Nach dem Aus für den FC Basel in der Europa-League-Quali ist die Enttäuschung bei allen Beteiligten gross. Im Interview mit «blue sport» nimmt Captain Valentin Stocker kein Blatt vor den Mund – genau wie die Fussball-Experten Rolf Fringer und Pascal Zuberbühler im Studio.
Lange ist der FC Basel auf Kurs in Richtung Gruppenphase der Europa League. Gegen ZSKA Sofia hat der 20-fache Schweizer Meister die Partie der letzten Quali-Runde über weite Strecken im Griff, in der 54. Minute sorgt Cabral vom Elfmeterpunkt für die verdiente Führung. Nur drei Minuten später folgt die nächste heisse Szene im Strafraum der Bulgaren, nach einem Kontakt geht Valentin Stocker zu Boden. Die Pfeife des Schiedsrichters bleibt aber stumm – und die Dinge nehmen ihren Lauf.
In der 72. Minute markiert Rodrigues aus dem Nichts und unter gütiger Mithilfe der Basler Defensive den Ausgleich für die Gäste. «Es hat ausgesehen wie in einem Trainingsmatch – Valentin Stocker lässt ihn durch, Cabral lässt ihn durch», analysiert blue-Experte Pascal Zuberbühler im Studio. Man habe Rodrigues schiessen lassen, anstatt einzugreifen. «Da hat mir gefehlt, dass Stocker dort vielleicht noch ein Foul macht. (…) Aber man dachte, man lässt ihn mal schiessen.»
Zubi: «Eine Katastrophe von einem Entscheid»
Noch ärgerlicher ist für Zuberbühler aber das späte und entscheidende Gegentor zum 1:2 in der 88. Minute. Zum einen gehe dem Freistosstreffer ein Fehlentscheid voraus: «Er (Alderete) bekommt eine gelbe Karte – das ist ein Riesen-Witz. Er ist nur dran, und der Stürmer lässt sich einfach nur fallen. (…) Das ist für mich eine Szene, in der man sicher nicht Freistoss pfeifen muss», meint der 49-Jährige und fügt an: «Eine Katastrophe von einem Entscheid des Schiedsrichters. Da haben sie ihn reingelegt.»
Nichtsdestotrotz: Für Zuberbühler wäre der Gegentreffer problemlos zu verhindern gewesen, hätte die fünf Mann starke Mauer ihre Aufgabe erledigt. «Diese Mauer – da drehe ich durch, wenn ich das sehe. Es tut mir leid», kritisiert er scharf.
Klar habe Schütze Rodrigues voll draufgehalten, «aber dann erwarte ich von meiner Mauer, dass man einfach stehen bleibt. Man dreht sich nicht ab in der Mauer, es ist noch nie etwas Schlimmes passiert», wettert der ehemalige Torwart. «Alderete dreht sich ab und genau dort geht der Ball durch – so verliert man ein solches Spiel. Und so etwas macht mich sauer. Das war zu verhindern.» Für Zuberbühler ist deshalb klar: «Es gibt viel zu tun für Ciriaco Sforza.»
Stocker: «Wir sind auseinander dividiert worden»
Auch Captain Valentin Stocker sieht das im Interview mit «blue sport» nicht anders. «Wir müssen das intern analysieren. Ich denke, wir haben auch in den anderen Europa-League-Spielen alles andere als überzeugt. Wir hatten meistens eine gute Halbzeit, und brachten es dann irgendwie über die Zeit. Das ist uns heute nicht gelungen», sagt der 31-Jährige.
Dafür sieht er mehrere Gründe: «Das ist ein Prozess, der über längere Zeit dauert. Wir sind mehr oder weniger auseinander dividiert worden in den letzten drei Jahren. Ich denke, schlussendlich liegt es schon an der Qualität.» Man bringe die Freude aktuell nicht wirklich auf den Platz.
Es sind Worte, die auch Experte Rolf Fringer zum Nachdenken bringen. «Wenn es der Captain gleich nach dem Spiel anspricht, muss man sich wirklich Gedanken machen, wie fest das an der Mannschaft nagt», glaubt der 63-Jährige. Für Fringer steht ausser Frage, dass die Spieler die Unruhen im Verein spüren. «Man merkt, was alles passiert ist und im Umfeld abgeht. Ich weiss aus Erfahrung, dass das nie spurlos an einer Mannschaft vorbeigeht. Mit so viel Chaos und Theater, das sie hatten, kann man als Mannschaft in der Regel nicht alles abrufen.»