Die WM im Zweijahresrhythmus – kann das gutgehen? FIFA-Direktor Arsène Wenger und etliche Ex-Stars preisen die Idee und betonen die Vorteile. Mehr Spiele soll es nicht geben. Funktioniert der Vergleich mit anderen Sportarten?
Der WM-Rhythmus entzweit die Fussball-Welt. Der Weltverband FIFA drängt auf eine tiefgreifende Reform und die Abkehr vom Vierjahresrhythmus. Die Europäische Fussball-Union UEFA und deren Verbündete üben massive Kritik. Der Streit scheint jetzt schon so festgefahren, dass es am Ende in jedem Fall einen Verlierer geben wird.
Wie sieht der Reformplan aus?
Der internationale Spielkalender ist bis 2024 festgelegt. Deutschland richtet in jenem Jahr die Europameisterschaft aus. Auch die USA, Kanada und Mexiko stehen als Gastgeber der WM 2026 bereits fest. Danach soll nach Ansicht der Technischen Beratungsgruppe der FIFA alles anders werden: In geraden Jahren werden die Weltmeisterschaften gespielt, in ungeraden die kontinentalen Turniere wie die EM und Copa América. 2027 würden demnach die Turniere der Konföderationen ausgerichtet werden, also auch die Europameisterschaft. 2028 würde dann erneut eine WM gespielt werden.
FIFA-Direktor Arsène Wenger verwies am Donnerstag darauf, dass der WM-Rhythmus seit über 90 Jahren bestehe und deshalb aus der Zeit gefallen sei. Mehr Spiele soll es aber nicht geben. Im Gegenteil warb Wenger damit, dass im neuen Spielkalender feste Ruhephasen für die Profis eingeplant seien und durch deutlich weniger, dafür längere Abstellungsperioden für Länderspiele weniger Reisen nötig seien. Eine Option sieht vor, dass die Ligen nur im Oktober/November unterbrochen werden, ehe dann erst wieder im Sommer die Turniere anstehen.
Wer ist gegen die Reform?
Aleksander Ceferin, Präsident der UEFA, drohte schon mit Boykott. Etliche weitere Organisationen sind gegen die Idee – die Europäische Club-Vereinigung ECA, Zusammenschlüsse der Ligen in Europa (European Leagues) und weltweit (World Leagues Forum) sowie mehrere Fanverbünde.
«Der Wert liegt gerade darin, dass die WM alle vier Jahre ausgerichtet wird», sagte Ceferin in der britischen «Times». «Darauf wartet man, es ist wie bei den Olympischen Spielen – ein riesiges Ereignis. Ich sehe nicht, dass unsere Konföderation das unterstützt. Ich hoffe, die FIFA kommt wieder zu Sinnen.» Aus der Bundesliga kritisierten in den vergangenen Tagen ebenso mehrere Vertreter den Plan – oft wird vor noch mehr Spielen gewarnt.
Wer entscheidet über den Spielkalender?
In den FIFA-Statuten steht, dass das FIFA-Council «nach Rücksprache mit den Konföderationen» einen internationalen Spielkalender festlegt, der «für die Konföderationen, Mitgliedsverbände und Ligen verbindlich ist». Im 37-köpfigen Council sitzen neun UEFA-Vertreter. Der WM-Ausrichter wird vom FIFA-Kongress bestimmt. Wenger sagte, er wolle alle 211 FIFA-Mitgliedsverbände auf dem Weg zum neuen Rhythmus mitnehmen. Dass aber alle abstimmen, erscheint zunächst unwahrscheinlich, in diesem Jahr ist zumindest kein ordentlicher FIFA-Kongress geplant. FIFA-Präsident Gianni Infantino äusserte, er hoffe auf Klarheit bis zum Jahresende.
Wie sieht es in anderen Sportarten aus?
Die Weltmeisterschaft nur alle vier Jahre zu spielen, ist im Vergleich der Kernteamsportarten keine Besonderheit des Fussballs. Auch die Basketballer und Volleyballer suchen in diesem Rhythmus ihre Weltmeister. Im Handball wird dagegen alle zwei Jahre eine WM gespielt, im Eishockey sogar jedes Jahr. Der frühere brasilianische Weltmeister Ronaldo zog zudem diesen Vergleich: «Im Tennis werden auch die Hauptturniere jedes Jahr gespielt – und die Qualität leidet darunter nicht.»
Gemeinsam mit der Fussball-WM gelten die Olympischen Spiele als das Sport-Grossereignis schlechthin. Winter- und Sommerspiele werden jeweils auch nur alle vier Jahre ausgerichtet, inzwischen aber um zwei Jahre versetzt, sodass das Internationale Olympische Komitee IOC im Zweijahresrhythmus viel Geld verdient.