Interview Fussball-Profi Timm Klose: «Sport ist jetzt wirklich nicht mehr wichtig»

pat

13.3.2020

In der Talksendung «Heimspiel Spezial» gewährt der per Telefon zugeschaltete Premier-League-Profi Timm Klose einen Einblick in seinen neuen Alltag in Zeiten des Coronavirus.

Nachdem in der Premier League erste Spieler positiv getestet wurden, hat man den Spielbetrieb auch in England vorerst unterbrochen. Wie geht man als Fussballprofi damit um? Teleclub-Moderator Gianni Wyler hat mit Timm Klose von Norwich City darüber gesprochen.



Er habe ein bisschen Halsschmerzen, aber das liege wohl eher daran, dass er im Winter selten einen Schal trage, meint Klose, der sich dem Ernst der Lage durchaus bewusst ist und das Thema in keinster Weise herunterspielt.

Wie sieht Kloses Leben momentan aus, ist die Angst vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus gross? «Natürlich macht man sich Gedanken über alles. Die Situation hat sich auch geändert von 'man würde gerne Fussball spielen‘ zu 'jetzt ist es nicht mehr so wichtig‘.» Wichtig sei, dass man die Situation in den Griff bekomme und die Menschen gesund werden.

Und wie hat sein Verein reagiert? «Nachdem wir am Freitag mitbekommen haben, dass die Meisterschaft bis am 4. April unterbrochen wird, ist uns gesagt worden, dass wir am Samstag noch ein Training haben. Und ab Sonntag ist es uns dann nicht mehr erlaubt, aufs Trainingsgelände zu gehen.» Die Isolation gelte vorerst bis am 24. März.

«Wir werden uns selber ein, zwei Wochen isolieren»

Der 31-Jährige, der aufgrund einer Knieverletzung in dieser Saison in der Liga noch keine einzige Minuten spielen konnte, ist auf «einem guten Weg zurück». So könnte die Pause auch zu seinem Vorteil sein, da ihm noch mehr Zeit bleibt, um wirklich bereit zu sein. Allerdings wisse er noch nicht genau, wie er sich fit halten werde. «Am Samstag werden wir mit dem Klub über alles reden. Wir werden noch Fitnesstests machen und dann erhalten wir individuelle Pläne, die vorgeben, was für Läufe man machen muss oder welche Krafteinheiten.»

Einen Abstecher in die Schweiz, um etwa seine Familie oder Freunde zu besuchen, sei nicht geplant. Zwar habe der Verein solche Reisen nicht untersagt, «aber sobald der Klub merkt, dass die Regierung die Grenzen zumacht, müssten wir sofort zurückfliegen.» Die Lage sei ihm zu ungewiss, deshalb habe er mit seiner Frau entschieden, dass sie in England bleiben. «Wir werden uns selber ein, zwei Wochen isolieren. Nicht komplett, aber wir werden den Kontakt zu anderen Menschen sicher einschränken.»

Saisonabbruch könnte für Norwich City «toll» sein

Norwich City liegt aktuell auf dem letzten Platz. Könnte die Pause vielleicht sogar gut sein für sein Team, eine Art Neustart? «Ja, wenn ich die Situation sehe, dann wäre es für den Verein rein sportlich gesehen natürlich toll, wenn die Saison abgebrochen würde und man in der Liga bleiben könnte. Aber ich muss ganz ehrlich sagen, momentan mache ich mir null Gedanken über Fussball.»

Und das sollte auch die Art sein, wie der Fussballverband oder die Regierung in England die ganze Sache angehen sollte, meint Klose. «Sport ist jetzt wirklich nicht mehr wichtig. Auch die Geldmacherei, die sie durch den Sport erwirtschaften wollen ist jetzt nicht mehr wichtig.» Was das finanzielle angehe, glaube er ohnehin, dass man noch mehr Geld machen könnte, würde man die Liga nun aufstocken. Man müsse jetzt langfristig denken «und nicht auf Teufel komm raus alles fertig spielen».

Das ganze Telefoninterview mit Timm Klose sehen Sie im Video oben.


Sport in der Schweiz: Ein Talk im Schatten von Corona

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie machen betroffen, COVID-19 zeigt dem Spitzensport und den Fans die Rote Karte. Die Schweizer Eishockey-Meisterschaft ist abgesagt, im Fussball sind die Spiele der Super League, der Challenge League und vieler internationaler Ligen ausgesetzt. Was bedeutet das für den Sport? Die Talksendung «Heimspiel Spezial» beleuchtet offene Fragen und die jüngsten Beschlüsse des Bundesrats.

Im Studio diskutieren mit:

- Dr. med. Fabian Schaller (Facharzt für Innere Medizin FMH, Sportmedizin)
- Maurice Weber (Präsident FC Wil, Mitglied Komitee SFL)
- Kevin Schläpfer (Sportchef SC Langenthal)
- Gaetano Giallanza, Teleclub-Fussballexperte und Spielerberater

Moderation: Gianni Wyler

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