In einer mehrteiligen Serie erzählt «Bluewin» die Geschichten von Sportlern, die es trotz eines Handicaps weit gebracht haben. Teil 6: Daley Blind.
Im letzten Gruppenspiel der Champions League kämpften am 10. Dezember Ajax Amsterdam und Valencia im Direktduell um das Weiterkommen. Nach gut einer Stunde setzte sich Ajax-Verteidiger Daley Blind auf den Rasen: «Es ging alles sehr schnell. Es fühlte sich an, als hätte ich nichts gegessen, ein plötzlicher Energieabfall», schildert er rückblickend den Vorfall. Doch Blind spielt weiter, kann aber die Niederlage und das Ausscheiden für den Vorjahres-Halbfinalisten nicht verhindern.
In den nächsten Tagen unterzieht er sich wegen der Schwindelgefühle mehreren Tests. Beim niederländischen Nationalspieler wird eine Herzmuskelentzündung diagnostiziert. «Die Nachricht war ein Schock», erzählt Blind. «Zuvor trainierte und spielte man, machte alles normal und dann geht nichts mehr.»
Ihm wird bei einer Operation ein Defibrillator (S-ICD) direkt unter die Haut implantiert, der elektrische Impulse sendet, um die Herzrhythmen zu regulieren – und damit unter Umständen einen Herzstillstand zu verhindern. Manche Zeitungen schreiben ihn schon voreilig ab. Aber der Sohn der Vereinslegende Danny Blind schaut rasch nach vorne und will so schnell wie möglich wieder auf dem Platz stehen, auch wenn er weiss, dass mit dem Herz nicht zu spassen ist.
Ajax musste bereits einen Schicksalsschlag verkraften
Sein Arbeitgeber hatte bereits Erfahrungen mit dieser Thematik: Am 8. Juli 2017 war Ajax-Talent Abdelhak Nouri bei einem Testspiel gegen Werder Bremen zusammengebrochen und hatte einen Herzstillstand erlitten. Aus einer mangelhaften Versorgung resultierten dauerhafte Hirnschäden, da das Gehirn Nouris über längere Zeit nicht mit Sauerstoff versorgt war.
Blind stand bei dieser Tragödie noch bei Manchester United unter Vertrag und kehrte erst 2018 zu seinem Jugendklub zurück. Doch der Weg ist auch mit dem Defibrillator lang für den 30-Jährigen, obwohl medizinisch keine Bedenken da sind. «Die ersten zwei Wochen bin ich flach im Bett gelegen. Das ist natürlich schlecht für die Kondition. Ich musste nochmals von vorn anfangen», so Blind.
Allerdings ist der ehrgeizige Blind fleissig und macht rasch Fortschritte. Doch es dauert, bis er wieder mit dem Team trainieren darf. Manchmal hätten die Ärzte ihn ein wenig bremsen müssen, schmunzelt der Abwehrspieler.
Drei Monate nach seinem Eingriff gibt Blind dann sein umjubeltes Comeback. «Ich habe keine Angst, was alles passieren könnte. Ich fühle mich gut. Wenn die Angst mich leitet, wird es mir nicht helfen», erläutert er. Sein Ziel drückt Blind simpel aus: «Ich will einfach wieder Freude auf dem Feld haben. Ich werde mich auch nie mehr übers Training beschweren.»