Die Schweizer Nati ist auch im dritten Spiel gegen Spanien innert dreier Monate komplett überfordert und kassiert sieben Gegentore. Immerhin beendet Alayah Pilgrim die zuvor sechs Spiele andauernde Torflaute. Die Spielerinnen in der Einzelkritik.
Bewertungsschlüssel
- 6 – sackstark
- 5 – gut
- 4 – genügend
- 3 – schwach
- 2 – sehr schwach
- 1 – unterirdisch
So hat sich Nati-Trainerin Inka Grings ihren 45. Geburtstag nicht vorgestellt. Gegen Spanien setzt es eine 1:7-Klatsche ab, da kommt definitiv keine Party-Stimmung auf. Und es war zu keinem Zeitpunkt zu erkennen, dass die Schweiz Lehren aus den beiden letzten Pleiten gegen Spanien (1:5 im WM-Achtelfinal und 0:5 in der Nations League) gezogen hat. Von 14 Spielen unter Grings hat die Nati nur ein Spiel gewonnen und so gerät auch sie zunehmend in die Kritik.
Interviews nach dem Spiel
Die Nati-Spielerinnen in der Einzelkritik
Torhüterin
Livia Peng
Gegen Spanien erhält Livia Peng den Vorzug gegenüber der gegen Schweden stark spielenden Elvira Herzog. Letztlich kann einem Peng nur leidtun. Sie kassiert sieben Gegentore und kann sich in keiner Szene auszeichnen. Das dritte und fünfte Gegentor könnte sie an einem richtig guten Tag möglicherweise noch verhindern, beim sechsten Gegentreffer sieht die 21-Jährige dann uralt aus.
Rechte Aussenverteidigerin
Ana-Maria Crnogorcevic
Die 33-Jährige ist Rekordtorschützin, spielt aber im Verein immer mal wieder als Aussenverteidigerin und tut das nun auch zum zweiten Mal in Folge in der Nati. Gegen Schweden hat das ganz gut geklappt, gegen Spanien zieht sie aber keinen guten Tag ein. In der 8. Minute weiss sie sich nur mit einem Foul zu helfen und sieht Gelb. Immerhin hält sie dann beim Freistoss den Kopf hin und verhindert so ein drohendes Gegentor. Kurz darauf muss Atlético-Spielerin den zweiten Gegentreffer dann aber doch noch auf ihre Kappe nehmen. Ein kleiner Lichtblick ist ihr Zuspiel auf Alisha Lehmann in der 32. Minute, mit dem sie eine Topchance einleitet. In der 62. Minute wird Crnogorcevic beim Stand von 0:3 ausgewechselt.
Innenverteidigerin
Viola Calligaris
In der 3. Minute verpasst sie den Moment fürs Abspiel und verursacht dann unnötigerweise die Ecke, die zum frühen Gegentor führt. Auch beim zweiten und dritten Gegentor trifft die PSG-Verteidigerin zumindest eine Mitschuld. Und mit einem missglückten Tackling verursacht sie auch den Elfmeter, der zum 0:4 führt. Noch bevor dieser ausgeführt wird, wird die 27-Jährige ausgewechselt.
Innenverteidigerin
Luana Bühler
Sieben Gegentore bekommt die Schweiz – und dennoch ist die Abwehrchefin die beste Schweizerin auf dem Platz. Mehrmals verteidigt sie stark und sie spielt auch mutig hinten raus. Kurz vor der Halbzeit sieht sie den freien Raum vor sich und läuft in hohem Tempo mit dem Ball am Fuss über den halben Platz und spielt dann einen perfekten Schnittstellenpass auf Piubel, die die Topchance liegen lässt. Einzig in der 53. Minute schleicht sich eine böse Unkonzentriertheit ein, da spielt sie im eigenen Sechzehner einen Pass direkt in die Füsse einer Spanierin, hilft dann aber gleich selbst mit, diesen Fehler wieder auszubügeln.
Linke Aussenverteidigerin
Nadine Riesen
Die 23-Jährige ist eine Spielerin mit grossem Offensivdrang, gegen Spanien kommt das aber kaum zum Tragen, auch wenn sie sich hin und wieder einzuschalten versucht im Spiel nach vorne. Beim dritten Gegentor nach einer Ecke steigt sie nicht hoch und beim 1:5 entwischt ihr Torschützin Athenea del Castillo. Nach dem Spiel ist der Frankfurt-Verteidigerin die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben.
Mittelfeldspielerin (rechts)
Coumba Sow
Schön, wie die 29-Jährige in der 22. Minute Alisha Lehmann lanciert, doch es bleibt ihre auffälligste Aktion. In der 51. Minute muss sie sich bei Bühler bedanken, dass die nach ihrer komplett missglückten Ballannahme den Brand löscht. Ab der 60. Minute wirkt Sow komplett platt und leistet oft nur noch Begleitschutz, so auch vor dem 1:5.
Mittelfeldspielerin
Lia Wälti (C)
Wälti liefert keine Glanzleistung ab, doch die Arsenal-Legionärin fällt auch nicht komplett durch. Nach ihrer Flanke in der 15. Minute müsste es wegen eines Handspiels Elfmeter für die Schweiz geben, doch die Pfeife bleibt stumm und einen VAR gibt es nicht in der Nations League der Frauen. Wälti unterläuft aber kaum einmal ein einfacher Ballverlust. Das ist gerade in so einem Spiel, wo man ohnehin wenig Ballbesitz hat, von nicht zu unterschätzendem Wert. In der 62. Minute wird die Kapitänin ausgewechselt. Eine Vorsichtsmassnahme, denn zehn Minuten zuvor musste sie sich auf dem Rasen pflegen lassen und lief danach nicht mehr ganz rund.
