einer monatelangen Pause. So verpasste der Captain auch die Achtel- und Viertelfinalspiele in der Conference League. Im Halbfinal kam er nur im Rückspiel zu einem Teileinsatz. Unter Alex Frei hatte er seinen Stammplatz in der Hinrunde verloren, Heiko Vogel setzte dann wieder mehr auf die Dienste des Routiniers.
Assist bleibt unvergessen
Ruben Vargas
Nicht wenige Experten tippten Augsburg vor der Saison auf einen Abstiegsplatz, das Team von Vargas schaffte aber zum wiederholten Mal den direkten Klassenerhalt. Auch dank des quirligen Flügelspielers, der insbesondere in der Rückrunde mit dem einen oder anderen Tor und Assist auf sich aufmerksam machen konnte. Unvergessen bleibt auch seine traumhafte Torvorlage für Remo Freuler an der WM gegen Serbien.
Blüht wieder auf
Renato Steffen
Viele haben wohl gedacht, dass Steffen nach seinem Wechsel von Wolfsburg zu Lugano in den Plänen von Murat Yakin keine Rolle mehr spielen wird. Doch das Gegenteil war der Fall. Mit starken Leistungen und vielen Torbeteiligungen hatte Steffen grossen Anteil am Erfolg der Tessiner, die erneut den Cupfinal erreichten und die Super League auf Platz 3 beendeten. Zum Start der EM-Quali gegen Belarus stand Steffen erstmals seit Juni 2022 wieder in der Nati-Startelf – und verbuchte einen Hattrick.
Meister und Cupsieger
Steven Zuber
Sein Wechsel von Frankfurt nach Athen überraschte. Heute muss man sagen, dass es der genau richtige Schritt war. Zuber kommt wieder regelmässig zum Spielen – und feiert Titel. Mit AEK Athen holte er das Double. Insbesondere in der entscheidenden Phase präsentierte sich Zuber in Topform, in der Meisterrunde glänzte er mit 5 Toren und 2 Assists in 10 Spielen. Der Lohn ist das erste Nati-Aufgebot seit knapp einem Jahr.
Double-Gewinner mit YB
Christian Fassnacht
11 Tore und 10 Assists in 34 Spielen – Fassnacht kann einmal mehr auf eine starke Saison zurückblicken. Zu Beginn der Spielzeit zwang ihn eine Knieverletzung zum Pausieren, ansonsten war er bei den Double-Gewinnern aus Bern eigentlich immer gesetzt. Auch an die WM durfte der 29-Jährige mit und hatte einen Kurzeinsatz. Ins aktuellen Nati-Aufgebot schaffte er es aber nicht.
Bester YB-Spieler der Saison
Fabian Rieder
Mit 21 Jahren hat Rieder schon weit mehr als 100 Spiele für die YB-Profis absolviert. In dieser Saison legte der Mittelfeldmann noch einmal gewaltig zu und war einer der überragenden Spieler beim Double-Gewinn der Young Boys. Er war das ideale Bindeglied zwischen Defensive und Offensive, kreierte viele Torchancen und war der Mann für die Standards – der wohl wichtigste Mann für YB. Im November kam er zu seinem A-Nati-Debüt. Für YB wird es wohl zu einem Ding der Unmöglichkeit, Rieder über den Sommer hinaus zu halten – trotz Vertrag bis 2025.
Senktechtstarter
Ardon Jashari
Auch Jashari kam in dieser Saison zu seinem Debüt in der A-Nati. Mit 20 Jahren ist er schon Captain des FC Luzern und war eine wichtige Figur in der insgesamt sehr guten Saison der Innerschweizer, welche die Super League auf Platz 4 abschlossen. Mit seinen Leaderqualitäten, seinem hervorragenden Spielverständnis und der starken Technik konnte Jashari im Mittelfeld überzeugen. Auch bei ihm könnte ein Wechsel in eine Top-Liga bevorstehen.
Wirbelwind auf dem Flügel
Dan Ndoye
Er war einer der Lichtblicke beim FCB in einer schwierigen Saison. Insbesondere in der Conference League konnte der 22-Jährige überzeugen. Allerdings fehlt Ndoye noch die Konstanz, über mehrere Spiele in Serie Top-Leistungen abrufen zu können. So blieb er etwa zwischen September und April während 20 Spielen in Folge ohne Torbeteiligung. Im September gab er sein Debüt für die A-Nati, seither wurde er nicht mehr aufgeboten. Er wird jetzt – genauso wie Jashari, Rieder und Amdouni – mit der U21-Nati an der EM teilnehmen.
