Chaos Co-Trainer beleidigt eigene Spieler: Barça ist der neue FC Hollywood

Von Syl Battistuzzi

5.3.2020

Barça-Coach Quique Setién und sein umstrittener Co-Trainer Eder Sarabia haben bisher nicht das Ruder herumreissen können.
Barça-Coach Quique Setién und sein umstrittener Co-Trainer Eder Sarabia haben bisher nicht das Ruder herumreissen können.
Bild: Getty

Nach der Pleite im Clásico liegen die Nerven beim FC Barcelona blank. Unfreiwillig im Fokus sind dabei der Assistenztrainer, Linksverteidiger Junior Firpo, die Vereinsbosse und ein Ex-Spieler, der den Klub verklagt.

In den 90er-Jahren nannte die Presse Bayern München oft den FC Hollywood, weil der Verein abseits des Rasens durch seine Skandale und Eklats für viel Unterhaltung sorgte. Aktuell passt dieser unwillkommene Titel vielmehr zum FC Barcelona.

Nachdem die Katalanen das kapitale Meisterschaftsspiel gegen Erzfeind Real Madrid mit 0:2 verloren und die Tabellenführung abtreten mussten, scheinen die Zerwürfnisse im Klub immer mehr ans Tageslicht zu kommen. Dabei stehen sich Spieler, Trainerstab und Vereinsleitung gegenüber.

Mitte Januar wurde Quique Setién als Nachfolger von Ernesto Valverde installiert. Sportdirektor Eric Abidal begründete den Wechsel auf dem Trainerstuhl unter anderem mit «Einstellungsproblemen der Spieler», was wiederum Superstar Lionel Messi erzürnte.

Ein ausfälliger Co-Trainer verärgert die Stars

Setién brachte mit seinem Assistenztrainer Eder Sarabia aber neuen Zündstoff ins explosive Gemisch. Der Co-Trainer wurde während der Pleite gegen Real von Lippenlesern dabei ertappt, wie er auf der Trainerbank nicht nur die gegnerischen Spieler, sondern auch die eigenen Profis beleidigte – oft unter der Gürtellinie. Mehrere Barça-Profis sollen sich daraufhin bei der Vereinsleitung sogar offiziell über Sarabia beschwert haben. Doch der Klub schützt den Rohrspatz und will trotz der Schimpftirade keine Sanktionen ergreifen.

Aktiver zeigten sich die Klubbosse gemäss Medienberichten, was die eigene Reputation anbelangt. So soll eine Firma beauftragt worden sein, die in den sozialen Netzwerken negative Kommentare über eigene Spieler und Gegner verbreitet, um das Image der Klub-Oberen zu stärken. Was genau an den Anschuldigungen dran ist, ist immer noch unklar.



Junior Firpos mysteriöse Verletzung

Ebenso merkwürdig ist die Verletzung von Junior Firpo. Der 23-Jährige beleidigte einst als Jugendlicher Lionel Messi in einem Tweet. «Ich glaube, ich breche dir die Beine», schrieb er und beschimpfte ihn sogar als «Sohn einer H***». Trotzdem verpflichtete ihn der Klub, Messis Begeisterung darüber soll sich (verständlicherweise) in Grenzen gehalten haben.

Bisher überzeugte der Ex-Betis-Spieler nicht wirklich auf der Linksverteidigerposition, wo er den etatmässigen Jordi Alba entlasten sollte. Derzeit läuft er mit einer einbandagierten linken Hand auf. Gerüchten zufolge hat er sich diese beim Go-Kart-Fahren – was vertraglich verboten wäre – lädiert. Junior Firpo selbst streitet die Vorwürfe auf Twitter ab.

Eine verletzte Hand sorgt für Aufregung.
Eine verletzte Hand sorgt für Aufregung.
Bild: Getty

Wunschobjekt Neymar klagt erneut

Eine weitere unnötige Verletzung würde der Klub, der 2020 sein 120. Jubiläum feiert, tatsächlich nur schwer verkraften. Vor allem die Offensive wurde durch die Ausfälle von Luis Suarez und Ousmane Dembélé merklich geschwächt. Obwohl der einst für 100 Millionen Euro gekaufte Franzose sich bereits in der Vergangenheit äusserst verletzungsanfällig zeigte, verscherbelte man in der Winterpause ein talentiertes Eigengewächs wie Carlés Perez (zur AS Rom).

Das Vakuum im Angriff musste danach mit Not-Transfer Martin Braithwaite aufgefüllt werden. Die Transferpolitik wird wohl immer das Geheimnis der verantwortlichen Funktionäre bleiben. Kein Mysterium ist der Wunsch von Messi und Suarez, ihren verlorenen Freund Neymar zurückzuholen. Doch seine Rückkehr wird für die Blaugrana nicht nur zum finanziellen Kraftakt – PSG fordert 180 Millionen Euro – sondern auch zu einem Charaktertest.

Neymar hat seinen ehemaligen Arbeitgeber letzte Woche zum dritten Mal eingeklagt. Nach nicht erhaltenen Bonuszahlungen und ausstehenden Gehältern macht der 28-jährige Brasilianer dieses Mal fiktive Vertragsklauseln geltend, die Barça bei seinem Wechsel von Santos zur Erzielung von Steuervorteilen eingebaut haben soll. Ein Vollzugsmeldung im Sommer wäre trotz allem keine Überraschung. Schliesslich gehört Drama seit längerem zu Barcelona wie das längst durchschaubare Tiki-Taka.

Zurück zur StartseiteZurück zum Sport