Titelverteidiger Deutschland steht an der U21-Europameisterschaft schon nach zwei Spielen mit dem Rücken zur Wand – und knöpft damit nahtlos an die Misserfolge der A-Nati an.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Deutschlands U21-Nationalmannschaft steht nach zwei EM-Spielen mit nur einem Punkt da und damit vor dem Ausscheiden.
- Die Enttäuschung ist Spielern und Trainer anzumerken, dennoch lebt der Glaube ans Weiterkommen nach wie vor.
- Wie zuletzt schon die taumelnde A-Nati sorgt nun auch die U21 für grosse Tristesse in Fussball-Deutschland.
Bereits zum EM-Auftakt muss Deutschlands U21-Nationalmannschaft gegen Israel eine Enttäuschung einstecken. Nach dem bescheidenen 1:1-Remis ist von einem Ausrutscher die Rede. Nur: Die erhoffte Reaktion bleibt auch im zweiten Gruppenspiel aus.
Gegen Tschechien ist Deutschland nicht unbedingt die schlechtere Mannschaft, muss schlussendlich aber eine 1:2-Niederlage einstecken. «Es ist einfach bitter, hart zu begreifen», sagt der einzige deutsche Torschütze Angelo Stiller: «Egal, was wir versucht haben, wir hatten das Gefühl, dass der Ball irgendwie nicht wollte.»
Verzweiflung beim Coach
Stiller will das fehlende Glück aber nicht als Ausrede gelten lassen: «Es liegt am Spieler, ob er den Ball mit 100 Prozent über die Linie bringen will oder nicht. Das ist an jedem einzelnen.» Trainer Antonio Di Salvo zeigt sich nach dem Schlusspfiff vor allem mit der ersten Halbzeit unzufrieden und macht angesprochen auf die beiden Gegentore klar: «Da verzweifelt man auch als Trainer.»
Nach zwei Partien steht der Titelverteidiger mit nur einem Punkt da – und damit kurz vor dem Ausscheiden. «Eine herbe Enttäuschung. Als Titelverteidiger mit einem Punkt nach zwei Spielen dazustehen und es nicht mehr in den eigenen Händen zu haben, ist natürlich bitter», analysiert der ehemalige Nati-Torwart und heutige TV-Experte René Adler.
«Jetzt braucht es ein EM-Wunder»
Wie zuletzt schon die taumelnde A-Nationalmannschaft sorgt nun auch die U21 für grosse Tristesse in Fussball-Deutschland. Die Reaktionen lassen nicht lange auf sich warten. «Die deutsche Nationalmannschaft sprach- und ratlos: DFB bleibt nur der Mut der Verzweiflung», titelt etwa Eurosport. Die «Süddeutsche Zeitung» findet es «hart zu begreifen» und die «Bild» schreibt: «Deutschland, was ist nur los? U21 so schlecht wie Flick-Team. Jetzt braucht es ein EM-Wunder.»
Dabei müssen sich Deutschlands Stars von morgen auch mit Problemen neben dem Platz beschäftigen – ganz ähnlich wie die A-Nati im abgelaufenen Dezember während der WM in Katar. Damals löste die politisch aufgeladene Diskussion um die One-Love-Captainbinde Unruhe aus, im Fall der U21 erhitzen rassistische Beleidigungen nach dem EM-Auftaktspiel gegen Israel die Gemüter – und fordert inmitten des Turniers eine mehrstündige Aufarbeitung.
Allen Widerständen zum Trotz lebt bei Deutschlands U21 der Glaube an ein Weiterkommen nach wie vor. «Im Fussball ist alles möglich», sagt Trainer Di Salvo und hofft, das erste Vorrunden-Aus seit 2013 noch abzuwenden. «Dieses Fünkchen Hoffnung, was da ist, wollen wir natürlich nutzen mit einem Sieg», so Di Salvo. «Dann schauen wir, was auf dem Nebenplatz passiert.»
Selbst wenn Deutschland gegen die vorzeitig für den Viertelfinal qualifizierten Engländer den geforderten ersten Sieg einfährt, ist man auf Schützenhilfe von Israel angewiesen. Doch aufgepasst: Israel muss gewinnen, darf dabei aber nur ein Tor mehr erzielen als Deutschland bei seinem allfälligen Triumph über England. Ansonsten entscheidet das Torverhältnis gegen Di Salvos Team, dem bei seinem Premiere-Turnier als U21-Chefcoach ein Fiasko droht.