Die Saison 2022/23 ist beendet. Höchste Zeit, die Leistungen unserer Nationalspieler unter die Lupe zu nehmen. Hier ist Teil 1 der Saison-Zeugnisse mit den Schweizer Torhütern und Verteidigern.
Bewertungsschlüssel
6 Sackstark
5 Gut
4 Genügend
3 Schwach
2 Sehr schwach
1 Unterirdisch
Bewertet werden im ersten Teil die Torhüter und Verteidiger, welche im aktuellen Nati-Aufgebot stehen, in dieser Saison mindestens ein Spiel unter Murat Yakin absolviert haben oder mehrmals im Nati-Kader waren. Hier geht's zum zweiten Teil mit den Mittelfeldspielern und Stürmern.
Torhüter
Schwierige Saison mit Happy End
Yann Sommer
Statistik
- Klub: Borussia Mönchengladbach / Bayern München
- Saisonspiele: 44 (8 für die Nati)
- Gegentore: 56
- Spiele zu Null: 15
Um endlich wieder einmal um Titel mitzuspielen, verliess Sommer Borussia Mönchengladbach im Winter nach achteinhalb Jahren – und einer ganz starken Hinrunde – und wechselte zu Bayern München, um den verletzten Manuel Neuer zu ersetzen. Das klappte am Anfang auch ganz gut. Doch mit den enttäuschenden Ergebnissen der Bayern häufte sich auch die Kritik am Goalie. Auf einmal war Sommer sowas wie das Gesicht der Bayern-Krise.
Zum Ende der Saison zeigte der 34-Jährige aber noch einmal seine ganze Klasse und sicherte sich mit den Münchnern immerhin noch den Meistertitel. Es ist Sommers erste Trophäe seit 2014 (Schweizer Meister mit dem FC Basel). Doch noch ein Happy End für den Keeper. Ob er bei Bayern bleiben wird, ist aber noch ungewiss.
Jagd auf Nummer 1?
Gregor Kobel
Statistik
- Klub: Borussia Dortmund
- Saisonspiele: 36 (1 für die Nati)
- Gegentore: 39
- Spiele zu Null: 15
Insbesondere Gregor Kobel war es zu verdanken, dass Borussia Dortmund bis zum Schluss vom Meistertitel träumen konnte. Glaubt man dem «Kicker», war er sogar der beste Bundesliga-Spieler in dieser Saison. Im Ranking des Fachmagazins erhielt der BVB-Keeper die beste Durchschnittsnote aller Profis.
Der 25-Jährige wird von allen Seiten mit Lob überschüttet – und macht auch keinen Hehl daraus, dass er Yann Sommer lieber früher als später als Nummer 1 der Nati ablösen will. «Ich bin ehrgeizig. Ich will immer spielen, auch im Nationalteam», sagte Kobel im März. Gut möglich, dass in einem Jahr, nach der EM 2024, in der Nati die Wachablösung kommt.
Neuer Gladbach-Liebling
Jonas Omlin
Statistik
- Klub: Montpellier/Borussia Mönchengladbach
- Saisonspiele: 29 (0 für die Nati)
- Gegentore: 44
- Spiele zu Null: 8
Er beerbte Yann Sommer im Winter im Gladbach-Tor – und schaffte es tatsächlich, dass die Borussia-Fans ihrem langjährigen Stammgoalie und Publikumsliebling nicht lange nachtrauern mussten. Die Rückrunde verlief für Gladbach nicht berauschend, Omlin überzeugte aber – wie schon zuvor bei Montpellier – mit starken Leistungen und bewies auch Qualitäten als Führungsspieler. In einer Fan-Umfrage wurde der Goalie zum zweitbesten Gladbach-Spieler der Saison gewählt. Aufgrund einer Verletzung steht er nicht im aktuellen Nati-Aufgebot.
Von Verletzung ausgebremst
Yvon Mvogo
Statistik
- Klub: Lorient
- Saisonspiele: 21 (0 für die Nati)
- Gegentore: 29
- Spiele zu Null: 3
Nach seinem Wechsel in die Ligue 1 im Sommer konnte sich Mvogo sofort den Stammplatz sichern und glänzte bei Lorients starkem Saisonstart mit teils hervorragenden Leistungen. Patellasehnenprobleme setzten den Goalie dann von November bis April ausser Gefecht. Wie wichtig Mvogo war, zeigt die Statistik: In den 17 Spielen ohne den Schweizer holte Lorient 18 Punkte, mit Mvogo gab es in 21 Partien 37 Zähler.
Verteidiger
Captain geworden
Silvan Widmer
Nach seinem ersten Jahr bei Mainz (kam im Sommer 2021) stieg Widmer bereits zum Captain auf. Wie wichtig er ist, bewies der Ex-Basler auch in der abgelaufenen Saison. Widmer führte sein Team auf den 9. Rang, am Ende fehlte nur wenig fürs europäische Geschäft. Die Skorerausbeute – 2 Tore, 2 Assists – hätte aber etwas besser sein können. Schliesslich spielt Widmer bei Mainz meistens im rechten Mittelfeld. Aktuell fällt er mit einer Sprunggelenksverletzung aus.
Traum-Saison mit Triple?
Manuel Akanji
Akanji pokerte im letzten Sommer lange. Der BVB wollte ihn loswerden, weil der Schweizer dem Verein klarmachte, dass er seinen Vertrag nicht verlängern wolle. Der Poker ging voll auf: Kurz vor Ende des Transferfensters kam der Anruf von Manchester City. Viele hätten Akanji wohl nicht zugetraut, dass er sich beim Starensemble von Pep Guardiola auf Anhieb einen Stammplatz erobern könnte. Doch genau das war der Fall. Vom Debüt weg verpasste er wettbewerbsübergreifend nur sechs Spiele, in denen er offensichtlich geschont wurde.
