Marbella statt Feusisberg oder Lugano. Das Schweizer Nationalteam trainiert in diesen Tagen im Süden von Spanien und macht es damit gleich wie zahlreiche andere Klub- und Auswahlmannschaften. Marbella ist das Mekka für Trainingscamps.
Die junge Dame am Ausgang des Flughafens von Malaga hält einen Karton in die Höhe. Darauf stehen die Namen Kasper Schmeichel und Joakim Maehle. Die beiden dänischen Nationalspieler kommen fast gleichzeitig im Süden von Spanien an wie ein paar Schweizer Internationale. Das ist kein Zufall, denn auch die Dänen absolvieren in diesen Tagen und nur 50 Meter entfernt von den Schweizern ihre Trainings auf der Anlage des «Marbella Football Center» an der Carril de El Potril in San Pedro de Alcantara, einem Vorort von Marbella. Es ist eine der ersten Adressen überhaupt, wenn es um Trainingslager geht.
Der FC Liverpool bereitete sich hier 2018 und 2019 auf die Finals in der Champions League vor. Auch der Schweizer Nationalcoach Murat Yakin ist mit der Anlage vertraut, er hat hier schon zu seiner Zeit als Trainer des FC Basel Trainingslager abgehalten. Und Silvan Widmer antwortet auf die Frage, wie es sei, für ein Nati-Camp mal hierher zu reisen: «So speziell ist es nicht. Ich glaube, jeder Fussballer war schon mal in Marbella im Trainingslager.» Er war ebenfalls mit dem FCB hier, 2020 unter Trainer Marcel Koller.
Ein Knappe sorgt für üppige Umsätze
Das Trainingsgelände punktet mit vier exzellenten Rasenplätzen. Die Halme sind akkurat und millimetergenau getrimmt, fast so als würde der Greenkeeper von Wimbledon selbst Hand anlegen. Die Anlage des «Marbella Football Center» wird betrieben von der Firma «Football Impact». Sie gehört Andrés Roldan, einem 49-jährigen Spanier, der in Gelsenkirchen aufgewachsen ist. Yakin und er begrüssen sich per Handschlag. Man kennt sich mittlerweile.
Roldan betreibt mit seiner Firma im Süden Spaniens vier weitere Fussball-Trainingszentren. Marbella ist dabei der Nabel seiner Geschäftswelt. Weil der internationale Flughafen von Malaga nahe ist, und die verstädterte Touristenzone von Marbella mit seinen unzähligen «Urbanizaciones» zahlreiche Luxus-Hotels bietet. «Football Impact» erzielte 2019 einen Jahresumsatz von 14 Millionen Euro.
In den beiden letzten Jahren ging der Umsatz trotz Pandemie nur unmerklich zurück. Sobald Reisen nach Spanien im Sommer 2020 nach vier Monaten wieder möglich wurden, kamen auch die Fussballer zurück. Das angenehme Klima und vor allem die grossen Hotels, die als Bubble genutzt werden konnten, machten Camps hier coronasicherer als der Trainingsbetrieb in der Heimat.
Apropos «Football Impact». Nomen est Omen. Das (Fussball-)Unternehmen von Roldan hat durchaus Einfluss auf die Volkswirtschaft der Region. Klubs und Verbände sorgen hier jährlich für rund 65'000 Logiernächte und damit für eine Wertschöpfung von mehr als 10 Millionen Euro.
stw, sda