Reaktionen aus dem italienischen Lager «Die grösste Enttäuschung meines Lebens»

SB10/DPA

25.3.2022

«Das tiefste Niveau aller Zeiten»

«Das tiefste Niveau aller Zeiten»

Italien fällt gegen Nordmazedonien in der WM-Qualifikation durch. Hier die Meldungen der Sportpresse.

25.03.2022

Italien steht unter Schock. Wie 2018 muss der viermalige Weltmeister bei der Endrunde zusehen – und das als amtierender Europameister. Die Spieler sind untröstlich und die Amtszeit von Coach Roberto Mancini könnte bald vorbei sein.

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Ist Mancini noch der Richtige für Italien?

Fassungslosigkeit, Tränen, Pfiffe: 256 Tage nach dem EM-Triumph von Wembley ist Italien aus allen WM-Träumen gerissen worden. «So wie die EM die schönste Erfahrung meines Lebens war, war dies die grösste Enttäuschung. Wir können nichts sagen, das ist der Fussball. Manchmal passieren unglaubliche Dinge und es ist passiert», sagte Nationaltrainer Roberto Mancini nach dem sensationellen 0:1 gegen Aussenseiter Nordmazedonien am Donnerstag im Playoff-Halbfinale. Ein Tor in der Nachspielzeit zerstörte in Palermo alle Hoffnungen der Italiener auf das WM-Ticket.

Wie 2018, als die Squadra Azzurra in den Playoffs Schweden unterlag, findet die Endrunde ohne den viermaligen Weltmeister statt. Die einheimische und internationale Presse geht hart ins Gericht mit Mancini und seinen Spieler.



Entsetzt sanken die italienischen Stars nach dem Schlusspfiff zu Boden. «Wir sind enttäuscht, gebrochen, am Boden zerstört», so Routinier Giorgio Chiellini. EM-Held Jorginho fügte hinzu: «Es ist schwer zu erklären, was passiert ist. Es tut so weh. Ich bin ehrlich, ich bin immer noch ungläubig.»

Jorginho war es, der in der Gruppenphase bei den beiden Unentschieden gegen die Schweiz jeweils einen Elfmeter verschossen und dadurch den Gang in die Playoffs mitverursacht hatte. «Es tut weh, wenn ich daran denke. Es wird mich für den Rest meines Lebens verfolgen. Zweimal anzutreten und seinem Team und seinem Land nicht helfen zu können, ist etwas, das ich für immer mit mir tragen werde.»

Leonardo Bonucci (links) und Jorginho müssen die WM vor dem TV mitverfolgen.
Leonardo Bonucci (links) und Jorginho müssen die WM vor dem TV mitverfolgen.
Bild: Getty 

Marco Verratti, gegen Nordmazedonien der beste Spieler auf dem Platz, resümiert: «Es ging schief. Es ist schwer, das zu akzeptieren. Wir sind von der grössten Freude vor einigen Monaten mit dem Gewinn der Europameisterschaft bis heute gegangen. Aber ich bin immer stolz auf meine Teamkollegen. Jeder weiss, dass sie alles gegeben haben, heute Abend hat es nicht gereicht. Fragen müssen natürlich gestellt werden. Wir waren stärker als Mazedonien. Das Tor am Ende war ein Albtraum.»

Wie weiter?

Ein derart peinliches Aus schreit in Italien gewöhnlich nach Konsequenzen. Mancini wollte kurz nach dem Spiel noch nicht über seinen möglichen Abschied sprechen. «Wir werden sehen – die Enttäuschung ist zu gross, um über die Zukunft zu sprechen», meinte der Coach auf eine entsprechende Frage. «Es ist schwer, an solche Dinge zu denken. Es wird nicht einfach in den nächsten Tagen.» Es ist in der Tat ein harter Aufprall in der Realität. Selbst nach der verpatzten Qualifikation, wo man hinter der Schweiz Zweiter wurde, betonte Mancini: «Ich denke, wir werden die WM gewinnen.»



Mancini hat als Nationaltrainer einen Vertrag bis 2026. Verbandschef Gabriele Gravina sprach sich noch in der Nacht nach der Pleite für eine Fortsetzung der Zusammenarbeit mit dem Ex-Profi aus: «Ich wünsche mir, dass Mancini bei uns bleibt. Wir haben uns für ein Projekt verpflichtet.» Auch Captain Giorgio Chiellini hielt fest: «Wir müssen uns jetzt aufrichten und ich hoffe, dass Mancini bleibt.» Ob der 37-jährige Abwehrroutinier selbst in der Nationalmannschaft weitermacht, das wollte er am Donnerstagabend aber nicht sagen. 

Gemäss «Gazzetta dello Sport» ist auch eine Demission von Mancini nicht auszuschliessen. Falls der 57-Jährige geht, seien verbandsintern zwei Optionen angedacht. So soll Fabio Cannavaro übernehmen, dem früheren Ballon D’or-Sieger als Direktor zur Seite gestellt werden würde offenbar der ehemalige Nationaltrainer Marcello Lippi. Die andere Wahl ist laut dem Bericht Carlo Ancelotti, der aktuell noch bei Real Madrid unter Vertrag steht. 

Für Nordmazedonien geht es weiter nach Portugal. Dort kämpft der Aussenseiter, der in der Gruppenphase schon Deutschland mit 2:1 düpiert hatte, am Dienstag gegen Cristiano Ronaldo und Co. um das WM-Ticket.