In den wichtigen Spielen stand der 27-Jährige immer auf dem Platz, so hat Akanji grosse Anteile am Erfolg der Cityzens. Meistertitel und FA Cup hat City schon im Sack, am Samstag kommt es noch zum ganz grossen Highlight, zum Champions-League-Final gegen Inter Mailand. Selbst wenn City verlieren und das Triple verpassen sollte, ist es für Akanji eine traumhafte Saison, die nur die Bestnote verdient.
Sa 10.06. 19:55 - 01:30 ∙ blue Sport Live ∙ Live Fussball: Manchester City FC - FC Internazionale Milano
Event ist beendet
Wie weiter?
Nico Elvedi
Statistik
- Klub: Borussia Mönchengladbach
- Saisonspiele: 41 (7 für die Nati)
- Tore/Assists: 3/0
Für Gladbach war es nicht gerade eine Saison, an die man sich irgendwann mit Freude erinnern wird. Es war auch bestimmt nicht Elvedis beste Spielzeit, der Innenverteidiger machte aber einen soliden Job und war unumstrittener Stammspieler. Nur zwei Spiele verpasste er verletzungsbedingt. Sein Vertrag läuft in einem Jahr aus. Folgt bald die Vertragsverlängerung – oder nach acht Jahren Gladbach ein neues Abenteuer?
Zweiter Frühling
Fabian Schär
Trotz der grossen Finanzkraft seines Klubs musste sich Fabian Schär bei Newcastle United nicht um seinen Stammplatz fürchten. Ganz im Gegenteil: In der erfolgreichen Saison der Magpies (Newcastle qualifizierte sich als Vierter für die Champions League) war der Schweizer Innenverteidiger einer der überragenden Spieler – als Abwehrboss der besten Defensive in der Premier League (33 Gegentore). Im Alter von 31 Jahren blüht Schär noch einmal richtig auf. Mit diesen Leistungen müsste er eigentlich auch in der Nati gesetzt sein.
Captain geworden
Ricardo Rodriguez
Bei Torino ist Rodriguez zum Captain geworden und damit für sein Team so unverzichtbar geworden wie seit Jahren für die Nati. Der Linksverteidiger kam in der Serie A immer entweder als Innenverteidiger einer Dreierabwehr oder als linker Mittelfeldspieler zum Zug, Torbeteiligungen hatte er aber kaum. Es war eine weitere solide Saison von Rodriguez, ohne dabei grossartig aufzufallen.
Zurück in der Nati
Jordan Lotomba
Erstmals seit Juni 2022 ist Lotomba wieder für die Nati aufgeboten. In erster Linie wohl, weil Silvan Widmer ausfällt. Seine Saison bei Nizza verlief durchwachsen: Nur Platz 9 in der Liga und in der Conference League bedeutete der Viertelfinal (Aus gegen den FC Basel) Endstation. Über mangelnde Einsatzzeit kann sich Lotomba aber nicht beklagen. Er kam in 40 Saisonspielen zum Einsatz.
Beinahe abgestiegen
Eray Cömert
Cömert hat eine turbulente Saison hinter sich, die um ein Haar im Desaster endete. Valencia schaffte erst am letzten Spieltag den Ligaerhalt. Der Innenverteidiger präsentierte sich nicht immer sattelfest und verlor im Verlauf der Saison auch seinen Stammplatz. Völlig überfordert war Cömert, als er im WM-Achtelfinal gegen Portugal (1:6) nach der Pause beim Stand von 0:2 eingewechselt wurde.
Zurückgekämpft
Edimilson Fernandes
Lange spielte er in der Nati überhaupt keine Rolle mehr, dann erhielt Fernandes etwas überraschend ein WM-Aufgebot und stand im Achtelfinal – weil Silvan Widmer krankheitshalber ausfiel – sogar in der Startelf. Das verdiente sich Fernandes durch gute Auftritte bei Mainz, wo er sich nach schwierigen Jahren endlich einen Stammplatz erobern konnte. Nicht im zentralen Mittelfeld, wo sich der 27-Jährige eigentlich am wohlsten fühlt, sondern als Rechtsverteidiger einer Dreierabwehr. Der Lohn: Eine Vertragsverlängerung bis 2026.
Schritt ins Ausland folgt
Cédric Zesiger
Meister und Cupsieger mit YB, Rückkehr in die Nati – und jetzt folgt der Wechsel in die Bundesliga. Viel besser hätte sich Cédric Zesiger das Jahr kaum vorstellen können. Der 24-Jährige hat in der Innenverteidigung im Nationalteam zwar grosse Konkurrenz, konnte mit starken Leistungen im YB-Trikot aber viel Werbung in eigener Sache betreiben. Jetzt wechselt er zum VfL Wolfsburg und will zeigen, dass er sich auch in einer grossen Liga durchsetzen kann. Ein Schritt, den sich Zesiger wahrlich verdient hat.
Rückkehr in die Nati
Ulisses Garcia
Erstmals seit November 2021 hat Garcia wieder ein Nati-Aufgebot erhalten. Er verdiente sich das durch überdurchschnittliche Leistungen beim Double-Gewinn der Young Boys, wo er als Linksverteidiger gesetzt war und mit 10 Assists in 27 Liga-Spielen glänzte. Garcia war damit der Top-Vorlagengeber in der abgelaufenen Super-League-Saison.