Lucien Favre Favre: «Ich will immer das Maximum – und das Maximum sind Titel»

pat

22.11.2019

Lucien Favre will mit Dortmund weiter punkten.
Lucien Favre will mit Dortmund weiter punkten.
Bild: Keystone

In einem Interview mit «Bild» spricht BVB-Coach Lucien Favre über Problemkind Jadon Sancho, Dortmunds Meisterambitionen und die anhaltenden Diskussionen rund um seine Person.

Am Freitagabend spielt Dortmund gegen Paderborn. Es ist das erste Spiel seit der 0:4-Schmach gegen Bayern München vor der Länderspielpause. Er habe zwei, drei Tage gebraucht, um das Spiel zu verdauen, so Favre. Er habe sich das Spiel noch einmal angeschaut, «besser wurde es auch da nicht». Sie seien zu passiv gewesen und hätten «entscheidende individuelle Fehler» gemacht. So werde es gegen jeden Gegner schwer.


Im Interview wird Favre auch auf den hochtalentierten Jadon Sancho angesprochen, der zuletzt öfters negative Schlagzeilen schrieb. Der Schweizer, der als einer der ganz wenigen Trainer auf diesem Planeten selbst mit Mario Balotelli zurechtkam, will das Ganze nicht überbewerten. «Er ist ein richtiger Typ, ich komme bestens mit ihm zurecht. Bei der ganzen Debatte dürfen wir nicht vergessen, dass wir hier über einen 19-Jährigen sprechen, auf den derzeit mächtig etwas einprasselt und der – gemessen an seinem Alter – lange aussergewöhnlich konstant gespielt hat.»

Sancho sei in England bereits ein Superstar und werde täglich mit Schlagzeilen, Gerüchten und Millionensummen konfrontiert. «So etwas steckt niemand einfach so weg», meint Favre. Jadon sei dabei, erwachsen zu werden. «Er muss wie alle Spieler in seinem Alter erst lernen, ein professionelles, fokussiertes Leben zu führen. Wenn er das schafft, kann er einer der Besten werden. Wir helfen ihm dabei!»

Favre: «Vom Titel zu reden bringt uns aber keine Punkte»

Mit den Diskussionen rund um seine eigene Person könne er gut leben, das sei Teil des Geschäfts. «Ich war auch nicht mit allen Ergebnissen in dieser Saison zufrieden – aber Angst um meinen Job hatte ich nie.» Er konzentriere sich nur auf die Dinge, die er selber beeinflussen könne. Die Mechanismen im Fussball kenne er: «Bleiben die Ergebnisse aus, gibt es Diskussionen. Ich bin lange genug dabei, um das zu verstehen …»

Favre wurde auch öffentlich dafür kritisiert, dass er die Meisterschaft nicht zum Ziel ausgerufen hat, so wie das seine Bosse vor der Saison taten. Warum eigentlich? «Ich habe wie die Bosse auch gesagt, dass wir es versuchen wollen. Ich bin aber keiner, der das täglich ausspricht.» Es sei klar, dass man sich als Vizemeister, der im Sommer auch noch viel Geld für neue Spieler ausgegeben habe, hohe Ziele stecken müsse. «Nur vom Titel zu reden bringt uns aber keine Punkte. Wir müssen uns auf die Spiele konzentrieren und gewinnen. Der Rest kommt doch von alleine!»

Dass ihm der Ruf anhaftet, dass er keine Titel gewinnen könne, ärgere ihn nicht. «Titel gewinnt man nicht von heute auf morgen. Als Trainer brauchst du Zeit, um eine Mannschaft aufzubauen. Eine Mannschaft, die deiner Idee entspricht.» Und in Zürich habe er schliesslich bewiesen, dass er Titel gewinnen könne. Danach habe er mit Berlin und Gladbach Mannschaften übernommen, die zunächst gegen den Abstieg gekämpft hätten.

In Nizza war das ähnlich. Dass man mit solchen Teams nicht um Titel spielt, ist eigentlich selbstredend, Medienschaffende und Experten scheinen das in ihren Analysen manchmal zu vergessen. Favre sagt nur: «Dortmund ist mein bisher grösster Klub. Ich will immer das Maximum, egal wo ich bin! Und das Maximum im Fussball sind Titel …»

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