Wegen weiterer Corona-Fälle im Team der Ukraine wurde das letzte Spiel der Schweiz in der Nations League von der UEFA abgesagt. Der Luzerner Kantonsarzt hatte zuvor für die Auswahl und den Staff der Ukraine Quarantäne angeordnet. Der Schweiz winkt ein Forfaitsieg.
Die Ukrainer steckten seit Tagen in der Corona-Falle fest. Vor dem Spiel vom letzten Samstag in Deutschland waren vier Spieler positiv getestet worden. Am Montag wurden drei weitere Fälle bekannt, und am Dienstag ergaben die Tests von Ruslan Malinowski, Junior Moraes und Sergej Krywzow ein positives Ergebnis. Bei so vielen positiven Tests «ist möglich, dass die aktuell negativen Personen im Verlaufe der Woche positiv werden», begründete der Luzerner Kantonsarzt Roger Harstall die Quarantäne-Massnahme für die gesamte ukrainische Delegation.
Die Schweizer wären bereit gewesen, das Spiel um 24 Stunden auf Mittwochabend zu verschieben, «weil wir nach der guten Leistung gegen Spanien eine gute Dynamik hatten und unser Ziel auf dem Platz erreichen wollten», wie Nationalmannschaftsdirektor Pierluigi Tami sagte. Das Ziel der Schweizer: Ein 1:0, 2:1 oder einen Sieg mit zwei Toren Differenz. Damit hätten sie die Ukraine noch abfangen und den Abstieg in die Liga B verhindern können.
3:0, 1:0, 0:1 oder 0:0?
Nun winkt der Schweiz ein 3:0-Forfaitsieg – sofern die Kontroll-, Ethik- und Disziplinarkommission der UEFA zum Schluss kommt, dass die Ukrainer die Absage zu verantworten haben. Ordnet die UEFA die Schuld niemandem zu, wird das Ergebnis ausgelost: 1:0, 0:1 oder 0:0. «Einen Entscheid per Los könnte ich nur schwer akzeptieren. Ich erwarte einen Entscheid zu unseren Gunsten. Wir waren bereit, das Spiel zu bestreiten. Wir haben unsere Arbeit richtig gemacht und eine Mannschaft präsentiert, die nur negative Tests abgegeben hat», so Tami.
Die Möglichkeit einer dritten Option, eine Verschiebung in den Winter oder Frühling, ist zu vernachlässigen. Tami: «Die Zeitfenster für die Nationalteams sind voll. Das ist praktisch unmöglich.» Im März beim nächsten Termin für Nationalmannschaften sind innert sieben Tagen drei Spiele in der WM-Qualifikation angesetzt.
Europacup als Präjudiz?
Vielmehr liegt es nahe, mit einem Forfaitsieg für die Schweiz zu rechnen. Zumindest wenn man als Präjudiz betrachtet, was die UEFA in dieser Saison auch schon entschieden hat. In der Qualifikation zur Champions League und Europa League konnten drei Partien nicht gespielt werden, weil ein Team von den örtlichen Behörden wegen Corona-Fällen unter Quarantäne gestellt wurde. In jedem dieser Fälle entschied die UEFA ein 0:3 gegen diese Klubs; darunter war auch Slovan Bratislava, das in der folgenden Runde gegen die Young Boys gespielt hätte. YB traf dann auf Klaksvik von den Färöern.
Gemäss den UEFA-Reglementen, die in diesem Sommer eilends aufgestellt wurden wegen der speziellen Corona-Situation, muss ein Klub oder ein Verband antreten, wenn ihm 13 Spieler (inklusive ein Torhüter) zur Verfügung stehen. Die Idee, irgendwelche Junioren-Internationale oder Spieler aus der heimischen Liga einzufliegen, verwarfen die Ukrainer offenbar im Verlaufe des Nachmittags und informierten die UEFA darüber, dass es nicht möglich sei, ein Team aufzustellen – auch nicht für den Mittwoch.
Der SFV stand ebenfalls im Kontakt mit dem ukrainischen Verband. Die Lösung, ein Ersatzteam aufzubieten, hätten die Ukrainer «nicht seriös» in Betracht gezogen, sagte Tami. Dahinter vermuten sie beim Schweizer Verband eine Strategie. Dass die Ukrainer nämlich den Schwarzen Peter aufgrund der behördlich angeordneten Quarantäne den Schweizern zuschieben. Es ist abzusehen, dass nun die Juristen den Kampf um den Platz in der Liga A ausfechten. «Das Spiel wird auf einer anderen Ebene entschieden», so Tami. Er hoffe aber, «dass wir in wenigen Tagen oder Wochen einen Entscheid haben».