«Jesus aus der Schweiz» Ist Tormaschine Haris Tabakovic einer für die Nati?

Von Jan Arnet

16.5.2023

Seit Monaten in herausragender Form: Haris Tabakovic. 
Seit Monaten in herausragender Form: Haris Tabakovic. 
imago

Haris Tabakovic befindet sich in der Form seines Lebens. In Österreich wird der Grenchner als Tormaschine gefeiert. Kann er sich jetzt sogar Hoffnungen aufs erste Nati-Aufgebot machen?

Von Jan Arnet

16.5.2023

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Der Schweizer Stürmer Haris Tabakovic befindet sich in Topform. Der Torjäger von Austria Wien hat in diesem Jahr 15 Treffer in 12 Spielen erzielt.
  • In Österreich wird der frühere YB- und GC-Profi von Trainer, Mitspielern und Presse gefeiert. 
  • Kein anderer Schweizer Stürmer hat in dieser Saison eine bessere Torquote als Tabakovic. Im Juni folgt der nächste Nati-Zusammenzug. Bekommt der 28-Jährige ein Aufgebot?

Was ist bloss mit Haris Tabakovic los? Seit seinem Abgang aus der Schweiz im Jahr 2017 flog der grossgewachsene Stürmer unter dem Radar, in Österreich blüht er aber richtig auf. Letzte Saison schoss er Austria Lustenau mit 27 Toren in 23 Spielen fast im Alleingang in die österreichische Bundesliga. Es folgte im Sommer der Wechsel zu Austria Wien – und jetzt schiesst Tabakovic auch da alles kurz und klein.

Zu Saisonbeginn hatte der 28-Jährige noch etwas Mühe, stand nur selten in der Startelf der Wiener. In der Winterpause kam dann mit Michael Wimmer aber ein neuer Trainer. Und seit Rückrundenstart zeigt die Formkurve beim ehemaligen U-Nati-Spieler steil nach oben. 15 Tore hat Tabakovic in den letzten 12 Spielen geschossen. Am Wochenende entschied er das Derby gegen Rapid (3:1) mit einem perfekten Hattrick – ein Tor mit rechts, eines mit links und eines mit dem Kopf.

In diesem Spiel brach Tabakovic auch einen Rekord. Sechs Treffer gegen Rapid Wien in einer Saison – das hat vor ihm noch keiner geschafft. «Das macht mich stolz», sagt er. «Ich habe immer an mich geglaubt.» Insgesamt hat Tabakovic in dieser Saison 17 Liga-Tore erzielt. In Österreich hat nur Guido Burgstaller öfters getroffen, er stand bei seinen 19 Treffern aber mehr als 800 Minuten länger auf dem Platz als der formstarke Schweizer. 

«Haris ist eine Maschine»

«Ich und mein Team haben wenig mit ihm gemacht, Haris hat selbst viel mit sich gemacht. Er ist der Erste auf dem Trainingsplatz und der Letzte, der reingeht, für diese Arbeit belohnt er sich jetzt», wird Tabakovic nach dem Derbysieg von seinem Trainer Michael Wimmer gelobt. 

Der Coach verrät auch den speziellen Spitznamen des Schweizers innerhalb der Mannschaft: «In der Kabine wird er Jesus genannt. Warum, weiss ich aber nicht.» Teamkollege Dominik Fitz nennt ihn anders: «Haris ist eine Maschine. Wenn er so einen Lauf hat, wird er nicht mehr lange da sein.» 

Gefeiert wird Tabakovic selbstverständlich auch von den österreichischen Medien. «Der Jesus aus der Schweiz», titelt «Der Standard» am Montag. «Tabakovic: Derbyheld als Kultfigur», schreibt die «Krone».

Nur Itten hat mehr Tore erzielt

Kann sich der ehemalige YB- und GC-Profi jetzt Hoffnungen auf sein erstes Aufgebot für die A-Nati machen? Im Vergleich mit den Nati-Stürmern muss sich Tabakovic jedenfalls überhaupt nicht verstecken.

Weder Breel Embolo, noch Haris Seferovic, Noah Okafor, Andi Zeqiri oder Zeki Amdouni haben in dieser Saison mehr Tore erzielt als Tabakovic. Einzig YB-Stürmer Cedric Itten (23 Tore) hat aus dem Kreise der Nationalmannschaft wettbewerbsübergreifend mehr Bälle versenkt als der 1,94-Meter-Hüne, Itten hat aber auch fast 400 Spielminuten mehr auf dem Buckel.

Haris Tabakovic im Jahr 2015 in einem EM-Qualifikationsspiel der U21-Nati.
Haris Tabakovic im Jahr 2015 in einem EM-Qualifikationsspiel der U21-Nati.
Keystone

Zwischen 2013 und 2016 trug Tabakovic zum letzten Mal das Dress der Schweizer Nati, damals noch in der U21. Trainer war damals (bis 2014) Pierluigi Tami, der heutige Nati-Direktor.

Murat Yakin wird Tabakovics Entwicklung bestimmt ganz genau beobachten. Der Nati-Coach hat in jüngster Vergangenheit mehr als einmal mit seinen Aufgeboten überrascht und auch Spieler wie Mattia Bottani oder Dominik Schmid eine Chance gegeben.

In einem Monat will die Schweiz in der EM-Qualifikation gegen Andorra und Rumänien die nächsten beiden Siege einfahren. Wird der formstarke Tabakovic dabei sein? Verdient hätte er sich ein Aufgebot allemal.