Erstmals bei der Nati
Uran Bislimi
Statistik
- Klub: FC Lugano
- Saisonspiele: 39 (2 für die Nati des Kosovo)
- Tore/Assists: 2/1
Murat Yakin verriet schon vor einigen Monaten, dass er Uran Bislimi auf dem Radar habe. Nun beruft er den 23-Jährigen auch erstmals in die Nati. Dies, nachdem Bislimi im November bereits zwei Testspiele für die A-Nati des Kosovo absolviert hatte. Fürs Spektakel sorgten in Lugano in dieser Saison andere, Bislimi überzeugte jedoch durch seine harte Arbeit im zentralen Mittelfeld und ist ein Versprechen für die Zukunft. Die Konkurrenz im Zentrum der Nati ist allerdings sehr gross.
Angreifer
Torjäger
Breel Embolo
Nach einer ganz starken Hinrunde und guten Leistungen bei der WM hatte Embolo in der Rückrunde zu beissen. Er verlor seinen Stammplatz und hatte auch noch mit Knieproblemen zu kämpfen, die ihn mehrere Wochen lang an Einsätzen hinderten. Auch für die kommenden EM-Quali-Spiele muss Embolo verletzungsbedingt passen. 12 Tore hat Embolo in seiner ersten Ligue-1-Saison (bei 32 Einsätzen) erzielt. Ein guter Wert, den er aber durchaus auch noch verbessern kann.
Shootingstar
Zeki Amdouni
Er war der Überflieger in der abgelaufenen Saison. Amdouni schoss den FC Basel in den Halbfinal der Conference League und rettete den Baslern am Ende auch Platz 5 in der Super League. Er gab sein Debüt in der Nati und hat nun bei 111 Einsatzminuten auch schon zweimal getroffen. Der FCB hat die Kaufoption für den von Lausanne ausgeliehen Stürmer gezogen. Ob Amdouni auch in der nächsten Saison in Basel spielt, dürfte aber alles andere als sicher sein. Interessenten dürfte es für den 22-jährigen Torjäger viele geben.
Rückkehr zu Brighton?
Andi Zeqiri
Der FCB hat bekannt gegeben, dass die Kaufoption für den Stürmer nicht gezogen wird. Obwohl Zeqiri mit 18 Toren in 50 Pflichtspielen durchaus zu überzeugen wusste. In den wichtigen Spielen war vom 23-Jährigen aber oftmals zu wenig zu sehen. Zeqiris Vertrag bei Stammklub Brighton läuft noch bis 2024. Ob er wirklich zurück in die Premier League geht oder seine Zukunft in einer anderen Liga liegt, steht noch in den Sternen. Zeqiri freut sich zunächst einmal aufs erste Nati-Aufgebot seit März 2022.
Fast Torschützenkönig
Cedric Itten
Nur Teamkollege Jean-Pierre Nsame (21 Treffer) schoss in der abgelaufenen Super-League-Saison mehr Tore als Itten (19). Doch war Nsame auch der bessere Stürmer? Itten hat zwei Spiele weniger absolviert und vier Assists mehr gegeben als Nsame. Wie auch immer: Nach zwei schwierigen Jahren bei den Glasgow Rangers und Greuther Fürth hat Itten der Schritt zurück in die Schweiz sehr gutgetan. Angebote aus dem Ausland dürften in Zukunft wieder kommen – genauso wie Nati-Aufgebote. Im aktuellen Kader fehlt der 26-Jährige verletzungsbedingt.
Nach starkem Start kam das Pech
Noah Okafor
«Wagt Shootingstar Okafor jetzt den Schritt in eine Topliga?», titelte blue News exakt vor einem Jahr. Der Stürmer sagte damals, dass er sich «bereit» fühle und schaue, ob er «jetzt wechsle oder den Wechsel erst im Winter mache». Nun, ein Jahr danach ist Okafor immer noch in Salzburg. Obwohl er in der Champions League mit drei Toren in den ersten drei Spielen glänzte und bis zur Winterpause insgesamt zehnmal traf. Die Rückrunde war für Okafor aber eine zum Vergessen. Kein einziges Tor, Stammplatz verloren, Mittelfuss gebrochen. So wird es womöglich auch in diesem Sommer nichts mit dem Wechsel in eine Top-Liga.
Schwache Saison
Haris Seferovic
Statistik
- Klub: Galatasaray Istanbul/Celta Vigo
- Saisonspiele: 37 (6 für die Nati)
- Tore/Assists: 5/1
Mit Pauken und Trompeten wurde Seferovic im letzten Sommer bei Galatasaray Istanbul begrüsst und vorgestellt. Die Euphorie flachte aber schnell ab, denn Seferovic lief es in der Türkei gar nicht. Kein einziges Liga-Tor wollte ihm bis zur Winterpause gelingen, den Stammplatz hatte er längst verloren, also wechselte er weiter zu Celta Vigo.
In Spanien lief es etwas besser, 3 Tore in 18 Spielen sind aber auch nicht sonderlich berauschend für einen Mittelstürmer. Mit viel Mühe konnte sich Celta Vigo am Ende noch in LaLiga halten. Wie schon im März zu Beginn der EM-Quali erhielt Seferovic auch jetzt zunächst kein Nati-Aufgebot. Aufgrund der Verletzung von Embolo ist er nun doch noch mit dabei.