Mittelfeldspielerin (links)
Géraldine Reuteler
Mit einem Ball in die Tiefe bereitet sie den Schweizer Ehrentreffer vor. Doch zuvor und danach hat sie wenig anzubieten. Und in der 79. Minute leitet sie mit einem Harakiri-Pass eine weitere Topchance der Spanierinnen ein, doch Paralluelo trifft nur die Latte. Von der 24-jährigen Frankfurt-Söldnerin erwartet man einfach mehr.
Rechte Flügelspielerin
Seraina Piubel
Beim ersten Gegentreffer zeigt man instinktiv mit dem Finger auf Piubel, weil sie letztlich am nächsten bei der Torschützin steht. Aber war es wirklich ihre Gegenspielerin? Vielmehr hat einfach die komplette Zuteilung beim Eckball überhaupt nicht gestimmt. Und immerhin hat die 23-Jährige einige Offensivaktionen im Angebot. In der 44. Minute weiss sie sich aber nicht selbst zu belohnen. Sie sprintet in die Tiefe und zieht den Ball mit dem ersten Kontakt perfekt zur Mitte, schlenzt die Kugel dann aber am rechten Torpfosten vorbei. Den muss die FCZ-Spielerin einfach reinmachen.
Mittelstürmerin
Ramona Bachmann
Was man gegen Spanien in mehreren Aktionen sieht: Bachmann ist technisch sackstark und auch für die Weltmeisterinnen ist es teils nur im Verbund möglich, ihr die Kugel abzuluchsen. Aber die PSG-Stürmerin steht im Sturmzentrum oft auf verlorenem Posten. Die 32-Jährige kommt nicht ein einziges Mal gefährlich vors gegnerische Tor. Als hängende Spitze könnte sie ihre Qualitäten besser ausspielen, und das weiss sie selbst nur zu gut. Vielleicht fliessen bei ihr nach dem Spiel auch deshalb die Tränen.
Linke Flügelspielerin
Alisha Lehmann
Lehmann spielt mutiger als in den letzten Partien und spielt weniger Alibi-Pässe. Doch leider lässt die Spielerin von Aston Villa in vielen Aktionen die nötige Präzision und Coolness vermissen. In der 22. Minute bietet sich Lehmann eine Topchance, doch ihr Schuss fliegt der Torhüterin direkt ins Körbchen. Zehn Minuten später zieht die 24-Jährige am Flügel die Linie runter, spielt dann aber eine unpräzise Flanke zur Mitte, sodass sich auch die nächste Torchance in Luft auflöst. In der 66. Minute muss sie Alayah Pilgrim Platz machen.
Eingewechselte Spielerinnen
Ab 62. Minute für Crnogorcevic
Eseosa Aigbogun
Zusammen mit Sow und Pilgrim schafft sie es nicht, Putellas vor dem 1:5 am Flanken zu hindern. Ansonsten fällt sie nicht gross auf.
Ab 62. Minute für Calligaris
Julia Stierli
Stierli steht bei den Gegentreffern nicht im Fokus, sie fällt aber auch nicht positiv auf. Allerdings ist es auch ein sehr undankbarer Job, zu einem Zeitpunkt ins Spiel zu kommen, wo die Mitspielerinnen bereits komplett demoralisiert sind.
Ab 62. Minute für Wälti
Smilla Vallotto
Von der 19-Jährigen, die gegen Schweden in der Startelf stand und dort eine starke Partie machte, hätte man sich vielleicht noch die eine oder andere gelungene Offensivaktion erhofft. Doch so richtig ins Spiel kommen tut sie gegen Spanien nicht. In Zukunft werden wir aber bestimmt noch Freude an ihr haben.
Ab 66. Minute für Lehmann
Alayah Pilgrim
Pilgrim kommt in der 66. Minute ins Spiel und trifft drei Minuten später zum 1:4, es ist ihr erstes Tor im vierten Länderspieleinsatz. Schön, wie sie in den freien Raum sprintet, die herauseilende Torhüterin mit etwas Glück umspielt und dann aus sechzehn Metern die Kugel an einer spanischen Verteidigerin vorbei ins verwaiste Gehäuse schiebt. Damit beendet sie die sechs Spiele währende Torflaute der Schweizerinnen. Und der Jubel zeigt, wie sehr das Thema die Nati-Spielerinnen belastet hat. Denn beim Stand von 1:4 wird sonst kaum je gefeiert. Es ist ein kleiner Lichtblick an einem ansonsten zappendüsteren Abend aus Schweizer Sicht.
Ab 86. Minute für Sow
Meriame Terchoun
Zu kurz für eine Benotung.
Die Highlights des Spiels
Telegramm
Schweiz – Spanien 1:7 (0:2)
Letzigrund, Zürich. – 8515 Zuschauer*innen. – SR Demetrescu (ROU). – Tore: 4. Hernandez 0:1. 11. Putellas 0:2. 56. Garcia 0:3. 62. Putellas (Penalty) 0:4. 69. Pilgrim 1:4. 72. Del Castillo 1:5. 89. Del Castillo 1:6. 93. Oroz 1:7.
Schweiz: Peng; Crnogorcevic (62. Aigbogun), Bühler, Calligaris (62. Stierli), Riesen; Sow (86. Terchoun), Wälti (62. Vallotto), Reuteler; Lehmann (66. Pilgrim), Bachmann, Piubel.
Spanien: Rodriguez; Hernandez (77. Carmona Garcia), Mendez, Aleixandri, Batlle; Bonmati (77. Gabarro), Teresa, Putellas; Garcia (64. Del Castillo), Hermoso (84. Oroz), Paralluelo.
Verwarnungen: 8. Crnogorcevic.