Nigeria mit Chaos-Trip in Libyen «Wir waren über 10 Stunden wie Geiseln in einem verlassenen Flughafen eingesperrt»

Syl Battistuzzi

14.10.2024

Schlafen unter schwierigen Umständen – Nigeria-Profis am Flughafen.
Schlafen unter schwierigen Umständen – Nigeria-Profis am Flughafen.
Screenshot/x/WTroostEkong

Meistens können Fussballer bei ihren Reisen zahlreiche Annehmlichkeiten geniessen. Im Falle der nigerianischen Fussball-Nationalmannschaft läuft aber nichts wie geplant. War es ein Racheakt der libyschen Gastgeber?

Syl Battistuzzi

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  • Nigerias Fussball-Nationalteam hat eine groteske Odyssee erlebt.
  • Vor dem geplanten Länderspiel in Libyen strandeten die «Super Eagles» offenkundig über viele Stunden an einem Flughafen rund 200 Kilometer entfernt vom eigentlichen Spielort Bengasi.
  • Die Aktion war offenbar von den Gastgebern orchestriert.

Am Freitag spielte Nigeria in der Qualifikation für den Africa-Cup 2025 zuhause gegen Libyien und gewann die Partie mit 1:0. Für das Rückspiel reiste Nigeria am Sonntag nach Libyen. Doch statt nach Bengasi, wo die Partie am Dienstagabend stattfinden sollte, wurde der Flug im letzten Moment zum Flughafen Al Abaq umgeleitet – mehrere Autostunden vom geplanten Ziel entfernt. Pikant: Die Nationalmannschaften von Ghana und dem Sudan, die am Dienstag ebenfalls in Bengasi gegeneinander spielen, sollen gemäss «Bild» planmässig in der Küstenstadt gelandet sein.

Danach beginnt die eigentliche Tortur, wie «L'Équipe» ausführt. Die Spieler sollen in der Halle eingesperrt worden sein, die Aussentüren waren offenbar geschlossen. Die Spieler versuchten, auf harten Bänken oder auf dem Boden Schlaf zu finden. Nach Angaben des nigerianischen Sportministeriums war ihre Delegation «mehr als 15 Stunden ohne Getränke, ohne Essen und in einer moskitoverseuchten Welt mit Ausgehverbot durch die libyschen Behörden».

 «Wir waren für fast 13 Stunden am Flughafen – ohne Essen, kein Wifi und ohne Platz zum Schlafen», beschwert sich Leverkusen-Stürmer Victor Boniface auf X. Sein Mitspieler William Troost-Ekong betont in den sozialen Medien: «Über 12 Stunden in einem verlassenen Flughafen in Libyen, nachdem unser Flugzeug beim Landeanflug umgeleitet wurde. Die libysche Regierung hat unsere genehmigte Landung in Bengasi ohne Grund widerrufen. Sie haben die Tore des Flughafens verschlossen und uns ohne Telefonanschluss, Essen oder Trinken zurückgelassen. Alles nur, um Psychospielchen zu spielen.»

Victor Boniface steckt am Flughafen fest.
Victor Boniface steckt am Flughafen fest.
Screenshot/x/WTroostEkong

Mannschaft hat Angst um ihre Sicherheit 

Sie hätten die nigerianische Regierung aufgefordert, einzugreifen. Er als Captain hätte gemeinsam mit Team entschieden, dass sie nicht zu der Partie antreten werden. «Sollen sie doch die Punkte haben», hält er auf X fest.

«Wir werden es nicht akzeptieren, mit dem Auto irgendwohin zu fahren, denn selbst mit Sicherheitspersonal ist es nicht sicher. Wir können uns nur vorstellen, wie das Hotel oder das Essen aussehen würde, wenn wir unsere Reise fortsetzen», erläutert Troost-Ekong. Gemäss einem Video von Boniface waren alte Schul-Busse ohne Air Condition als Transportmittel vorgesehen.

Delegationsmitglied Victor Ikpeba (früher unter anderem auch bei BVB aktiv) fordert den Afrikanischen Fussballverband (CAF) auf, hart durchzugreifen. Er verlangt gar den Ausschluss vom «Hochrisikoland» Libyien. «Wir waren mehr als 10 Stunden lang wie Geiseln in einem verlassenen Flughafen eingesperrt», resümiert Ikpeba (via Sport1).

Libyen wäscht seine Hände in Unschuld

Der libysche Verband reagierte am Montagmittag mit einem Statement. «Wir sind zutiefst besorgt über die jüngsten Berichte. Wir bedauern die entstandenen Unannehmlichkeiten, müssen aber darauf hinweisen, dass solche Vorfälle aufgrund von Routineprotokollen der Flugsicherung, Sicherheitskontrollen oder logistischen Herausforderungen im internationalen Flugverkehr auftreten können.»

Verspätungen oder Umleitungen seien zwar bedauerlich, aber nicht ungewöhnlich. «Wir haben den grössten Respekt für unsere nigerianischen Kollegen und möchten ihnen versichern, dass die Umleitung ihres Fluges nicht beabsichtigt war.»

Die Erklärung ist wohl nur vorgeschoben. So soll die libysche Delegation im Hinspiel unzufrieden mit der Gastfreundschaft gezeigt haben. Das libysche Team habe mehrere Stunden auf einen Shuttlebus warten müssen. Die  Retourkutsche war also offenbar geplant. Der Umgang mit den Nigeria-Profis hat sichtlich Spuren hinterlassen. «Das wird unheimlich hier. Wir wollen nur in unser Land zurückkehren», twitterte Boniface. Immerhin endete später das Drama. Der Flieger der Mannschaft wurde endlich betankt und die nigerianische Delegation kehrte nach Hause zurück.

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