Die Young Boys feiern in Basel einen grossen Sieg, der sie im Kampf um die Meisterschaft wieder ins Rennen bringt. Die Berner sind jedoch in der Stunde des Jubels um Zurückhaltung bemüht.
In einer Parallelwelt würden Fussballer nach einem Spiel wie jenem am Sonntag im Basler St. Jakob-Park vielleicht zu grossen Kampfansagen ausholen, würden hinstehen und selbstbewusst in die Mikrofone diktieren: «Ja, wir sind zurück. Ja, jetzt wollen wir Meister werden.»
Aber die Young Boys sind auch eine Mannschaft dieser Welt, weshalb es nicht überrascht, dass die Berner nach diesem 2:1-Erfolg beim FC Basel, der sie bis auf fünf Punkte an Leader Servette heranbringt, eben nicht zu grossen Parolen ansetzen. «Auch wenn es für euch langweilig ist», sagt Loris Benito. «wir nehmen einfach Spiel für Spiel. Und ich meine das nicht als Floskel.»
Der Captain hatte in den letzten Wochen immer wieder die undankbare Aufgabe, die Leistungsschwankungen seiner Mannschaft zu erklären. Er musste erläutern, wie dieses YB zuhause gegen Yverdon, Sion oder Lausanne teils berauschende Heimsiege feierte, nur um dann in der Folgewoche auf der Schützenwiese oder im Zürcher Letzigrund gegen die Abstiegskandidaten Winterthur und GC zu verlieren.
Insofern steht der 33-Jährige diesmal deutlich lieber hin und erzählt davon, wie gut das Team gegen die beste Offensive der Super League verteidigt und wie mutig es auch in der Vorwärtsbewegung agiert habe.
Fassnachts Visitenkarte für Yakin
Allen voran Christian Fassnacht stellte die Basler Defensive immer wieder vor Probleme, und als der Zürcher auf dem Plastikrasen der Interviewzone im Bauch des Stadions steht, hat er ein so breites Grinsen auf dem Gesicht, wie es nur ein Spieler haben kann, dem an diesem Tag Entscheidendes gelungen ist.
Mit seinen zwei Toren ist Fassnacht der Matchwinner für die Young Boys, und auch wenn der 31-Jährige seit seiner Rückkehr nach Bern im Winter schon zuvor zweimal getroffen hat, kommt dieser Doublette doch eine ungemein höhere Bedeutung zu. Doch auch Fassnacht hat lieber Demut als Übermut. Er sagt: «Wir haben in dieser Saison schon genug Dreck gefressen. Wir wissen, wie schnell es gehen kann in dieser Liga.»
Fassnacht überzeugte auf dem rutschigen Geläuf des Joggelis aber offenbar derart, dass er auch schon auf eine mögliche Rückkehr in die Nationalmannschaft angesprochen wird, die sich nun in den nächsten zwei Wochen für Testspiele gegen Nordirland und Luxemburg trifft.
Doch die Diplomatie verlässt den 19-fachen Internationalen auch bei diesem Thema nicht: «Wenn ich bei YB gute Leistungen zeige, werde ich vielleicht wieder einmal dabei sein können, aber das liegt nicht nur in meiner Hand.» Sondern bei Nationalcoach Murat Yakin, der sich die Partie ebenfalls im Stadion anschaute.
Keine Luftschlösser bauen
Die Young Boys halten sich an diesem Abend ans Credo, dass aller zurückhaltenden Dinge drei sind. Denn auch Giorgio Contini lässt sich nach dem ersten Auswärtssieg der Berner in Basel in der Liga seit dem 16. Dezember 2020 nicht zu vollmundigen Aussagen verleiten. «Ein bisschen glücklich, ein bisschen verdient, und effizient», habe sein Team die drei Punkte geholt.
Auch der YB-Trainer hat die Diskussionen um die Auswärtsschwäche der Berner mitbekommen, und in den Worten des 51-Jährigen ist eine gewisse Genugtuung herauszuhören, wenn er sagt: «Es hiess, wir könnten nicht auswärts, wir könnten nicht auf Rasen. Und jetzt gewinnen wir in Basel.»
Letzter Versuch: Kann dieses YB denn nun doch Meister werden, Herr Contini? «Wir sind wieder näher dran, in den Top-6 zu bleiben. Wir kommen von weit her und wollen jetzt keine Luftschlösser bauen.»