Ruheständler Uli Hoeness legt wieder los. In der Coronakrise meldet sich der einstige Bayern-Präsident mit deutlichen Worten zurück und spricht von «Scharlatanerie».
In den letzten Wochen und Monaten ist es ruhig geworden um Uli Hoeness, doch in einer der grössten Krisen des Fussballs meldet sich der einstige Lautsprecher zurück. In der Diskussion, wie es nach Aussetzung des Spielbetriebs vorerst bis Anfang April weitergehen soll, fand der Ehrenpräsident des FC Bayern München die bisher deutlichsten Worte.
«Wir müssen endlich der Realität ins Auge schauen. Wir müssen vier Wochen warten, alles auf null fahren. Vielleicht müssen wir im Oktober noch aufhören, Fussball zu spielen. Das weiss kein Mensch», sagt der 68-Jährige am Sonntag in der Sport1-Sendung «Doppelpass» voller Sorge vor einer weiteren Ausbreitung des Coronavirus.
Alle Gedankenspiele, wann der Spielbetrieb wieder aufgenommen werden könnte, hält er angesichts der täglich neuen Meldungen von steigenden Infektionszahlen für verfrüht: «Ich finde es Scharlatanerie, heute zu sagen, was in vier Wochen passiert. Wir müssen den Wissenschaftlern die Zeit geben, um das Serum zu finden, das Therapeutikum zu finden. Alles andere ist Schaumschlägerei.»
Bis dahin müsse «jeder Bürger auf der ganzen Welt diszipliniert daran mitarbeiten», das Problem in den Griff zu bekommen. «Für diese Situation gibt es kein Handbuch zum Nachschlagen. Wir müssen alle lernen, mit dieser Situation umzugehen.» Erst wenn die Zahl der Infizierten abnimmt, könne man darüber nachdenken, wann wieder Fussball gespielt wird.
«Es macht keinen Sinn, die EM auszutragen»
Ähnlich wie Hoeness äusserte auch Rudi Völler in der Sondersendung zum 1000-Jubiläum des «Doppelpasses» die Meinung, dass die Bundesliga bei der Bewältigung der Krise im Mittelpunkt stehen muss. «Das Wichtigste für den Fussball ist ganz klar die nationale Liga. Das wird auch morgen bei der Sitzung (für Montag angesetzte DFL-Krisensitzung – d. Red.) das Wichtigste sein. Wie kann die nationale Liga weiterspielen, weiter existieren? Der Rest, die Europa League, die Champions League, stehen hinten an. Und ganz hinten steht die Europameisterschaft», sagt der Sport-Geschäftsführer von Bayer Leverkusen.
Hoeness, der sich im November aus der Führungsetage des FC Bayern zurückgezogen hatte, wird noch deutlicher: «Es macht überhaupt keinen Sinn, die Europameisterschaft zu spielen.»
Anders als die Schweizer Super League, die auf jeden Fall bis Ende April pausieren wird, soll es in der Bundesliga in knapp drei Wochen wieder weitergehen. Wirklich optimistisch, dass Bayer Leverkusen am 4. April gegen Wolfsburg spielt, wirkt Völler aber nicht. «Es ist im Moment vielleicht unrealistisch, dass das Spiel stattfindet», sagt der 59 Jahre alte Weltmeister von 1990. Mit einer schnellen Rückkehr zur Normalität sei nach der Pause ohnehin nicht zu rechnen. «Dass wir danach, ob in drei oder sechs Wochen, zu Beginn erst mal wieder Geisterspiele haben werden, ist – glaube ich – auch allen klar.»