Die Schweiz hat ihr erstes Gruppenspiel an der U21-EM mit 2:1 gegen Norwegen gewonnen. Die kommenden Partien gegen Italien und Frankreich werden aber bedeutend schwieriger.
Unmittelbar nach Spielschluss sind die Italiener stinksauer. Soeben haben sie ihr Auftaktspiel an der U21-EM mit 1:2 gegen Frankreich verloren. Was die «Azzurrini» aber noch mehr ärgert als die Niederlage, ist die Art und Weise, wie sie zustande gekommen ist. In der 92. Spielminute köpft Raoul Bellanova Italien zum vermeintlichen 2:2. Doch Schiedsrichter Allard Lindhout sieht den Ball nicht hinter der Linie und auch kein Handspiel des rettenden Castello Lukeba. Den VAR gibt es bei der U21-EM nicht. Und so zittert Frankreich die 2:1-Führung doch noch über die Zeit.
Es ist das emotionale Ende eines Spiels, welches vor allem eines war: atemberaubend. Was die jungen Franzosen und Italiener auf den Rasen gezaubert haben, war allerhöchste Fussballkunst. Die über 10'000 Zuschauer in der Cluj Arena kommen aus dem Staunen und Raunen gar nicht mehr heraus. So zügig geht es von der einen Seite auf die andere.
Mit welcher Dynamik und Schnelligkeit die Akteure agieren, ist beeindruckend. Die Intensität ist hoch wie in einem K.o.-Spiel der Champions League, die taktischen Fesseln aber deutlich gelöster. Es ist die pure Spielfreude.
Ein erstes Mal wirkt sich diese Spielfreude nach 22 Minuten auch auf der Resultate-Tafel aus. Nach perfekter Vorlage von Milan-Verteidiger Pierre Kalulu trifft Arnaud Kalimuendo per Hacke herrlich zum 1:0.
Auch beim 1:1 von Italien kommt der Assist von einem Stammspieler der AC Milan. Es ist Sandro Tonali, der in Kürze für geschätzte 70 Millionen Euro zu Newcastle wechseln dürfte, welcher Pietro Pellegri bedient.
Wie gut besetzt die Kader von Frankreich und Italien personell sind, zeigt sich eindrücklich bei den Wechseln der Franzosen. Von der Bank kommen nämlich Michael Olise (38 Millionen Marktwert), Rayan Cherki (27 Mio.), Elye Wahi (25 Mio.), Amine Adli (20 Mio.) und Mohamed Simakan (25 Mio.). Sie kommen zusammen auf einen Marktwert von 135 Millionen Euro. Zum Vergleich: Das komplette Schweizer Kader an der diesjährigen U21-EM wird auf 74,25 Millionen Euro eingeschätzt.
Natürlich sind das bloss Zahlen, sie beweisen aber, dass es sich um komplett andere Dimensionen handelt. Und diese Dimensionen haben sich nicht nur auf dem Papier, sondern am Donnerstagabend auch auf dem Platz gezeigt.
Die Schweiz trifft am Sonntag, 25. Juni in ihrem zweiten Gruppenspiel auf Italien. Unsere südlichen Nachbarn werden mit der Wut im Bauch und viel Druck auf den Schultern ins Spiel gehen. Wenn man bedenkt, wie die Schweiz schon gegen Norwegen zu Beginn Mühe hatte, könnte einem angst und bange werden. Könnte. Wir bleiben bewusst beim Konjunktiv. Die Schweizer wissen selbst am besten, dass sie gegen Italien ganz anders auftreten müssen.
Und dass Italien, gerade auf schnelle Gegenstösse, anfällig ist, haben die Franzosen zur Genüge gezeigt. Dass die Schweizer Spieler mit genau diesen Qualitäten ebenfalls im Kader haben, ist nicht erst seit gestern bekannt. Es wird eine Mammut-Aufgabe gegen Italien, aber es winkt dafür auch ein grosser Preis. Mit einem Sieg wäre die Nati praktisch sicher vorzeitig für die Achtelfinals qualifiziert.